Direkt zum Inhalt

Magazin

Der Fuori Concorso Monza war eine glamouröse Grand-Prix-Gartenparty

Anlässlich des Formel-1-Grand-Prix in Monza fand am 7. September eine Fuori-Concorso-Party in Mailand statt: Im Garten der glamourösen Villa Necchi Campiglio standen fünf gloriose Rennwagen mit großer Geschichte.

Die Villa Necchi Campiglio ist ohne Frage eines der elegantesten Bauwerke Mailands. Anfang der 1930er Jahre von der Industriellenfamilie Necchi Campiglio in Auftrag gegeben und vom Architekten Piero Portaluppi im Stil des Mailänder Novecento erbaut, erinnert die Villa mit ihren Prunkvollen, aber verblüffend zeitgemäß eingerichteten Sälen, den Aufzügen und Haustelefonen, einem beheizten Swimmingpool und einem Tennisplatz an die ereignisreiche Zeit des Aufbruchs der Stadt in die Moderne. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Villa Necchi Campiglio zunächst von Mussolinis Faschisten als Kommandozentrale besetzt, dann von Briten übernommen und schließlich als Niederländisches Konsulat genutzt. Heute gehört das Anwesen der italienischen Denkmalspfegestiftung Fondo per l'Ambiente Italiano und beherrbert neben dem Originalmobiliar auch eine große Gemäldesammlung. Weltweit bekannt wurde die Villa Necchi Campiglio übrigens als Filmkulisse: 1980 versuchte sich Ornela Muti hier an der Zähmung der widerspenstigen Adriano Celentano, 2010 drehte Luca Guadagnino in Villa und Garten mit Tilda Swinton den Mailand-Kultfilm „I am Love“. 

 Villa Necchi Campiglio hat also schon einiges gesehen – und doch war der Fuori Concorso Monza, der am Samstagabend vor dem Großen Preis von Italien das Rennen mit einer glamourösen Party einläutete, für das ehrwürdige Gebäude eine echte Premiere: Guglielmo Miani – Initiator der Fuori-Concorso-Eventreihe und mit seinem ikonischen Modelabel Larusmiani zugleich Hauptsponsor des Abends – war es gelungen, fünf historisch bedeutsame Formel-1-Rennwagen auf dem Anwesen der Villa zu versammeln.

Der große Star des Abends war jener mythische McLaren-Honda MP4/4, mit dem Aryton Senna in der Saison 1988 ganze 15 von 16 Rennen gewann und sowohl in der Konstrukteurs- als auch der Fahrerwertung den ersten Platz einnahm. Bis heute hält der McLaren-Rennwagen mit einer Siegquote von 93,8 Prozent den Rekord als erfolgreichster Formel-1-Bolide innerhalb einer Saison. 

Gleich zwei spannende Boliden hatte das Schweizerische Team von Kessel Racing aus Lugano nach Mailand gebracht: Der wunderbar puristische Ferrari 126 wurde in der Formel-1-Saison 1981 von Gilles Villeneuve für die Scuderia pilotiert. 

Weniger bekannt, aber nicht minder interessant war der von Roni Kessel und seinem Team präparierte Rennwagen des britischen Rennstalls Ensign Palmare – der Bolide hatte dem Schweizer Piloten Gian-Claudio Giuseppe „Clay“ Regazzoni nach seinem Weggang von Ferrari in der Saison 1977 als Arbeitsplatz gedient.

Auch wenn die zweite Ausgabe des Fuori Concorso im Herzen von Mailand stattfand, war die Cocktailparty doch eine Hommage an die legendäre Rennstrecke von Monza – und da durfte natürlich auch ein echter italienischer Siegerwagen nicht fehlen. Der Alfa Romeo P3 wurde Anfang der 1930er Jahre vom genialen Automobilkonstrukteur Vittorio Jano entwickelt – in jenen Jahren also, als Piero Portaluppi wenige Kilometer entfernt die Villa Necchi Campiglio plante und bauen ließ. Und mit eben jenem tiefroten Monoposto, der nun im Garten der Villa zur Schau stand, hatte Tazio Nuvolari sich beim Großen Preis von Italien im Juni 1932 gegen Weltklasse-Fahrer wie Rudolf Caracciola, Louis Chiron und René Dreyfus durchgesetzt und das Rennen in Monza für sich entschieden. Wie sehr sich die Renntechnik seitdem entwickelt hat, bewies derweil ein Blick auf den nur wenige Schritte entfernt stehenden F1-Rennwagen der Sucderia Torro Rosso aus der Saison 2008, der im Vergleich zu dem handgebauten Alfa-Boliden wie ein High-Tech-Raumschiff wirkte.

Und so schlenderten an diesem Spätsommerabend frühere Formel-1-Fahrer und Funktionäre, aber auch die Protagonisten des aktuellen Rennzirkus und die glamourösen Vertreter der Mailänder Hautevolée auf knirschenden Kieswegen durch den Park der Villa Necchi Campiglio und bewunderten die atemberaubenden Maschinen der einstigen Rennsporthelden. Dass am nächsten Tag beim Grand Prix von Monza der nächste große Kampf zwischen den roten Rennern der Scuderia Ferrari und den Silberpfeilen von Mercedes ausgetragen werden sollte, hinderte die Gäste des Fuori Concorso jedoch nicht daran, die Rennfahrerhelden von einst bis in die frühen Morgenstunden und im blauen Schein des Swimmingpools zu feiern. Senna, Regazzoni und Nuvolari hätte es gefallen! 

Fotos: Andrea Klainguti für Classic Driver © 2019