Direkt zum Inhalt

Magazin

Bugatti-Träume sind in Marc Vogels Gubsø Garage in Dänemark ganz real

Verborgen auf dem dänischen Land nahe Aarhus liegt Gubsø Garage, die eine der faszinierendsten europäischen Sammlungen und Werkstätten rund um Bugatti und Art Deco-Klassikern offenbart. Wir besuchten Gründer und Kurator Marc Vogel, um mehr über diesen Schatz zu erfahren.

Vor einigen Wochen erhielt unser Fotoreporter Rémi Dargegen von Gubsø Garage in Dänemark die Einladung, einen besonderen, originalgetreu nachgebauten Bugatti Type 59 zu fahren. Eine Offenbarung! Zum Glück haben wir diese ungemein aufschlussreiche Ausfahrt auf Video festgehalten. Nach einigen Hot Laps auf der Rennstrecke und einer ausführlichen Tour durch die Sammlung wie auch der Restaurationswerkstatt, hat sich Rémi mit Marc Vogel zusammengesetzt, damit uns dieser dänische Enthusiast von seiner Kollektion, seiner Passion nicht nur für Bugatti, sondern auch für die schönsten Automobile der Welt erzählt.

Marc, was ist Ihre früheste Erinnerung an Autos? Vielleicht aus der Kindheit oder den Teenagerzeiten?

So lange wie ich mich erinnern kann, habe ich Bücher über alte Autos gelesen. Das älteste Automagazin, das ich besitze, stammt aus dem Jahr 1982. Ich war damals neun Jahre alt – das hat meine Leidenschaft entzündet.

Welches war Ihr erstes klassisches Auto?

Das war ein Porsche 912 aus dem Jahr 1967, den ich kaufte, als ich 17 war! Ich habe ihn immer noch!

Ihre Sammlung widmet sich im Wesentlichen Bugatti. Wie entstand die Leidenschaft, wenn nicht sogar Obsession für diese Marke sondergleichen?

Es begann, als ich 1989 das Bugatti-Buch von Hugh Conway las. Ich war damals 16 und von Anfang bis Ende fasziniert von Ettore Bugattis Lebensgeschichte. Er war ein großer Entrepreneur und setzte immer handwerkliche Verarbeitung und Qualität vor Profit.

Wie und wann haben Sie Ihren ersten Bugatti erstanden?

Das war im Jahr 2012. Ich hatte genug Geld gespart, um einen Bugatti Type 40 mit Gangloff-Karosserie zu kaufen – ein feines Auto. Ich habe ihn dieses Jahr verkauft, weil ich ihn nicht mehr in Gebrauch habe. Wenn man einmal einen Achtzylinder-Bugatti bewegen konnte, fällt es schwer, zu weniger Zylindern zurückzukehren.

Was waren Ihre Kriterien bei Auswahl und Erwerb der weiteren Automobile?

Eine Zeit lang habe ich mir fast jeden Bugatti, der angeboten wurde, gesichert. In den letzten zwei Jahren bemühte ich mich, einige der nicht mehr von mir genutzten Autos zu verkaufen. Jetzt habe ich letztlich fünf oder sechs Bugatti, die ich jedes Jahr fahre.

Summiert man die genutzten Autos und jene, die restauriert werden: Wie viele Bugatti besitzen Sie aktuell?

Ich habe drei Bugatti, die restauriert werden: ein Type 43, ein Type 54 und ein Type 57. Fahrbereit habe ich neun Bugatti. Macht insgesamt zwölf!

Ihnen gehören auch einige andere Autos wie eine atemberaubende Maserati A6 GCS Berlinetta Pininfarina-Replik sowie ein Cisitalia, ein Delage und ein Delahaye. Was reizt Sie bei einem Automobil?

Manchmal erliege ich einem schönen Auto zusammen mit seiner Historie und seiner Performance. Ich denke, dass alle meine Autos von Schönheit geprägt sind – das ist mir wichtig.

Ihre Sammlung ist eine, die sich in mehrfacher Hinsicht in Bewegung befindet. Sie fahren oft Ihre Autos bei Rallyes und Ausfahrten – vor allem jene von den Bugatti Clubs – und Sie verkaufen manche Autos durch Ihre Partnerschaft mit Century Limited. Folgt Ihre Vorstellung von Besitz einer bestimmten Philosophie?

Ich schätze es, wenn meine Autos genutzt werden – von mir, meinen Freunden oder der Crew meiner Werkstatt. Ich bin immer neugierig darauf, neue Dinge auszuprobieren. Ich möchte nicht in einer Sammlung steckenbleiben, deswegen arbeite ich mit Century Limited zusammen, um einige der Fahrzeuge zu verkaufen. Auf diese Weise kann sich die Sammlung weiterentwickeln.

Die Bandbreite Ihrer Bugatti ist erstaunlich. Sie reicht von einem Brescia zu einem Type 59, von einem Type 37 bis zu einem Type 57C Stelvio – also von sehr früh zu späten Vorkriegsmodellen, von Motorsport zu Luxus. Wollen Sie so viele Typen wie möglich erleben, um die Philosophie hinter jedem Modell, jeder Epoche zu begreifen?

Ja, ich mag die Abwechslung und die Variationen. Keine zwei Autos gleichen einander: Ein Brescia schenkt ein ähnliches, nicht allzu unterschiedliches Fahrerlebnis vis-a-vis einem späteren Type 57C.

Wenn man eine so reichhaltige Sammlung besitzt, dann fällt die Wahl schwer. Trotzdem: Wenn Sie nur ein Exemplar behalten dürften, dann welches?

Keine Frage, das wäre mein allererstes Auto, der Porsche 912. Doch mein Lieblingsauto zum Fahren ist immer noch der Bugatti Type 51.

Gibt es da ein Auto, von dem Sie immer noch träumen?

Es gibt einige Autos, die ich gerne irgendwann besitzen möchte. Ich denke, dass ich als erstes einen Lamborghini Miura kaufen würde.

Wie stehen Sie zu Repliken?

Ich finde, Repliken sind in Ordnung – die Begeisterung beim Fahren ist genauso, als wäre es das Original. Außerdem ist es eine Wiederbelebung von Autos, die unmöglich zu entdecken sind oder schlichtweg nicht mehr existieren. So lange wie diese Autos wunderschön hergestellt sind und nicht vortäuschen, etwas anderes sein zu wollen, habe ich kein Problem damit. Je mehr Menschen diese großartige Passion selbst einmal erleben dürfen, desto besser.

Gubsø Garage ist nicht nur eine Sammlung feinster Automobile, es ist auch eine Werkstatt, in der alle diese Autos erhalten werden sowie Restaurierungen gemacht werden. Erzählen Sie uns mehr dazu!

Ich wollte einen Platz, der umfassend das Sammeln von klassischen Autos bedient, nicht nur Erhaltung, sondern auch Restaurierung, das Herstellen von Teilen, etc. Also haben wir hier 2021 diesen speziell für diesen Zweck geschaffenen Standort eröffnet. Es ist enorm befriedigend, fast komplett in-house sowohl instand zu setzen wie auch zu pflegen und warten.

Sie stellen außerdem selbst Teile her, größtenteils Motorkomponenten für die Sie eine besonders anspruchsvolle Maschine einsetzen. Dürfen wir daraus schließen, dass Gubsø Garage der Ort ist, an dem Tradition auf Moderne und High-Tech trifft? Sind diese neuen Teile nur für Ihre Autos gedacht oder werden sie auch verkauft?

Es ist mitunter schwierig, an hochwertige Ersatzteile zu kommen, also haben wir angefangen, genau jene Teile zu produzieren oder auch Teile, die wir in unserer  Herstellung verbessern können. Sie sind nicht ausschließlich für uns, sondern werden an Bugatti-Besitzer weltweit verkauft. Wir haben diesen Service bisher einfach nicht sonderlich stark vermarktet.

Sie haben auch Bugatti-Werkbänke, Schraubstöcke und Zwingen  nachgebildet – zunächst für Ihre eigene Werkstatt, damit sich diese Arbeiten im originalgetreuen Stil geschehen. Verkaufen Sie diese auch?

Ja, wir verkaufen Bugatti-Zwingen und -Stöcke, Werkbänke sowie Scharniere. Zu unserem Angebot gehören auch Ersatzteile für die Bugatti, Kolben, Anlassereinheiten und so weiter.

Was sind die nächsten Schritte bei Gubsø Garage? Wie stellen Sie sich die weitere Entwicklung vor?

Ich denke, dass wir weiter so fortfahren, wie wir das heute machen. Autos restaurieren und bewahren  - und so viele Menschen wie nur möglich mit unserer Leidenschaft anstecken. 

Und zum Abschluss: Sehen Sie sich als Classic Driver?

Aber ja, aus vollem Herzen.

Fotos: Rémi Dargegen © 2024

Sie können den Bugatti Type 59 aus der Gubso Garage sowie andere klassische Autos und Motorräder, die von Century Limited angeboten werden, im Classic Driver Markt entdecken.