Dieser einmalige Ferrari 250 GT SWB Continuation ist Ihr Ticket zur Tour Auto

Für das Grand Palais ist ein Ferrari 250 SWB kein Unbekannter, denn schließlich wurde fand an diesem Ort die Enthüllung im Oktober 1959 beim alljährlichen Salon de l`Automobile statt. Dieses Auto folgte auf die Interimsversion und nutze einen kürzeren Radstand (2.400mm) – daher auch der Name Passo Corto, dessen englische Übersetzung die Welt der Enthusiasten als Short Wheel Base kennt. Mit puren Designlinien von Pininfarina gezeichnet, einem niederen Gesamtgewicht, ausgewogener Aufhängung, Scheibenbremsen und der Leistungsfähigkeit des 3,0-Liter-V12 von Colombo mit annähernd 300 PS avancierte dieser Ferrari bald zu einer Macht im Motorsport und zu einem enorm begehrenswerten Sportwagen.

Innerhalb kürzester Zeit trat der Ferrari bei den anspruchsvollsten Rennen der damaligen Zeit auf wie beispielsweise in Le Mans oder bei der Tour de France. Mit dem 250 SWB wurden drei Klassensiege in Folge in Le Mans eingefahren und bei der Tour der France wurde ebenfalls dieser dreimalige Triumph 1960, 1961 und 1962 wiederholt.

Im Vergleich zu jener Kompromisslosigkeit mag die heutige Tour Auto etwas entspannter wirken, aber es handelt sich immer noch um eine herausfordernde Rallye über fünf Tage, die Wertungsprüfungen auf eigens gesperrten französischen Straßen und auf Rennstrecken bereithält. Der Ferrari 250 SWB war schon immer eine feste Größe bei der Tour Auto sowohl in der Lusso-Version mit Stahlkarosserie in der Gleichmäßigkeitsklasse und der Rennversion mit Aluminiumkörper in der Motorsportklasse. Jedes Jahr startet die Tour Auto vom Grand Palais aus: Der Anblick der vielen 250 SWB am Ort, wo diese Ikone einst enthüllt wurde, ist nichts weniger als ein atemberaubendes Fest für die Augen.

Auch dieses Jahr wird keine Ausnahme von der Regel, bis auf ein paar wenige Änderungen: Seit letztem Jahr wird die Tour Auto nicht im April, sondern in der ersten Septemberwoche starten und zum ersten Mal seit langer Zeit findet der Auftakt zum Frankreichrennen nicht im Grand Palais statt, sondern im Grand Palais Ephémère statt. Das ursprüngliche Gebäude wird umfassend renoviert und als Übergangslösung wurde von den Architekten Wilmotte & Associates eine luftige und kühne moderne Struktur erreichtet, die sich im Champs de Mars beim Eiffelturm befindet.

Was nun den Ferrari 250 SWB betrifft, die diesjährige Auflage der Tour Auto verspricht denkwürdig zu bleiben, denn die Rallye feiert diese legendäre Berlinetta mit acht Vertretern dieser seltenen Art. Bei der Hälfte wird es sich um Originale handeln, die anderen firmieren als Continuation, denn die Organisatoren haben die strenge Teilnahmeberechtigung etwas gelockert so lange diese Fahrzeuge ein Ferrari 250-Chassis besitzen und gemäß dem Standard der Originale gefertigt worden sind.

Und genau um das dreht es sich bei diesem Ferrari 250 SWB Continuation. Er wird das Highlight sein bei der ersten Auktion von Aguttes in Partnerschaft mit Peter Auto zum Auftakt der Tour Auto. Unter dem Titel „Tour Auto – La Vente Anniversaire“ wird diese Versteigerung nicht nur sieben außergewöhnliche Autos aufrufen, sondern auch Weine, Uhren und zeitgenössische Kunstwerke wie zum Beispiel von Jon One.

Bei dem Ferrari 250 GT Berlinetta SWB Continuation von 1962, der bei Aguttes unter den Hammer kommt, handelt es sich um ein ganz besonderes Exemplar, denn es ist die sehr genaue Nachbildung eines der 75 Ferrari 250 GT Berlinetta SWB Competizione mit Aluminiumkarosse. Die besten Handwerker rund um Modena haben mit viel Geduld und Expertise dieses Auto für einen anerkannten Ferrari-Experten nachgebildet, der es dann an einen Gentleman Driver verkaufte, der dieses Auto wiederum mit größter Sorgfalt pflegte. Quasi das Tüpfelchen auf dem „i“: Peter Auto hat zudem offiziell bestätigt, dass dieser SWB zur Tour Auto zugelassen ist und noch zur Greatest Trophy-Serie, die auf Rennstrecken ausgefahren wird.

Wie uns Gautier Rossignol, der Leiter der Abteilung Aguttes On Wheels, sagte: „Dieses Auto wird zusammen mit einer riesigen Dokumentation an Fotos und Unterlagen verkauft, die jeden Schritt dieses Prozesses belegen. Die Qualität der Maßnahmen ist beeindruckend, denn sie wurden von den besten italienischen Restaurateuren unternommen – für einen Ferrari-Experten, der eine profunde Kenntnis dieser Ferrari besitzt.“

Die Namen der beteiligten Werkstätten werden jedem Besitzer eines historischen Ferrari gut bekannt sein. Dieses Auto basiert auf einem Ferrari 250 GTE von 1962 mit der Fahrgestellnummer 3369GT, der neu nach Rom ausgeliefert worden war und dessen Chassis, Motor, Achsen und Fahrwerk dem SWB sehr ähnelt. Im Laufe der drei Jahre zwischen 2013 und 2016 wurde das Chassis in Hinblick auf Motorsportstandards optimiert (Radstand: 2,41 Meter). Diese Arbeit führte der renommierte Spezialist Reggiani aus der Nähe von Modena aus, die Aluminiumkarosserie fertigte die Werkstatt von Bacchelli & Villa, die auch als Carrozzeria Autosport mit Sitz in Bastiglia bekannt sind. Sie bestätigten auch, dass dieses Exemplar ihr letztes Continaution-Fahrzeug sein wird, denn sie konzentrieren sich künftig ausschließlich auf Restaurationen. Der Motor war in den bewährten Händen von Toni Auto, der berühmten Werkstatt in Maranello. Das Auto ist eine akkurate Nachbildung bis hin zu den kleinsten Details wie zum Beispiel die Magnesium-Vergaser oder die Benzinpumpe, die von der linken Nockenwelle angetrieben wird.

Wie uns Gautier Rossignol erzählt, „sind die Proportionen sowie die Einstellungen in der Summe erstaunlich. Die Qualität der Lackierung ist ebenfalls hervorragend. Mit dem Ton Avorio-Beige sticht das Auto wirklich heraus, wenn man es real erleben darf. Das Interieur verströmt eine ganz besondere Atmosphäre mit dem langen Schalthebel, den Instrumenten am Armaturenbrett und den Sattlerarbeiten in Orange und Braun, die in Maranello von Luppi ausgeführt wurden.“ Einige Eingriffe haben stattgefunden, die aber reversibel sind wie beispielsweise das neu aufgebaute Fünfgang-Getriebe, das GTO Engineering im Vereinigten Königreich konvertierte, das kleinere Lenkrad um den Einstieg zu erleichtern sowie der Zigarrenanzünder links des Lenkrads.

Gautier Rossignol hatte das Privileg, dieses Exemplar einmal selbst fahren zu dürfen und das Erlebnis hat ihn nicht enttäuscht: „Wir fuhren das Auto auf dem kurvenreichen Circuit des Ecuyers und ich war von der Performance auf dem Kurs erstaunt: Es dreht buchstäblich flach und drückt nur sehr leicht auf die äußere Federung, was ein tolles Handling erzeugt. Die Bremsen sind sehr gut, die Schaltung präzise und fest. Ich bekam einige unvergessliche Fahrerlebnisse mit einem V12, der brüllt, wenn man über 5.000 dreht, ehe man sich in die nächste Kurve stürzt. Man bekommt davon nie genug!“

Der aktuelle Eigner hat das Auto sorgfältig gepflegt und machte damit Wochenend-Ausfahrten oder nahm an entspannten Rallyes teil. Der SWB wurde erst kürzlich umfassend von Ferrari Pozzi in Levallois-Perret überholt. Der perfektionistische Besitzer entschied zudem, dass Pozzi den oberen Teil des Motors neu aufbauen sollte – eine Investition von über 22.000 Euro. Mit einer britischen Zulassung ausgestattet, wird das Auto am 30. August im Pariser Grand Palais Ephémère mit einem Schätzwert von 750.000 – 950.000 Euro aufgerufen. Wir vermuten, dass der neue Besitzer vermutlich nicht der einmaligen Versuchung wird widerstehen können, zusammen mit den zu erwartenden anderen acht Ferrari 250 SWB beim Grand Palais Ephémère zur Rallye zu starten – nicht weit entfernt vom Original, wo alles begann.