Trevor Fiore, seinerzeit Designchef bei Citroën, war ein recht ungewöhnlicher Typ. Er wurde in England als Trevor Frost geboren, nahm aber den Mädchennamen seiner Mutter an, um in der von Italienern dominierten Welt der Stylisten mehr Glaubwürdigkeit zu besitzen. Vielleicht hatte diese Taktik sogar Erfolg, denn er wurde 1980 Robert Oprons Nachfolger bei der traditionsreichen französischen Marke. Vorher hatte Fiore allerdings schon einige Jahrzehnte unter eigenem Namen Fahrzeuge für etliche Hersteller entworfen.
Die Pyramide von Paris
Kaum angekommen, gab es schon die erste Deadline für Fiore und sein Team: Der Pariser Salon d'Automobile 1980. Es gab keine neuen Serienmodelle, die man hätte zeigen können, aber Citroëns neuer Designchef wollte bei diesem Heimspiel in der französischen Öffentlichkeit für ein entzücktes „Oh là là“ sorgen. Karin, das Resultat der Bemühungen, war sofort ein Hit. Möglich, dass noch eine Ahnung von der einst beliebten Keilform in diesem Konzept steckte, aber wer hatte zuvor schon eine Pyramide auf Rädern gesehen? Trotz der radikalen Formensprache gelang es Frost/Fiore, einige markentypische Elemente unterzubringen. Die Frontscheinwerfer erinnerten an den Citroën SM und das Emblem mit den doppelten Winkelstreifen tauchte auch mehrfach auf. Vermutlich hätten auch nur die Franzosen mit ihrem Hang zu exzentrischen Autos so einem Konzept grünes Licht gegeben.
Im Interieur huldigte Karin schon damals der späteren Verliebtheit in Knöpfe und Tasten aller Art: Es gab für jede nur erdenkliche Funktion ein eigenes Bedienelement. Ein Bildschirm war übrigens auch nicht genug, denn in den Türverkleidungen waren überraschenderweise ebenfalls welche angebracht. Aber besonders interessant war Fiores Anordnung der Passagiere: Der Fahrersitz befand sich in der Mitte, flankiert von je einem Gestühl für die Ehefrau und für die Mätresse. Ganz offensichtlich hatte sich der Engländer mit dem italienischen Namen in Frankreich bereits bestens integriert.
Fotos: Citroën