Im Lauf der Jahre haben wir eine gehörige Portion Meisterwerke italienischen Designs erlebt, unter deren Motorhaube ein US-Motor die Muskeln spielen ließ. Ikonen von Bizzarrini und ISO waren sinnbildlich für die Verbindung von Eleganz und Passione aus Italien mit der schieren Kraft amerikanischer Antriebe, aber De Tomaso verkörpert vermutlich die Marke, die am berühmtesten für diese transatlantische Partnerschaft ist. Tatsächlich dürfen wir uns auch bei De Tomaso für diesen Qvale Mangusta bedanken: Ein Auto, dass alle Merkmale eines großartigen, fahrer-orientierten Sportwagens besitzt und dessen Inspiration von vielen seiner britischen Rivalen gespeist worden war.
Die Bezeichnung Mangusta war für De Tomaso kein Novum, denn diesen Namen trug ein Modell der Jahre 1967 und 1971, das Vorläufer des Pantera war. Im Frühstadium wurde der Qvale auch zunächst aus dem De Tomaso Biguá Concept Car entwickelt, das erstmals auf dem Genfer Autosalon 1996 enthüllt wurde. Als die ersten Bestellungen ankamen und die Produktion anlief, wurde das Fahrzeug sofort in De Tomaso Mangusta umbenannt – eine symbolische Rückkehr zur bekannten, erfolgversprechenden Bezeichnung. Nur, dass sich De Tomaso schlussendlich aus dem Projekt verabschiedete, damit mussten alle gefertigten Autos stattdessen das Qvale-Emblem tragen.
Während der Entwicklungsphase zwischen 1993 und 1994 war Maseratis technischer Direktor Giordano Casarini zu geschäftlichen Meetings häufiger im Vereinigten Königreich. Während einer der denkwürdigeren Treffen entdeckte er zufällig das jüngste Modell von TVR. Casarini war von den klaren Linien und dem Erfolg des britischen Sportwagens in seinem Heimatland beeindruckt, vor allem, weil er bedachte, wie klein die Firma TVR im Vergleich zu Marken wie Maserati und Ferrari war.
Diese kurze Begegnung mit dem TVR wie auch Alejandro de Tomasos Äußerung gegenüber Casarini, dass er die Marke De Tomaso expandieren wolle, formten bei den Beteiligten die Idee eines italienischen TVR. Schnell ließ sich Casarini von Maserati lösen, um ausschließlich an diesem spannenden neuen Projekt zu arbeiten. Wie beim TVR sollte der neue De Tomaso auf einen bestehenden Motor zurückgreifen, aber vor allem sollte dieser Antrieb relativ günstig in der Anschaffung wie auch einfach in der Wartung sein. Ford besaß die Meisterschaft in Sachen Achtzylinder – nach einigen Verhandlungen gelang es Casarini, Getriebe und Motor von den Amerikanern zu sichern, letzterer ein mächtiger 4,6-Liter-V8. Nun fehlte nur noch ein Designer, der diesem Cabrio formal Leben einhauchte.
Zum Glück besaß der Name De Tomaso zu dieser Zeit einiges Gewicht. Bald war kein Geringerer als Marcello Gandini in Modena, um den Designauftrag für das neue De Tomaso-Projekt zu besprechen. Damit Gandini auch wirklich die Natur seines Auftrags eines italienischen TVR verstehen konnte, wurde er als ziemlich explizite Geste in einem TVR Griffith herumgefahren.
Nach einer Reihe von finanziellen Fragen rund um die Markteinführung des neuen Modells, entschloss sich die Familie Qvale als führender US-Importeur von Maserati, die Entwicklungskosten komplett zu übernehmen, aber nur unter der Bedingung, dass das fertige Produkt unter der Marke De Tomaso firmierte und De Tomaso Mangusta getauft werden sollte. Dennoch löste sich die Vereinbarung zwischen De Tomaso und Qvale aufgrund von Fragen rund um Lizensierung und Vertrieb wieder auf und das neue Auto feierte als Qvale Mangusta Premiere.
Obwohl die Geschichte dieses Autos spannend ist, wurden letztlich nur 284 Exemplare gefertigt. Damit ist dieses in Deep Green über Leder in Tan eine echte Rarität auf den Straßen. Dieser Qvale Mangusta sucht nun den nächsten Bewahrer einer einmaligen transatlantischen Partnerschaft und wäre perfekt für jeden Sammler, der den kraftvollen Motorsound genießen möchte und sich auf das Staunen, dass diese Rarität auslösen dürfte, freut.