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Prestige Restoration ist eine große Familie von Autoliebhabern

Prestige Restoration ist eines der ältesten und hochwertigsten Restaurierungsunternehmen im Vereinigten Königreich. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Katie Harcus, um mehr über das Familienunternehmen aus Surrey zu erfahren und uns aus erster Hand von der Qualität der Arbeit zu überzeugen.

Die heimelige und diskrete Werkstatt von Prestige Restoration liegt tief im ländlichen Surrey. Das Unternehmen verfügt vielleicht nicht über die 3.000 Quadratmeter großen klinischen Werkstätten mancher Restaurierungsriesen, aber die warme und einladende familiäre Atmosphäre sowie 60 Jahre Qualitätsarbeit haben es zu einem der renommiertesten Restaurierungsbetriebe nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern in der ganzen Welt gemacht. Wir haben uns auf den Weg nach Surrey gemacht, um mit Geschäftsführerin Katie Harcus über die Geschichte von Prestige Restoration, seine Restaurierungsphilosophie und die Besonderheiten der Oldtimer-Restaurierung zu sprechen.

Katie, vielen Dank für die Führung durch Ihre beeindruckende Werkstatt! Soweit wir es verstanden haben, blickt Ihre Familie auf eine lange Tradition im Restaurieren von Autos zurück. Können Sie uns ein bisschen mehr davon erzählen?

Es begann mit meinen Großeltern. Man würde annehmen, dass die meisten Großmütter in der Küche stehen und einen Victoria Sponge-Kuchen backen. Aber in der Regel baute sie im Schuppen einen Vergaser um, während mein Großvater an einem alten Motorrad schraubte. Davon animiert, fing meine Mutter in den 1980er Jahren mit elf Jahren an, Kartrennen zu fahren, und zwar im selben Club wie Nigel Mansell. Während sie in Blackbush Rennen fuhr, wurde sie von Emilio Garcia von Autokraft entdeckt, der damals AC Cobras in Brooklands baute. Er war ebenfalls Kartfahrer, sah in meiner Mutter Potenzial, und sponserte sie!

Nachdem sie ihr Studium des Werkzeug- und Maschinenbaus abgeschlossen hatte, suchte sie eine Stelle in der Automobilbranche. Aber die gängigste Ausrede war damals, dass man keine Frauen einstellen könne. Glücklicherweise bot Emilio ihr einen Job bei Autokraft an, wo sie eine Ausbildung in Blechbearbeitung und Karosserielackierung erhielt.

Dort lernte sie Shane Willis, den Mitbegründer unseres Unternehmens, kennen, der bereits über eine Menge Erfahrung in der Branche verfügte. Als meine Mutter etwa 20 Jahre alt war, gründete sie nach rund fünf Jahren bei Autokraft zusammen mit Shane 1984 ihr eigenes Business, Prestige Restoration. Zunächst auf hochwertige Lackierarbeiten spezialisiert, platzten die Räumlichkeiten bald aus allen Nähten, was einen Umzug nach Guildford zur Folge hatte. Ehe sie dann letztendlich zurück an unseren jetzigen Standort zogen, wo wir jetzt seit über 30 Jahren ansässig sind.

Wann sind Sie zum ersten Mal in das Familienunternehmen eingestiegen?

Wie meine Mutter bin ich mit Autos aufgewachsen. Schon als Kind wurde ich an den Wochenenden in die Werkstatt mitgenommen, was ich absolut geliebt habe. Für mich war das ganz normal - ich dachte, alle Mütter kämen nach Spachtelmasse riechend von der Arbeit nach Hause. Diesen Geruch liebe ich bis heute!

Ich wollte schon immer involviert sein und habe vor etwa zehn Jahren angefangen, bei der Buchhaltung zu helfen. Jetzt versuche ich, alle Aspekte des Geschäfts kennen zu lernen. Es ist wichtig zu wissen, wie und warum alles in der Werkstatt gemacht wird.

Wie haben sich Ihr Ansatz und Ihre Techniken im Laufe der Jahre verändert, wenn überhaupt? 

Unsere Herangehensweise hängt vom Besitzer ab und davon, was er von seinem Auto erwartet. Wenn es jedoch um die Karosserie geht, haben wir das Glück, von kleinen Reparaturen bis hin zur Komplettrestaurierung alles selbst ausführen zu können. Wir sind stolz darauf, alles nur Denkbare aus Aluminium oder Stahl herstellen zu können. Mit denselben Techniken und Maschinen, die in den 1960er-Jahren üblich waren. Dabei bemühen uns sehr um Genauigkeit und um die historisch authentische und korrekte Ausführung der Arbeiten.

So versuchen wir zum Beispiel immer, die originale Werkslackierung nachzubilden (natürlich mit modernen Lacken und nicht mit solchen auf Zellulosebasis). Unsere Spezialität ist es, die Originallackierung auf die ursprüngliche Weise nachzubilden. Ansonsten nehmen wie am Auto Änderungen vor, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit zu verbessern. Aber alles, was wir tun, ist immer reversibel, das heißt wir behalten alle Originalteile. Ich sage immer, wenn man ein Auto richtig restauriert, braucht man es nur einmal zu restaurieren. Das ist wirklich der Kern unserer Philosophie.

Finden Sie, dass die Autos gewisser Hersteller mehr Pflege und Aufmerksamkeit erfordern als andere? Welche Modelle sind am schwierigsten zu restaurieren?

Zu 100 Prozent die italienischen Marken. Die Ferrari und Maserati sind so kompliziert gebaut. Man könnte sagen, dass sie mit einem gewissen Maß an künstlerischer Freiheit hergestellt wurden. Bei einem Ferrari 250 Lusso zum Beispiel muss man sehr viel recherchieren, um zu verstehen, was original ist und was nicht. Bei einem kürzlich von uns gebauten Fahrzeug haben wir die Originalschweißnähte aus dem Werk nachgezeichnet und sie auf dieselbe Weise wiederhergestellt. Das ist unsere Art, den Künstlern, die sie ursprünglich gebaut haben, Respekt zu zollen.

Bei den Ferrari und Maserati ist es - im Gegensatz zu den Massenautos - fast unmöglich, Originalteile zu finden, also muss alles nachgebaut werden. Und wenn mal etwas verfügbar ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es anbauen kann und es auf Anhieb passt, sehr gering. Jedes Auto ist anders, es hängt ganz davon ab, wer es an diesem Tag gebaut hat.

Können Sie mir einige Ihrer bisherigen Lieblingsrestaurierungen nennen? Gibt es welche aus diesem Jahr, die besonders hervorstechen? 

Ja! Wir sind gerade dabei, einen Maserati 3500 GT von 1958 zu restaurieren. Alle diese Projekte sind mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden. Der Maserati kam in einem so erbärmlichen Zustand an. Er war ein Scheunenfund, so dass das Chassis zusammengebrochen war und bestimmte Teile fehlten. Es war eine echte „nut-and-bolt“-Restaurierung, bei der man jeden Zentimeter des Autos kennenlernt. Ich werde ihn wirklich vermissen.

Wir sind sehr stolz auf dieses Auto, denn wir haben alles in-house gemacht und viel in alten Zeitschriften und Artefakten recherchiert, um es in den Werkszustand zurückzuversetzen. Wir haben zum Beispiel Wochen gebraucht, um die exakte Farbe auf dem Bauplan wiederherzustellen. Die Originalfarbe war Verde Chiaro, aber das Auto wurde irgendwann in seiner Vergangenheit neu lackiert, und es war keine Originalfarbe mehr übrig. Ähnlich verhielt es sich mit der Innenausstattung: Wir mussten eine Sonderbestellung für eine bestimmte Farbe des Connolly-Leders aufgeben.

Doch das sind die Herausforderungen, die uns wirklich Spaß machen. Es ist wirklich befriedigend, wenn man einem Besitzer sagen kann, dass man ein obskures, fehlendes Teil in der Garage eines Italieners gefunden hat. Stand jetzt ist das Auto zu 90 Prozent fertig, und wir können es kaum erwarten, es dem Besitzer zurückzugeben. Die letzten zehn Prozent sind natürlich der schwierigste Teil. Wir verbringen viele Stunden damit, die Autos bei Fahrten auf Nebenstraßen durchzuschütteln und darauf zu achten, dass nichts klappert oder knarzt. Alles muss genau stimmen.

Wie unterscheidet sich Ihre Philosophie von der anderer Restaurierungsunternehmen im Vereinigten Königreich?

Wir wollen einfach die bestmögliche Arbeit abliefern. Ein Vorteil eines kleinen Familienunternehmens ist, dass wir einen persönlicheren Service bieten als die größeren Unternehmen. In unserer Werkstatt kommen die unterschiedlichsten Autos zum Einsatz, aber unabhängig vom Modell haben wir einen Standard, den wir auf alle Autos anwenden, die wir restaurieren. Wir sind einfach ein Haufen echter Autoliebhaber, die lieben, was wir tun, und wir sind wirklich eine große Familie. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber es ist wahr.

Was steht als Nächstes bei Prestige Restoration an?

Wir wollen einfach weiter fleißig und gut beschäftigt sein. Was wir noch nicht erwähnt haben, was uns aber sehr am Herzen liegt, ist, der nächsten Generation beizubringen, wie man Autos authentisch restauriert. Das wirklich Ungewöhnliche an Prestige Restoration ist, dass wir ein so junges Team sind (mit ein paar Ausnahmen). Unser Ziel ist es derzeit, unsere Mannschaft auszubilden und zu entwickeln, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Es ist ungewöhnlich, sechs oder sieben Leute unter 30 Jahren zu sehen, die auf höchstem Niveau an einem „english wheel“ oder einer Drehbank arbeiten, aber genau das haben Sie ja bei Ihrem Besuch auch gesehen. Der Plan ist also, das, was wir tun, auch in den nächsten 40 Jahren fortzusetzen. Aber ja, wir werden nicht so bald einen Elektromotor in einen Ferrari einbauen!

Fotos von Amy Shore für Classic Driver © 2022