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Dieser Ferrari Daytona Spider tanzte einst mit den Stars von Hollywood

Wenn Autos sprechen könnten, was würden sie sagen? Wir denken, dass die Autobiographie dieses 1971 vom legendären Musikproduzenten Lou Adler erworbenen Ferrari Daytona Spider so bunt wäre wie sein Exterieur.

Es gibt nur wenige Epochen, in die wir Autoliebhaber, Filmfans und Modesüchtige lieber mit einer Zeitmaschine zurückreisen würden als in die frühen 1960er-Jahre. Mit Los Angeles und Kalifornien als Ziel. Dieses schwungvolle neue Jahrzehnt vibrierte anfangs mit so viel Optimismus und Tatkraft. Die Musik war ausdrucksstärker, die Kleidung mutiger, und für den heute legendären Film- und Musikproduzenten Lou Adler begann genau in dieser Ära der Aufstieg zu ruhmreichen Höhen. Eine Reise, die den 1933 geborenen Amerikaner auch in den Besitz eines der größten Drop-Tops von Ferrari bringen sollte: den Daytona Spider. Ein Daytona Spider, den das ebenso legendäre Unternehmen Kidston Motor Cars jetzt zum Kauf anbietet.

In seinen frühen Jahren, kurz vor Anbruch der „Swinging Sixties“, lernte Adler auf dem College einen damals noch unbekannten und zwei Jahre jüngeren Trompeter namens Herb Alpert kennen. Der teilte seinen Traum vom großen Durchbruch in der Musikindustrie, und es dauerte nicht lange, bis die beiden ein entspanntes Surf-Paar namens Jan & Dean kennenlernten. Mit einer ersten Single für das Duo mit dem Titel „Baby Talk“ stiegen Adler und Alpert 1959 mit Dore Records als Plattenlabel in die Musikproduktion ein. 

1964 gründete Adler mit Dunhill Records sein eigenes Label und nahm 1965 die Folkrock-Band The Mamas and the Papas unter Vertrag. Er hatte die Gruppe zunächst nicht groß beachtet, war aber völlig verblüfft, als er sie zum ersten Mal, vor seinem Schreibtisch sitzend, ihm „California Dreamin“ A cappella vorsangen. Der Rest ist, wie es immer so schön heißt, Geschichte. Der Song wurde ein großer Erfolg und war der Auftakt zu einer Reihe von Hits, darunter „Monday, Monday“ von 1966. Adler hatte seine Post-Beatles-Supergroup gefunden, die erstmals männliche und weibliche Stimmen vereinte und wie kaum eine andere Band das Lebensgefühl der damaligen Flower-Power-Bewegung ausdrückte. Nachdem ABC an Adler herangetreten war und sein gesamtes Unternehmen für angeblich drei Millionen Dollar gekauft hatte, begann er – die Tinte auf dem Vertrag war noch nicht ganz trocken – mit der Planung seines nächsten Projekts: Ode Records.

Sein erster Abschluss unter neuer Flagge war mit Scott McKenzie, dessen Song „San Francisco – Be Sure to Wear Some Flowers in Your Hair” 1967 zum Mega-Hit avancierte. Er verkaufte sich weltweit fünf Millionen Mal verkaufte und wurde zur Hymne der „Hippie“-Kultur. Es folgten für Adler weitere erfolgreiche Jahre, mit bemerkenswerten Volltreffern wie Carole Kings Album „Tapestry“, das weltweit 25 Millionen Käufer fand. Adler erhielt 1972 zwei Grammy Awards für den Song „It’s too late“ von Carole King und produzierte 1975 die Horror Picture Show. 1978 gab er mit dem Film „Viel Rauch um Nichts“ auch sein Debüt als Regisseur. Lou Adler war zudem Besitzer des legendären Nachtclubs Roxy Theatre auf dem Sunset Strip in West Hollywood, was ihm einen gesunden Geldfluss bescherte, der sich auch auf seine bevorzugten Fortbewegungsmittel auswirkte.

Damit sagen wir: „Bühne frei“ für diesen göttlichen und für die sonnenverwöhnten Straßen von LA gebauten Ferrari 365 GTS/4 „Daytona“ Spider. Obwohl das Werk ihn nicht eigens für Adler spezifiziert hatte, fiel ihm dieses Exemplar beim Händler Hollywood Sport Cars von Chuck Vandergriff in die Hände. Als eines von nur 121 gebauten Exemplaren und eines von vermutlich nur zwei Exemplaren in der Farbe Giallo Man O’War war es so einzigartig, wie nur irgend möglich. Der pastellfarbene, verwaschene Gelbton passte wie Faust aufs Auge in die Farbenwelt von Los Angeles und ähnelte sehr jenem „Giallo Solare“, das Ferrari für den originalen 275 GTS/4 NART Spider verwendete.

Die Adleraugen unter Ihnen werden sicher den silbernen Zierstreifen zwischen den Klappscheinwerfern bemerkt haben. Ein Detail, das bei mehreren Daytona Spider, die bis Ende 1971 in die USA geliefert wurden, zu sehen war. Es sollte die „Plexi“-Nase früher Berlinettas nachahmen und ist ein Detail, das uns ebenso wie die Borrani-Drahtspeichenfelgen an diesem Exemplar sehr gut gefällt. Obwohl es sich um ein Modell mit Klappverdeck handelt, war der Spider dank des gleichen 352 PS starken Motors mit vier Nockenwellen und sechs Vergasern genauso leistungsstark und schnell (270 km/h) wie das Coupé.

Treten Sie ein in dieses zitronenfarbene Vergnügen, und lassen sich von einem Meer aus Chrom und Leder begrüßen. Ausgeführt in Pelle Arancia, einem Farbton, der zwar übersetzt Orange bedeutet, aber in der Realität eher einem tiefen Braunton gleicht. Die charakteristischen perforierten schwarzen Querstreifen in den Sitzen bringen das gequetschte Connolly-Leder noch besser zur Geltung und machen diesen Spider zu einem Ort, in dem man gerne sitzt, um die Pferde singen zu hören. Als Produzent wollte Adler natürlich, dass die Musikanlage von Top-Qualität war. Und so wurde für ihn ein Becker Europa-Radio auf dem Getriebetunnel eingebaut. Lou Adler besaß diesen Ferrari sage und schreibe 34 Jahre lang (bis 2005), wobei er ihn hauptsächlich in Malibu beherbergte. Von den bis heute zurückgelegten 48.000 Meilen (gut 77.000 km) hat er das Gros abgespult. Dieser Daytona feierte sogar einen Auftritt auf der Leinwand, als er an die Produzenten des MGM-Neo-Noir-Thrillers „The Long Goodbye“ von 1973 (deutscher Verleihtitel: „Der Tod kennt keine Wiederkehr“) unter der Regie von Robert Altman ausgeliehen wurde. Hauptdarsteller Terry Lennox, gespielt vom Baseballspieler Jim Bouton, fuhr den Wagen ausgiebig in Nachtszenen!

Für viele ist der Daytona die Krönung der gesamten Ferrari-Produktpalette. Er sieht teuflisch gut aus, bietet eine beeindruckende Leistung, egal um man Kurvenscheitelpunkte anvisiert oder Nebenstraßen durcheilt, und bietet innen genügend Platz für alle wichtigen Dinge des Wochenendes. Selbst als Berlinetta ist der Daytona eine Rarität, aber ein Spider in einer so einzigartigen Farbe, mit matching numbers, nahtlos dokumentierter Historie und einer echten Hollywood-Legende als Erstbesitzer (auf Adler folgten noch zwei Kalifornier, der aktuelle Eigner aus der Schweiz erwarb ihn im Juni 2021) sind Eigenschaften, die nur wenige andere Ferrari-Modelle aufbieten können. Genießen Sie also jeden einzelnen Zentimeter dieser italienischen Schönheit aus der goldenen Ära, die aktuell bei Kidston Motor Cars (Genf) zum Verkauf steht.

 

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