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Der FuoriConcorso färbte den Comer See in British Racing Green

Mit dem Thema „British Racing Green“ und einer Feier der faszinierenden britischen Motorsport-Heritage übertraf sich der diesjährige FuoriConcorso selbst mit seinem glamourösen Mix aus legendären Rennwagen, elegantem Publikum und diesem besonderen Dolce Vita, das wir an Italien verehren.

Lassen Sie sich nicht von den Bildern auf Instagram täuschen – die Como Car Week ist durchaus kräftezehrend! Man ist nach einem Regenschauer patschnass oder wird unter der gnadenlosen Sommersonne gegrillt, während man auf den Shuttle harrt, der einem im Dauerstau zur Villa d´Este befördern soll, um rechtzeitig von der Parade zu berichten, gleichzeitig mahnt der Chefredakteur Live Content an. Dieser Himmel auf Erden der Autowelt kann sich zu schnell  in Coppolas oktanhaltiges Filmepos „Apokalypse Now“ verwandeln. Nur das diesmal Wasserflugzeuge die Rolle der Kampfhubschrauber übernehmen. Aber dieser Zustand verwandelt sich, wenn man einmal an den Torwächtern der Villa Grumello vorbei ist: Man betritt eine andere ruhige und friedvolle Welt. Sozusagen ein Garten Eden für Autoenthusiasten.

Eingebettet in die großzügige botanische Prachtentfaltung, die zwei klassizistische Villen oberhalb des Comer Sees umgibt, hat sich der FuoriConcorso eine der schönsten Locations überhaupt für einen automobilen Event gesichert. Sie könnten selbst einen betagten Fiat Multipla auf diesem Rasen parken und er sähe aufregend aus. Gründer Guglielmo Miani und Kurator Andrea Luzzardi haben immer wieder die Messlatte nach oben versetzt, das Rezept modifiziert und dabei neue Standards gesetzt, seit sie dieses spezielle Format vor fünf Jahren mit einer wegweisenden Präsentation von Bentleys der 90er Jahre ins Leben riefen. Beim Concorso d´Eleganza Villa d´Este konkurrieren Blue Chip-Automobile und ihre flamboyanten Eigner um Glanz und Trophäengold. Normalsterbliche haben kaum Zugang zu den vornehmen Gärten des Grand Hotels – der Ansatz des FuoriConcorso ist da weit weniger wettkampforientiert. Man wählte eine entspanntere und zeitgemäße Art, die Autokultur zu feiern. Ja, es gibt wunderschöne Autos, aber keine Juroren und keinen Schönheitswettbewerb. Besucher können selbst entscheiden, welches Auto ihnen am besten gefällt. Und während der Verkehr entlang der Küstenstraße vorbeischleicht,  genießt man mit Freunden exzellente Gelati, gekühlt vom Schatten alter Bäume, überblickt diesen malerischen See und diskutiert die subtileren Aspekte der Autokultur, ohne überlegen zu müssen, ob nun eines dieser Fahrzeuge den Status „Best of Show“ verdienen sollte.

In diesem Jahr schuf das Team um Guglielmo Miani eine Hommage an die Tradition des britischen Motorsports – British Racing at its best. Die Veranstaltung startete buchstäblich mit einem Donnerhall, denn auf der langen Allee, die zum Park rund um die Villa Grumello führt, hatte das FuoriConcorso-Team einen Grid von 15 ikonischen Formel 1-Rennwagen aus allen Epochen und aus diversen Rennställen versammelt. Da gab es einen Lotus 24 zu entdecken, einen Cooper T81, ein BRM P139 und BRM P160, ein Shadow DN13A, ein Lotus 72, ein Surtees T19, ein Ensign N177, ein Brabham BT45, ein Arrows A1, ein Copersucar F6A, zwei McLaren in Form von MP4/4 und ein 4/14 sowie ein Jaguar R1 und ein Williams FW23. Wie es dem kleinen Eventteam gelang, dieses Allstar-Aufgebot an F1-Legenden an den Lago di Como zu locken, ist uns völlig rätselhaft. Bravi!

Beim Schlendern entlang der verborgenen Wege des Parks, begegnet man auch anderen, nicht minder spannenden Renn- und Rallyewagen britischer Provenienz. Flankiert von den charakteristischen Kiefern der Villa Grumello parkte ein bescheidener dunkelgrüner Tojeiro Sport Tag, während ein von Sponsor Fina eingekleideter McLaren F1 GTR nur wenige Meter entfernt stand. Beim Spaziergang durch die Anlagen in Richtung Villa Sucota stolperte man beinahe über einen Jaguar XK 120, der einst die Panamericana bestritt, einen schönen Austin Healey 3000 MK3-Werksrennwagen und einen Mini Cooper S als lebendige Erinnerung an die glorreiche Rallyetradition dieser Marke. Wenn Ihnen der Sinn nach modernen Maschinen steht, dann wären eventuell der TVR Tuscan T400R und ein Morgan Plus 8 GTR Ihr „Cup of Tea“ mit einem Schuss Petrol.

Wenn man vor dem inneren Auge die Highlights der British Racing Heritage Revue passieren lässt, dann beanspruchen da natürlich die Renn- und Straßenwagen von Aston Martin ihren Platz. Dank der Golden Age Collection, die beim Concorso d`Eleganza Villa d´Este mit einem umwerfenden DB5 Shooting Brake vertreten war, wurden Enthusiasten auch beim FuoriConcorso-Aufgebot nicht enttäuscht. Da war zunächst ein Aston Martin Lagonda 2 Litre begleitet von einem Ulster, einem 1.5 Litre, einem von Rennen gezeichneten DB2 und einem wundervollen und funktionsbereiten DB3S. An seiner Seite scharten sich die Fotografen um die aktuellen Hypercars der Marke, darunter ein One-77, ein Vantage GT3, ein V12 Speedster und um den limitierten Valour.

Parallel dazu hat FuoriConcorso für diesen Event auch andere Marken eingeladen, die ebenfalls ihre Philosophie des Exzeptionellen zeigen wollen. In 2024 haben La Squadra und Zagato diese Veranstaltung als Plattform ausgewählt, um ihren faszinierenden neue AGTZ Twin-Tail-Sportwagen – zusammen mit zwei klassischen Alpine A220-Racer – vorzustellen. Marc-Phillip Gemballa kehrte mit dem Marsien zurück, diesmal als Serienmodell in schimmerndem Hellblau. Pagani überwältigte das Publikum mit einer Flotte der jüngsten in Karbon verpackten Hypercar-Schöpfungen.

Nachdem vor zwei Jahren bei FuoriConcorso „Sonderwunsch“ die bedeutendsten Kreationen von Porsche Exclusive zu sehen waren, reklamierte die Traumfabrik der Marke die schöne Orangerie oberhalb des Parks für eine Schau grüner Sportwagen  - unter anderem mit dem ganz neuen Porsche Macan Turbo und dem schlicht atemberaubenden, größtenteils sonderangefertigten Porsche 911 Turbo S aus der Larusmiani-Garage. 

Classic Driver hat das Team des FuoriConcorso von Anfang an als Medienpartner begleitet. Es versteht sich deshalb von selbst, dass unser CEO J.P. Rathgen einer der Gastgeber einer Podiumsdiskussion über das Sammeln von Autos im Rahmen der Gesprächsreihe war, während unser vielseitiges Redaktionsmitglied Blazej Zulawski sich mit dem legendären Fotografen René Staud und dem zeitgenössischen Künstler Riocam über die Kunst der Autofotografie austauschte. Rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre empfinden wir es als Privileg und Glück einen kleinen Anteil zur Evolution von FuoriConcorso beigetragen zu haben. Wir können es kaum erwarten, im nächsten Mai wieder die paradiesischen Gärten oberhalb des Comer Sees zu erleben!

Photos: Fred Falco