Ob man nun davon träumt, privat in die Rolle eines Action Hero zu schlüpfen, um schnell mal die Welt zu retten oder bloß ein adäquates Gefährt sucht, um eigene Latifundien wie kürzlich auf kreativen Umwegen erworbene Ölfelder zu besichtigen: mit einem Allrad-Mammut wie dem Lamborghini LM002 oder dem Hummer H1 gibt es kaum ernsthafte Hindernisse. Mit ihren Ursprüngen im Militär ist es kaum verwunderlich, dass diese Statussymbole in der zivilen Ausführung in ihren Hochzeiten gerade für Diktatoren, jugendliche Ölscheichs, Popstars - selbst Tina Turner hatte einen LM002 - oder Tough Guys wie Arnie und Rocky unwiderstehlich waren. In welch einem anderen Dreitonnen-SUV als dem „Rambo Lambo” könnte man schließlich mit Gucci-Loafern und verspiegelter Pilotenbrille einsteigen, ohne sich komplett lächerlich zu machen?
Im Vergleich mit dem Supercar Countach als zeitgleich gebautem Stallgefährten war der riesige LM002 für Lamborghini natürlich ein radikales Wagnis auf neuem Terrain. Was Hochbeiner und Flunder verband, war der 5.2-Liter-V12 mit vier Nockenwellen, dessen Anwesenheit schon durch die mächtige Wulst auf der Motorhaube angekündigt wurde. Den Sprint von 0 auf 100 Stundenkilometern schaffte der LM002 in beeindruckenden 8,5 Sekunden und galt damit einige Jahre lang als schnellster SUV überhaupt. Der Allrad-Stürmer war kurioserweise das Ergebnis einer erfolglosen Kooperation mit einem Zulieferer der US-Streitkräfte zu einer Zeit, als durch die weltweite Ölkrise die Supercar-Verkäufe einbrachen. Der LM002 basierte auf Lamborghinis Offroad-Konzept Cheetah, das 1977 in Genf vorgestellt worden war. Nicht nur mit den fünf Metern Länge und einer Breite von zwei Metern, sondern auch durch sein betont brutalistisches Styling war der "Rambo Lambo" der unbestrittene Dominator auf allen Wegen. Und dank dem Lackton „Desert Sand Gold Metallic” war der Koloss irgendwie ja auch in jeder Wüste zuhause, sei es Los Angeles oder die Villenvororte des libyischen Tripolis. Hier passte der stürmende Stier des Logos buchstäblich wie die Faust aufs Auge.
In starkem Kontrast zur funktionalen Optik des Exterieurs, gab sich die Kommandozentrale innen verschwenderisch luxuriös mit komfortablen Lederfauteuils, flauschigen Teppichen und einer Klimaanlage, die auch in der Sahara ihre Dienste nicht verweigern sollte. Um sich vorstellen zu können, wie geradezu ungeheuerlich dieses Fahrzeug in den späten 1980er Jahren wirkte: Der LM002 war nicht nur eine volle Tonne schwerer als die damalige Range Rover-Generation, er kostete auch noch 90.000 Dollar mehr. Scheichs, Diktatoren und Superreiche waren auch seinerzeit keine Mangelware, dennoch wurden nur 330 Stück gebaut. Das erklärt auch, weshalb gut erhaltene Exemplare wie dieses, das vom englischen Classic Driver Händler DK Engineering angeboten wird, für Sammler zunehmend reizvoller werden.
Das andere Schwergewicht auf unseren Bildern ist einer der wenigen rechtslenkenden Hummer H1-Pick-Ups. Obwohl er ohne den italienischen Flair des Lamborghini auskommen muss, sieht man dem US-Ungetüm tatsächlich an, dass es gebaut wurde, um notfalls auch direkten Beschuss aushalten zu können. Im knallharten Kokon des Fahrersitzes hat man wirklich den Eindruck am Schalthebel eines anspruchsvollen Militär-Humvees zu sitzen. Schon der Zwischenraum zwischen Fahrer und Beifahrer ist breit wie ein Canyon in Kalifornien und bietet Platz für die riesige Mittelkonsole, die mit Bildschirmen und Gadgets aller Art ausgefüllt ist. Man will hier nichts anfassen: Am Ende feuert man versehentlich eine Rakete ab oder katapultiert den Beifahrer aus seinem Sitz.
Kein Wunder, dass Arnie seinen Hummer liebte. In welchem anderen Gefährt hätte sich der Terminator im ewigen Stau von Los Angeles so ideal auf seine Rolle vorbereiten können? Trotz seiner brachialen Erscheinung lässt sich das Riesending übrigens erstaunlich leicht fahren. Man sollte nur nicht vergessen, dass man ein paar Tonnen mehr als sonst bewegt und dass die Bremsen aus den neunziger Jahren nicht so alert reagieren wie die heutige Technologie. Der Hummer ist immer noch ein ungewöhnliches Vehikel und vor allem im Vereinigten Königreich noch immer eine höchst seltene Erscheinung. Wir fragen uns allerdings, ob der Hummer irgendwann den Stellenwert unter Sammlern genießen wird, wie sein Gegenstück von Lamborghini. Zumindest wären die beiden SUV-Klassiker die ideale Nebenbesetzung für ein ultimatives Hollywood-Showdown zwischen Arnie und Sly. Wir werfen schon mal die Mikrowelle für das Popcorn an!
Fotos: Tom Shaxson für Classic Driver © 2016