Bertrand Lavier ist ein französischer Konzeptkünstler, Maler und Bildhauer, der vor allem für seine Arbeiten aus den 1980er und 1990er Jahren bekannt ist. Damals verwandelte er Alltagsgegenstände wie Kühlschränke, Tische, Spiegel, Stoppschilder, Klaviere und Möbel in humorvolle Readymade-Kunstwerke, indem er sie mit einer pastosen Farbschicht überzog. Mit jedem von Laviers großen Pinselstrichen bunter Acrylfarbe veränderten diese Industrieobjekte ihre Bedeutung – von langweiligen Konsumgütern, die in unserem täglichen Leben kaum Beachtung finden, zu wertvollen Kunstobjekten, die in Museen ausgestellt und von Galeristen für ein Vielfaches ihres ursprünglichen Preises gehandelt werden. In ihrer klebrigen Ästhetik machten sich Bertrand Laviers Readymades sowohl über den globalen Konsumismus der Reagan-Ära als auch über die Fetischisierung der Kunstwelt lustig.
Wenn man die Vita des Künstlers kennt, mag es keine Überraschung sein, dass Bertrand Lavier einen ähnlichen Ansatz wählte, als er den Auftrag erhielt, einen Ferrari 365 GT4 2+2 in ein Kunstauto zu verwandeln. Bedeckt mit kräftiger blauer Acrylfarbe, die in breiten Strichen auf die gesamte Pininfarina-Karosserie, die Räder, die Fenster bis hin zu den kleinsten Details des Autos aufgetragen wurde, ähnelt der Ferrari einer dieser aufwendigen, super-naturalistischen Hochzeitstorten, die in letzter Zeit in allen sozialen Medien im Trend liegen. Ist es eine Torte? Nun, wir raten Ihnen dringend davon ab, es zu versuchen – auch wenn die Larusmiani-Boutique im Herzen Mailands, wo das Art Car derzeit ausgestellt ist, einige der feinsten Panettone-Messer verkauft, die von den berühmten Lorenzi-Handwerkern handgefertigt wurden.
Bertrand Lavier hat übrigens ein weiteres faszinierendes Kunstauto in Form eines schwer verunglückten Ferrari 308 GT4 Dino geschaffen, der kürzlich in der Collection Pinault in Paris ausgestellt war. Natürlich – und entsprechend der vom Künstler selbst so humorvoll dargelegten Logik – haben beide Ferraris ihren Wert höchstwahrscheinlich vervierfacht, obwohl sie nun unmöglich zu fahren sind.
Fotos: Andrea Luzardi
