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Citroëns BX 4 TC ist ein Schnäppchen unter den Gruppe-B-Rallyehelden

Homologation Specials gab es in allen Formen und Größen, ganz besonders in der Gruppe-B-Ära der WRC. Lange richtete sich die Aufmerksamkeit auf Angebote von Audi, Peugeot und Renault. Nun wird bei der Aguttes on Wheels Frühjahrs-Auktion mit dem Citroën BX 4 TC ein würdiger Rivale versteigert.

Im Kosmos des Automobils gibt es einen Begriff, der bei jedem echten Autoliebhaber sofort die Augenbrauen hochgehen lässt: ein Begriff, der Fahrzeuge beschreibt, bei denen sportlicher Ruhm im Vordergrund steht. Und die dann von 11 auf bescheidene 9,5 zurückgeschraubt werden, damit auch Normalsterbliche sie erleben können. Wie in diesem Fall um eine Familienlimousine, die konstruiert wurde, um es in der Rallye-WM mit etablierten Rallye-Ikonen aufzunehmen und von der zwecks Homologation auch eine Straßenversion entstand. 

Womit wir bei der besonderen Spezies der Homologations-Sondermodelle wären. Dieser BX 4 TC aus 1986 war Teil einer Serie von 200 „zivilen“ Modellen, die Citroën zur Homologation des Wettbewerbs-Modells durch die FISA beim Karosseriebauer Heuliez bauen ließ. Er gehört zu einer Fülle französischer Köstlichkeiten, die am 16. März zur Frühjahrs-Auktion von Aguttes on Wheels nach Paris kommen.

Das Konzept eines sportlichen BX entstand drei Jahre vor der Vorstellung des 4 TC. 1983 bei der Rallye des 1000 Pistes, wo neben den Werks-Citroën Visa auch ein ungewöhnlicher, von Politecnic vorbereiteter BX 4x4 teilnahm. Während die Führungskräfte von Citroën ein Auge auf die Limousine warfen, wurde hinter den Kulissen bereits eine „eigene“ Version entwickelt. Für einen offiziellen Werkseinsatz in der nach Gruppe-B-Reglement ausgetragenen Rallye-WM von 1985. Zu diesem Zeitpunkt war die Gruppe B längst das heißeste Gesprächsthema für jeden, der sich auch nur im Geringsten für Motorsport interessierte. Mit Veranstaltungen auf der ganzen Welt, die Tausende risikofreudiger Fans anzogen. Die alle darauf brannten, eine Ladung Dreck ins Gesicht geschleudert zu bekommen. Audi, Ford, Lancia, Mazda, Peugeot, Renault – sie alle wollten unbedingt den Titel. Und Citroën als Späteinsteiger musste sich schnell auf den neuesten Stand dieser hochoktanigen Disziplin bringen, um Hoffnung auf konkurrenzfähige Leistungen zu hegen.

Aber leider war es die mangelnde Performance, die letztendlich zum schnellen Ende des BX 4 TC führte. Nach Verzögerungen in der Entwicklung und der erst zum 1. Januar 1986 – und damit sehr späten – Homologation durch die FISA nahm die Rallyekarriere bereits einen holprigen Start. Am Ende traten die Franzosen nur bei drei WM-Läufen (Monte Carlo, Schweden, Akropolis an), ehe sie sich schon wieder aus der Rallye-WM zurückzogen. Zumal nach schweren Unfällen in Portugal und auf Korsika die Gruppe-B-Autos zum Ende der Saison 1986 verboten wurden. 

Um die Homologation für den Gruppe-B-BX 4TC zu erhalten, musste Citroën wie erwähnt 200 straßenzugelassene Exemplare produzieren, alle ausgerüstet mit einem 200 PS starken 2,1-Liter-Turbomotor und Allradantrieb. Doch nur 86 Autos fanden einen Käufer, die überzähligen wurden von Citroën unter Aufsicht eines Gerichtsvollziehers vernichtet. 

Man geht davon aus, dass heute noch 40 Exemplare existieren, was Überlebende wie dieses Fahrzeug zu einer wahren Rarität machen. Es wurde am 22. April 1986 in die Schweiz exportiert, wo es aber nie angemeldet wurde und viele Jahre lang nur als Ausstellungsstück in der Garage eines Sammlers stand. 2007 ging das Auto an seinen bis heute zweiten Besitzer. Seitdem kamen nur 2800 Kilometer zustande, was diesen Citroën BX 4 TC zu einem der Exemplare mit der geringsten Kilometerleistung überhaupt macht. Jetzt, nach einer Generalüberholung und optimierten Einspritzanlage, haben Sie die Chance, einen der stillen Helden des Rallyesports fast auf den Tag genau 40 Jahre später wieder zu erleben!

 

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