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Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

Classic Driver hatte kürzlich Zugang zu einem der spektakulärsten One-Off-Sportwagen aus dem Hause Pininfarinas und klärte unter anderem die Frage, ob der Ferrari Sergio überhaupt ein Einzelstück bliebt.

Zuallererst: Unter technischen Gesichtspunkten ist der Ferrari Sergio eigentlich noch gar kein Fahrzeug. Obwohl er auf einer dem Ferrari 458 entliehenen Basis sitzt, ist der ganze Rest eher ein automobiles Kunstwerk auf einem – immerhin rollenden – Chassis. Zwar meint man unter der Motorabdeckung einen Ferrari-V8 zu sehen, doch handelt es sich hier lediglich um eine optische Täuschung. Nur eine Abdeckung signalisiert, was hier mal hinein soll. Derzeit ist darunter: nichts. Immerhin aber funktioniert schon einmal die Lenkung, so dass man das Auto bei Veranstaltungen manövrieren kann.

Der Name „Speciale Barchetta No. 0“ ist also gut gewählt. Denn die Skulptur kann allenfalls Vorreiter einer streng limitierten Kleinserie von vielleicht drei bis sechs Fahrzeugen werden. Abhängig alleine von der Nachfrage und der bloßen Ökonomie eines solchen Vorhabens. Allzu oft scheiterten derlei Piloten ja genau an letzterem Kriterium. Sollte hier aber die Ampel auf „Grün“ springen, hat Ferrari versprochen, nicht nur Chassis, sondern auch Interieur und funktionsfähige Motoren zu liefern. Immerhin ist das Designstudio Pininfarina ja beinahe verschwestert mit der großen italienischen Sportwagenkultur „made by Ferrari“.

Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

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Und wenn das Projekt tatsächlich so kommt, dann werden die offenen Barchetta rund 150 Kilogramm weniger als ihre Spender wiegen. Grund ist der extensive Gebrauch von Carbon-Materialien ebenso wie das Weglassen von Dach und Windschutzscheibe. Dass Aerodynamik dennoch eine große Rolle spielt, ist dem Konzept auf Anhieb anzusehen. Ab 50 km/h soll das Design seine Wirkung entfalten, wie Designdirektor Fabio Filippini sagt. Und er betont: Es funktioniere bei Luft, nicht aber bei Insekten oder Steinchen, die sich im Anflug befinden. Insofern ist auch der passende Helm ein zwingendes Accessoire, wenn der Sergio einmal auf Touren kommen sollte. Dass dieser nur mit einem klappbaren Glasvisier versehen ist, mag hier eine bloße Randerscheinung bleiben.

Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

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Optisch dramatischer wirkt der gesamte Vorderwagen mit einem Doppelkeil, der ein aufgerissenes Maul zu formen scheint. Entliehen ist dieser Look – bitte festhalten – dem Renault Sport Spider aus den 1990er Jahren. Gleichzeitig soll der Wagen Designlinien ab den 1960er Jahren repräsentieren. Ausdrücklich ohne dabei auf Retro zu setzen, wie Filippini erklärt. Fraglos hält der Sergio einige schöne Ansichten parat. Es kommt auf den Blickwinkel an.

Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

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Das lochgestanzte Deck im hinteren Abteil zitiert das revolutionäre Modulo-Konzept, während der einfache Plexiglas-Streifen bei den Frontscheinwerfern an den Dino Berlinetta Speciale von 1965 erinnern soll. Dieses war nicht nur der erste Ferrari, der komplett aus der Feder von Sergio Pininfarina stammte, sondern auch der erste Hecktriebler, der als fest vereinbarte Teamarbeit zwischen den beiden italienischen Marken entstand.

Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

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Seitdem jedoch hat sich viel verändert. Designchef Filippini schätzt, dass rund 95% des gesamten Schaffensprozesses mithilfe von Computer-Unterstützung entstanden ist. Es gab kein traditionelles Ton-Modell, dafür ein solches, welches alleine am Rechner entstand. Das beschleunigte die Arbeit des achtköpfigen Design-Teams enorm: Von der Ideenskizze für den Genfer Salon bis zum fertigen Konzeptfahrzeug vergingen weniger als viereinhalb Monate.

Die Geheimnisse hinter dem Ferrari Sergio by Pininfarina

Das Ergebnis ist somit eine Hommage im doppelten Sinne: einerseits an den legendären Chairmann Sergio Pininfarina und andererseits an die derzeitigen Möglichkeiten, die modernes Automobildesign heutzutage bietet. Die Handvoll Käufer, die nun noch vonnöten sind, um das Projekt auf die Straße zu bringen, sollten in diesem Prozess nur noch eine Formalie sein.

Text: Joe Breeze (aus dem Englischen von Mathias Paulokat)
Fotos: Simon Clay