Der von Marcello Gandini gezeichnete, von Claudio Zampolli entwickelte und von Giorgio Moroder finanzierte Cizeta V16T war eines der wildesten Supercar-Projekte der 1990er Jahre. Dieser aktuell zur Versteigerung ausgeschriebene Prototyp ist ein Artefakt aus den Anfängen des Projekts...
Als wir in der letzten Woche die traurige Nachricht erhielten, dass Claudio Zampolli im Alter von 82 Jahren verstorben war, erinnerten wir uns natürlich sofort an die wildeste Kreation des einflussreichen Ingenieurs – den Cizeta V16T. Fast noch spannender als der 16-Zylinder-Sportwagen selbst sind übrigens die Hintergründe seiner Entwicklung und Evolution. Nach einigen Jahren als Testfahrer und Entwicklungsingenieur bei Lamborghini übersiedelte Claudio Zampolli in den 1980er Jahren nach Los Angeles, wo er mit der Wartung und dem Verkauf von exotischen Sportwagen begann. Fast automatisch schauten auch viele Petrolheads aus Hollywood bei ihm vorbei. So ergab sich nicht nur, dass Zampolli Musikgeschichte schrieb, indem er Eddie Van Halen dem ebenfalls Ferrari-fahrenden Sammy Hagar vorstellte (der sich der Band zwei Tage später anschloss), sondern sich auch mit dem aus Südtirol stammenden Produzenten und Komponisten Giorgio Moroder, auch bekannt als „Dance Music Godfather“ oder „The Father of Disco“, zusammentat. Gemeinsam begab sich das ungleiche Paar an die Konstruktion des ultimativen Supersportwagens – ein keilförmiges Wunderwerk mit einem quer installierten 16-Zylinder, der jedes bis dahin von Ferrari, Lamborghini und Porsche auf die Straße entlassene Auto in den Schatten stellen sollte.
Zampollis Partnerschaft mit dem Investor und Markenbotschafter Moroder hielt nicht lange – zu oft wurden Entwicklung und Bau eines solchen Wagens von Rückschlägen, Enttäuschungen und Verzögerungen gestört. Doch gab es da noch einen anderen großen Namen, den Zampolli an Bord holen konnte: Marcello Gandini. Das Design-Wunderkind hatte bereits die einflussreichsten Supersportwagen des vorangegangenen Jahrzehnts entworfen – vom Lamborghini Miura und Countach bis zum Lancia Stratos – und war nun für das Design des Cizeta verantwortlich. Gandini musste dabei nicht mit einem weißen Blatt Papier anfangen, hatte er doch bereits für Lamborghini an einem Nachfolger für den alternden Countach gearbeitet. Doch nachdem Chrysler 1987 die taumelnde italienische Sportwagenmarke übernommen hatte, wurden seine ersten Entwürfe zugunsten eines veränderten Designansatzes eingestampft. Während sich so unter den strengen Augen des Chrysler-Chefs Lee Iacocca die finale Form des Lamborghini Diablo herausbildete, diente Gandinis keilförmiges Design den Herren Cizeta und Moroder als Blaupause für ihr eigenes Supercar-Projekt.
Während Dokumente aus dieser turbulenten Ära rar sind, könnte dieses 1:1-Modell des Cizeta sehr wohl eines der fehlenden Bindeglieder zwischen Lamborghinis P132 Prototypen – also jener frühen Diablo-Konzeptstudie, die im Werksmuseum in Sant’Agata zu sehen ist – und dem Cizeta-Moroder V16T sein. Auch wenn das Mock-Up weder einen Motor noch ein Fahrwerk besitzt, verraten die keilförmige Silhouette und die scharfen Linien eindeutig die Handschrift von Marcello Gandini. Was diesen Prototypen nicht nur zu einem Artefakt eines der wildesten Supercarprojekte aller Zeiten stempelt, sondern zugleich zu einem höchst begehrenswerten Objekt, das in den erlesensten Lamborghini- und Cizeta- Kollektionen die letzte Lücke schließen könnte. Das Modell von 1988 ist derzeit von Gabriele Candrini von
Maranello Purosangue auf der
neuen Online-Auktions-Website getyourclassic mit einem Schätzwert von 19.000 bis 24.000 Euro zur Versteigerung ausgeschrieben.
Der im Gegensatz dazu voll fahrbereite Cizeta-Moroder V16T mit Chassisnummer 001 wurde erstmals am 5. Dezember 1988 auf einer glamourösen Premierenfeier in Los Angeles der Öffentlichkeit präsentiert. Jay Leno war Gastgeber des dramatischen Abends und Moroder komponierte sogar einen eigenen Song mit dem passenden Titel „A Car is Born." Das Showcar blieb bis heute im Besitz von Giorgio Moroder, wird aber nun am 14. August von RM Sotheby’s in Monterey versteigert. Am Ende entstanden nur neun komplette Cizeta V16T. Trotzdem setzte Claudio Zampolli seinen Traum vom Bau seines eigenen Hypercars erfolgreich in die Realität um.
Photos: Sevian Daupi for Classic Driver © 2021
Dieser einzigartige Design-Mock-Up für den Cizeta V16 ist aktuell von Maranello Purosangue auf der neuen Online- Auktions-Website getyourclassic zur Versteigerung gelistet. Also wechseln Sie doch direkt in den Classic Driver Markt, um dort Ihr Angebot abzugeben.