In den 1930er Jahren erlebte Citroën einen wahren Höhenflug. Das neue Modell Traction 15 Six war eben zur „Königin der Straße“ gekürt worden, denn das Fahrverhalten zusammen mit einem mächtigen 2,8-Liter-Reihensechszylinder mit 77 PS Leistung unter der Motorhaube waren beeindruckend. Die Welt erwartete nun sehnsuchtsvoll das Debüt der Cabrio-Version. Anfang 1939 war es soweit und Citroëns Entwicklungsabteilung testete eine Handvoll Prototypen auf der Rennstrecke Montlhéry.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs etwas später sollten die Ursprünge des Citroën Traction 15 Six Cabriolet geheimnisumwoben bleiben – es wird angenommen, dass nur sieben Karosserien gefertigt wurden, wovon drei noch kurz vor Kriegsbeginn fertiggestellt wurden. Ein Cabrio wurde an die Gräfin de Portes ausgeliefert und ist nun verschollen, eines erhielt der Botschafter Frankreichs in den USA, das ebenfalls wohl verloren ist, das dritte Exemplar wurde allerdings Madame Michelin übergeben. In der Zwischenzeit wurden die vier verbleibenden, bearbeiteten „Ferrées“-Karosserien im Keller der Quai de Javel-Fabrik in Paris in versteckt.
Dieses Exemplar ist tatsächlich eines dieser vier Karosserien, das bei der Befreiung von Paris wiederentdeckt und anschließend durch das Service des Mines im Jahr 1946 aufgebaut und zugelassen worden ist, wie man an Hand des Nummernschilds sehen kann. Das frühe Nachkriegsleben des Cabriolets ist größtenteils unbekannt, doch es taucht im Jahr 1964 in den Einträgen erneut auf: dann nämlich als Raoul Wander, Chef der berühmten Schokoladenpulvermarke Ovomaltine, seinen neuen Besitz in Empfang nahm. Wander hatte diesen wundervollen Citroën zwei Jahre lang, ehe das Auto im Februar 1966 Eigentum von Denys Joannon wurde, der das Cabriolet mit einem 15 Six D-Motor aus den 50er Jahren ausrüstete und es in dem Rot-Ton neu lackieren ließ, den man hier sieht. Joannon war ein sehr bekannter Citroën-Händler und -Sammler und pflegte sein Traction 15 Six Cabriolet liebevoll über 50 Jahre lang, ehe er es 2015 für mehr als 600.000 Euro verkaufte. Damit war diese Königin der Straße auch zum teuersten Citroën-Straßenwagen überhaupt avanciert. Im letzten Jahrzehnt erhielt das Cabrio noch diverse Zuwendungen im Wert von über 80.000 Euro. Nun sucht dieser extrem seltene Citroën einen neuen Bewahrer für sein nächstes Kapitel: Er wird am 5. Oktober bei der Autoworld: Auction & Motion-Auktion von Aguttes aufgerufen.