In der Classic Driver-Redaktion verlieben wir uns für gewöhnlich sehr schnell in alles, was in Grün aus Richtung Stuttgart kommt. Wenig überraschend sind wir auch beim Anblick dieses irisch-grünen Porsche 904 Carrera GTS Baujahr 1964 hin und weg, der am 3. Februar bei Bonhams Les Grandes Marques du Monde-Auktion in Paris zur Versteigerung kommt.
Der erste Porsche Prototyp für Straße und Rennstrecke entstand, nachdem die Zuffenhausener ihr teures, aber wenig erfolgreiches Formel-1-Engagement Ende 1962 gestoppt hatten. Als erster Porsche mit einer Glasfaser-verstärkten Kunststoffkarosserie, die mit einem Kastenrahmen aus Stahlblech verklebt und verschraubt wurde. Anfangs wurde das nur 650 Kilo schwere Coupé vom legendären Fuhrmann-Vierzylinder-Boxermotor mit vier obenliegenden Nockenwellen angetrieben, ehe später Sechs-und sogar Achtzylinderaggregate zum Einsatz kamen.
Das hier abgebildete Modell hat die Chassisnummer 904 012 und war das zweite abseits vom Werksprogramm an einen Privatkunden ausgelieferte Fahrzeug. Der Erstbesitzer aus Kalifornien, der allseits bekannte Porsche Liebhaber und Rennfahrer Steve Earl, ließ das silbermetallic lackierte Schmuckstück am 16. Januar 1964 an Bord einer Pan American-707 von Stuttgart zum JFK Airport in New York fliegen. Doch statt ihn wie geplant bei Rennen einzusetzen, verkaufte Earle die Neuerwerbung an seinen kalifornischen „Landsmann“ Steve Berg weiter. Und diverse Piloten, darunter der Hollywood-Produzent Kurt Neumann, feierten im gleichen Jahr und auch noch 1965 zahlreiche Erfolge auf bekannten Rennstrecken.
In Erwartung eines neuen Carrera 6 schrieb Berg dann im März 1966 das Auto zum Verkauf aus. Kein Geringerer als der in Süd-Kalifornien aufgewachsene und erst noch am Anfang einer großen Hollywood-Karriere stehende Schauspieler Robert Redford erwarb das Auto und fuhr es immerhin zehn Jahre lang. Danach wechselte der 904 noch zweimal den Besitzer, um schließlich 1982 vom jungen belgischen Enthusiasten Stefan Talpe nach Europa zurückgeholt zu werden.
Er besaß Chassis 904 012 34 Jahre lang und ließ den Wagen in den 1990er-Jahren gründlich restaurieren. Im Verlauf der Arbeiten wurde ein Zweiliter-911-Motor eingebaut - eine seinerzeit nicht unübliche Praxis, zumal Porsche selbst die letzten produzierten 904 GTS mit genau diesem Motor („901“) komplettierte. Zugleich erhielt die Kunststoffflunder auch ihre heutige Lackierung in irisch-grün, auch dies ein historisch korrekter Farbton.
Solcherart wieder rundumerneuert, ging der 904 GTS 2016 an seinen bislang letzten Besitzer, einen bekannten dänischen Sammler. Er ließ nur noch eine neue Kupplung einbauen und setzte den Porsche statt bei Rennen nur gelegentlich für genussvolle Fahrten über dänische Landstraßen ein. Eine Tradition, welche der nächste Besitzer hoffentlich fortsetzt, wohin die Reise auch immer gehen mag. Oder er lässt den Wagen zurück auf die Rennfarbe metallic-silber lackieren, um dann zum Beispiel an der Tour Auto zu starten.
Fotos: Bonhams