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Dieser Alfa 6C Aprile ist ein Semifreddo-Torpedo im Smoking

Wo Corrado Lopresto ist, ist ein automobiles Einhorn nie weit. Für die diesjährige Ausgabe von The ICE St. Moritz hat der weltbekannte Sammler den Sechszylinder dieses einzigartigen Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Aprile Baujahr 1931 gestartet und zum Concours auf dem Eis gebracht.

Es ist keine Überraschung, dass die Bond-ähnliche Kulisse jedes Jahr im Februar, wenn The ICE St. Moritz in den mondänen Schweizer Skiort zurückkehrt, einige Weltklasse-Modelle anzieht. Wie dieses, bei dessen Anblick uns die Kinnlade nach unten klappt. Es ist der unglaubliche Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider Aprile von 1931 – nach St. Moritz gebracht von der Lopresto Collection.

Seine Geschichte geht zurück auf die frühen 1920er-Jahre, als Alfa Romeo Vittorio Jano mit der Entwicklung eines leichten und dennoch schnellen Fahrzeugs als Ersatz für die schweren Modelle RL und RM beauftragte. Das Ergebnis seiner Arbeit stand 1925 auf dem Automobilsalon von Mailand. Der Wagen erhielt die Bezeichnung 6C 1500, benannt nach seinem 1,5-Liter-Reihensechszylinder. 1929 tauchte bei der Mille Miglia erstmals die leistungsstärkere Variante 6C 1750 auf, was uns zu dem wunderschönen Exemplar führt, das Sie hier sehen.

Auftritt Giovanni Battista Aldo Barabini aus Genua, der 1931 auf der Suche nach einem neuen Sportwagen auf diesen 6C 1750 Gran Sport stieß, der mit einem kürzeren Radstand und einer Spider-Karosserie von Zagato aufwartete. Als stärkste Variante – sein per Kompressor aufgeladener DOHC-Motor leistete 85 PS -erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h und war damit eines der schnellsten Autos seiner Zeit. Der erste Besitzer behielt das Auto jedoch nicht lange, und nach mehreren Besitzerwechseln kehrte dieser 6C zunächst zu Alfa Romeo zurück, bevor er 1933 von Dino Carabba erworben wurde. Im folgenden Jahr nahm Carabba am Bergrennen Varese-Campo dei Firori teil, wo er und sein Alfa eine große Show lieferten und den vierten Platz in der Klasse und P11 in der Gesamtwertung belegten.

Der weitere Verbleib des Wagens in den folgenden Jahren ist nicht vollständig dokumentiert. Man geht jedoch davon aus, dass er weiterhin an kleineren Rennen teilnahm und dreimal den Besitzer wechselte, bevor er im August 1938 an die Karosseriewerkstatt von Giuseppe Aprile aus Savona verkauft wurde. Offenbar hatte das Auto vor seiner Ankunft dort einen kleinen Unfall. Und erhielt als Folge eine Runderneuerung samt neuer Karosserie aus der Feder von Graf Mario Revelli de Beaumont, der für zahlreiche andere schöne Modelle dieser Zeit verantwortliche Fahrzeugdesigner.

Kurz nach dieser Metamorphose verkaufte Aprile den Alfa an einen einheimischen Enthusiasten, der das Auto während des Zweiten Weltkriegs sorgfältig versteckte und sich bis 1956 weiter um sein Sechszylinder-Meisterwerk kümmerte. Sein nächster Besitzer aus Ligurien schätzte diesen atemberaubenden Alfa ebenfalls sehr, doch wurde das Auto in jener Zeit nur sehr selten öffentlich gesehen.

Der 6C ist bis heute bemerkenswert unverändert und original geblieben. Er genoss zuletzt eine zweijährige Restaurierung, bei der mit Unterstützung des Politecnico der Mailänder Universität auch die exakten Weiß- und Blautöne seiner ursprünglichen Farbgebung nach der Aprile-Umgestaltung wiederhergestellt wurden.

Seit er 2012 wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt ist, hat dieser Alfa 6C 1750 zu viele Concours-Preise abgeräumt, um sie alle zu erwähnen – von Pebble Beach bis zur Villa d’Este. Jetzt sind wir begeistert, ihn auf der gefrorenen Oberfläche des St. Moritzersees Schneepirouetten drehen zu sehen, während er sich darauf vorbereitet, die Jury bei The ICE an diesem Wochenende zu beeindrucken!

Fotos von Rémi Dargegen