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Design-Analyse – So wurde der Ferrari Testarossa zum Superstar der 80er Jahre

Automobildesigner Robert Forrest kehrt für die nächste Folge der Serie Design-Analyse zurück und nimmt sich diesmal die Ikone Ferrari Testarossa vor. Ihn interessiert, weshalb dieser V12-Supersportwagen in den achtziger Jahren zum Lustobjekt schlechthin avancierte.

Ab und an passiert es doch, dass die Sterne richtig günstig stehen – und in den 80er-Jahren glühte kein Gestirn heller als der Ferrari Testarossa. Ferraris roter Riese sollte untrennbar den Namen zur Farbe und zur Form in einer unvergesslichen Kausalität verknüpfen, auf die selbst der große Modernist Kandinsky stolz gewesen wäre. Eine Formensprache war geboren, die eine ganze Dekade prägen sollte.

Ohne das aufreizende Selbstbewusstsein, das der Berlinetta Boxer ausstrahlt, wirkt die Karosserie des Testarossa eher wie in einzelne Blöcke gehauen, die den Korpus des Vorgängers in die Vergangenheit verbannen. Bevor man sich überhaupt mit diesen berühmten Lüftungsschlitzen aufhält, besteht das eigentliche Kabinettstück des Testarossa in dieser rhythmischen Schulterlinie. Was wie ein Kondensstreifen hinter den Vorderreifen beginnt, entfaltet sich zu einem eigenständigen neuen Volumen am Heck und teilt damit die seitliche Ansicht in zwei Hälften. Dieser eigenwillige Hahnenschwanz streicht an der Karosserie wie eine Sonneneruption entlang. Zugleich ermöglicht dieses Design den Rahmen, an dem optisch die schieren Oberflächen festgemacht sind. Und hier, unter der Schulter, sollten fünf gerade geformte Metallfinnen der Stoff sein, aus dem die Unsterblichkeit des Testarossa erschaffen wurde.

Die Bravour dieser Lufteinlässe kann gar nicht oft genug betont werden, vor allem, weil das Pininfarina-Designteam unter der Leitung von Leonardi Fioravanti sie nämlich ursprünglich verbergen wollten. Im strikten Profil betrachtet, ist es fast schockierend, den Kontrast zwischen der langen Nase und dem abgeschnittenen Heck zu sehen. Aber so werden Sie dieses Auto nie anschauen, denn es ist zu niedrig, um ausschließlich in zwei Dimensionen betrachtet zu werden. Es ist optimaler, diesen Ferrari in einer Dreiviertel-Heckansicht auf sich wirken zu lassen mit seinem schwarzen Grill, der sich wie ein Brust-Expander von einer Seite zur anderen streckt. Es ist wirklich so einfach: Dieses elementare Merkmal verbindet sich perfekt mit der machtvoll expressiven Karosserieform, die das Auto bestimmt. Dass die Oberseite der Scheinwerfer kaum über die Höhe der Radgehäuse hinausragt, verleiht dem Testarossa so etwas wie die Proportionen einer VHS-Kassette. Eine Präsenz, noch tiefer und noch breiter gezeichnet, wäre kaum vorstellbar.

Pininfarinas Design stahl allen die Schau und schenkte sein Genie selbst den weniger unsterblichen Peugeot-Modellen 205 und 405, deren geriffelte schwarze Heckmasken den großen Italiener imitierten. Diese Autos waren so etwas wie ein Leuchtfeuer der Tuner – vor allem Dimma, der die Essenz des 205 T16 mit sicherem Gespür einfing. Die späteren GTi/Mi16 und Minis wie der Red Hot und Jet Black nutzten die Wirkung des Rosso Corsa eines Testarossa. In den achtziger Jahren wurden die Straßen zunehmend von dem rot-schwarz der Hot Hatches dieser Epoche bevölkert.

Allerdings war niemand so „hot“ wie Ferraris roter Kopf, wie der Testarossa eher banal auf deutsch heißt. Wenn dereinst alle Testfahrten abgeschlossen sind und die Leistung des Reihenzwölfzylinders von Elektromobilen übertroffen wird, dann bleibt letzten Endes immer die Geschichte des Testarossa und seines Designs. Es gibt keine Motorsport-Erfolge von denen man an dieser Stelle berichten könnte, denn sie sind für diesen Nimbus nicht nötig. Allein der Anblick eines Ferrari Testarossa lässt mehr Sternenstaub funkeln, als andere Autos in ihrem ganzen Leben zu erwarten haben.

Den grandiosen Ferrari Testarossa, den Sie hier bewundern, verdanken wir House of Cars. Diese Ikone und eine Fülle von anderen hervorragenden Exemplaren finden Sie im Classic Driver Markt.

 

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