Direkt zum Inhalt

Magazin

Für den thailändischen Porsche- Enthusiasten Chanond Ruangkritya ist der Himmel die Grenze

Chanond 'Ko' Ruangkritya ist nicht nur einer der leidenschaftlichsten Autosammler der Boomtown Bangkok – er baut auch den ersten Porsche Design Tower Asiens. Wir besuchten ihn bei Curvistan Bangkok, wo er uns einen Ausblick auf die Zukunft gab.

Stellen Sie sich einen Immobilienentwickler vor, der in ganz Thailand hundert Wolkenkratzer und Eigentumswohnungen gebaut hat, und Sie werden vor Ihrem inneren Auge wahrscheinlich einen in Zigarrenrauch gehüllten Geschäftsmann in einem Power Suit vor sich sehen, der bei einer Partie südostasiatischem Monopoly lächelnd Ihr unbezahlbares Anwesen in der Silom Road übernimmt. Aber Chanond Ruangkritya, den seine Freunde nur «Ko» nennen, ist nichts davon. Mit seinem jungenhaften Lächeln, dem weißen T-Shirt und der Physis eines Athleten, der täglich im Fitnessstudio mit Blick über Bangkom trainiert und dabei Hip Hop aus den 1990er Jahren hört, wirkt der Unternehmer wie der lockerste, lässigste und freundlichste Typ im Raum. Wir treffen Chanond bei der Eröffnung von Curvistan Bangkok – einer Pop-up-Galerie, Bar und Spielwiese für Porsche-Fans, die er zusammen mit dem Verleger Stefan Bogner im lebhaften Viertel Thong Lor geschaffen hat.

In einer Metropole voller Sehenswürdigkeiten, Geräusche, Farben und Gerüche ist Curvistan ein eklektisches Experiment, ein umfassendes Erlebnis, bei dem Kunst, Mode, Musik und Nachtleben mit der zeitgenössischen, von der lokalen Porsche-Szene geprägten Autokultur vermischt werden. Kommen Sie an einem Sonntagmorgen auf einen eisgekühlten Cappuccino und ein Croissant vorbei – und Sie sehen die seltensten Sportwagen vom RWB bis zur Dakar, die lässig unter riesigen exotischen Blättern im Hinterhof geparkt sind, während die Besitzer ihre nächsten Roadtrips planen. Doch für Chanond ist Curvistan Bangkok nur der Anfang, eine Vorschau auf all die Dinge, die noch kommen: Gemeinsam mit Porsche Design wird er den ersten Wolkenkratzer der Marke in Asien entwerfen – ein elegantes, hochmodernes Luxus-Wohngebäude, das auf der Baustelle nebenan entstehen und 2028 eröffnet werden soll. Natürlich wollen wir mehr erfahren. Also lassen wir die klassischen Rap-Songs hinter uns und lassen uns für ein Gespräch in Chanonds beeindruckender Garage nieder.

Was ist Ihre erste Erinnerung an ein Auto?

Es ist eine Erinnerung aus den 1980er Jahren. Ich muss fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein, und mein Vater brachte diese exotischen Sportwagen nach Hause – einen Porsche 911 Turbo, einen Ferrari 308. In Thailand sah man diese Autos fast nie auf den Straßen, da eine Einfuhrsteuer von 600 Prozent erhoben wurde und die Wirtschaft noch nicht so weit entwickelt war wie heute. Ich dachte: „Wow, die sehen ja aus wie Rennwagen!“ Mein Vater war wirklich begeistert. Er baute auch die erste Rennstrecke in Thailand, den Bira Circuit. Ich gebe also meinem Vater die Schuld, dass er mich mit dem Autovirus angesteckt hat! (lacht)

Es sind doch immer die Väter, nicht wahr? Und als Sie als Teenager Ihren Führerschein gemacht haben, welche Autos haben Ihnen damals gefallen? 

Mein erstes Auto war ein BMW 323. Das waren die 1990er, wir lebten in den USA und manchmal habe ich meinem Vater heimlich die Schlüssel abgenommen und bin auf Spritztouren gegangen, zum Glück bin ich der Polizei jedesmal entkommen. Wie alle anderen damals stand ich auf japanische JDM-Autos, umgebaute Toyota Supras und solche Dinge. Im College habe ich mir einen Mazda RX-7 mit Wankelmotor gekauft. Ich habe einen größeren Turbo eingebaut, aber der war viel zu stark und hatte ein massives Turboloch, also habe ich ihn zu Schrott gefahren. Später habe ich auch noch einen NSX zu Schrott gefahren. Es hat eine Weile gedauert, bis ich richtig Autofahren gelernt habe. (lacht)

In Ihrer Sammlung gibt es einige ziemlich interessante Autos aus den 1990er Jahren – einen Porsche 911 Carrera RS 964 in Sternrubin und einen Ferrari 512 M. Wie war die Autokultur damals in Thailand?

Die Einfuhrsteuer lag noch bei 300 Prozent und die Kapitalkosten waren hoch, aber die Wirtschaft boomte. Es war vor der asiatischen Finanzkrise und die Leute begannen, diese teuren Autos zu kaufen. Porsche 964, Ferrari 355. Einige dieser Autos, die Sie hier sehen, kamen damals nach Thailand und verließen das Land nie wieder.

Den Kern Ihrer Sammlung bilden jedoch knallharte, rennstreckenorientierte Leichtbau-Sportwagen aus dem neuen Jahrtausend. Von hier aus sehe ich zwei Porsche 911 GT3RS – einen 996 und einen 997 – sowie einen Lamborghini Murcielago SV, einen Ferrari 488 Pista und einen maßgeschneiderten Ferrari F12 TdF. Was fasziniert Sie an diesen rennsportlichen Straßenautos?

Als ich jünger war, war ich fasziniert von der Optik der Autos – je auffälliger, desto besser. Ich liebte die großen V12 von Lamborghini und Ferrari. Aber ich war auch ein leidenschaftlicher Go-Kart-Fahrer und verbrachte einen Großteil meiner Tage auf der Rennstrecke, um meine Leistung zu verbessern. Ein Go-Kart mit Gangschaltung fährt sich wie einen für die Formel 1 getunten Mini, nur ohne den aerodynamischen Grip. Dort habe ich gelernt, dass Leichtgewicht einfach nicht zu schlagen ist. Also begann ich, nach Autos zu suchen, die für die Rennstrecke gebaut wurden. Ich fuhr GT3-Rennspielzeuge für die Ferrari Challenge und den Porsche Cup, was aufregend war. Aber wissen Sie, Thailand hat einige fantastische Straßen, und ich wollte meine Zeit nicht damit verbringen, nur im Kreis zu fahren. Also waren diese straßenzugelassenen, aber fein abgestimmten, leichten Sportwagen mit manueller Schaltung der perfekte Kompromiss. Ich verliebte mich in das Fahrerlebnis und die Konnektivität, die sie bieten. Jetzt unternehme ich oft Roadtrips mit ein paar Freunden: wir stehen bei Sonnenaufgang auf und fahren 12 Stunden am Stück. Mehr geht nicht.

Und was ist mit Klassikern? Mittlerweile ist es ja fast unmöglich ist, sie aus dem Ausland nach Thailand zu importieren – begeistern Sie sich trotzdem für sie?

Nun, das Fahren dieser modernen Leichtgewichtsportwagen wie dem Porsche 911 GT3 RS weckte mein Interesse an der Geschichte der RS-Autos, den Vorfahren. Ich besaß einen wunderbaren 1973er Carrera 2.7 RS Homologationswagen, den ich später an Bruce Meyer in Beverly Hills verkaufte. Ich ging auch nach Pebble Beach und schloss mich den Juroren bei der Morgenpatrouille an und hörte ihnen zu, wie sie sich über die kleinsten Details ausließen. Langsam begann ich, die modernen Autos im Kontext ihrer Geschichte zu verstehen: ihre Rolle in der Automobilgeschichte, den technologischen Wandel von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Aber für mich ist und bleibt der Porsche 917 das ultimative Auto aller Zeiten. In Sachen Aerodynamik, Space-Frame-Aluminium-Architektur und Turbotechnologie war er der absolute Höhepunkt des Maschinenbaus ohne jegliche Elektronik. Diese massiven Go-Karts aus Fiberglas in Le Mans ohne ABS oder Sicherheitsnetz zu fahren, erforderte enormen Mut. Mit Autos wie dem 917 hat sich Porsche auf der Rennstrecke endgültig an die Spitze gesetzt – der Wert dieser Historie für die Aura der Marke ist unbezahlbar.

In Thailand gibt es eine große Porsche-Community. Warum ist das so, wenn man die horrenden Steuern auf diese Autos bedenkt?

Es ist lustig: Ein Typ aus der Generation X wie ich mit einem verfügbaren Einkommen würde in Europa wahrscheinlich Kunst sammeln. Aber in Thailand sind wir mit dem Wissen aufgewachsen, dass man Autos kauft, wenn man Geld verdient. Wir genießen unser Leben gerne und verbringen Zeit mit unseren Freunden, wir sind sehr gesellig. Es ist also eine sehr lebendige Gemeinschaft. Mein Freund Tenn organisiert das größte Porsche-Treffen in Südostasien, „Das Treffen“. Für uns alle ist die Marke Porsche ein Bindeglied, sie bringt Menschen zusammen.

Sie sind ein echter Autofan – aber auch ein sehr erfolgreicher Immobilienunternehmer mit Ihrer Firma Ananda Development. Interessanterweise haben Sie Ihr Vermögen damit gemacht, die Menschen dazu zu bringen, weniger Zeit in ihren Autos zu verbringen, nicht mehr.

Ja, genau. Bei unseren Recherchen haben wir herausgefunden, dass die Menschen in der Metropolregion Bangkok auf dem Weg zur Arbeit durchschnittlich 42 Tage pro Jahr im Stau stehen. Also kam ich auf die Idee, Wohnhäuser rund um BTS-Bahnhöfe zu bauen, damit die Menschen ihre Autos verkaufen, täglich mit der U-Bahn zur Arbeit pendeln und einen guten Teil ihres Lebens zurückbekommen, den sie besser mit ihrer Familie und ihren Freunden verbringen können. Die Idee kam bei Investoren sehr gut an, wir hatten einen klaren Plan und 300 Stationen, um unsere Idee zu skalieren. Von Anfang an war ich daran interessiert, welchen Beitrag mein Unternehmen zur Gesellschaft leisten könnte. Ich sage meinem Team und meinen Auftragnehmern immer, dass sie wirklich stolz darauf sein können, die Skyline von Bangkok mitzugestalten. Dass können sie eines Tages ihren Enkeln zeigen. Deshalb möchte ich, dass meine Gebäude auch ästhetisch ansprechend sind. Ich möchte, dass meine Architektur modern und funktional, nachhaltig und effektiv, aber auch zeitlos und klassisch ist. Wie ein Porsche 911.

Und damit kommen wir zu Ihrem nächsten Projekt: Gemeinsam mit Porsche Design bauen Sie einen ultraluxuriösen, 95 Meter hohen, 21-stöckigen Wolkenkratzer in Bangkok. Es ist nach Miami und Stuttgart der dritte Porsche Design Tower weltweit und der erste seiner Art in Asien. Wie haben Sie Porsche davon überzeugt, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?

Wie Miami oder Dubai ist Bangkok eine «Playground City», also eine Stadt, in der wohlhabende Menschen aus aller Welt entspannen, ihr Geld ausgeben und einfach das Leben genießen wollen. In diesem Zusammenhang recherchierten wir nach Wohnkonzepten großer Luxusmarken – und als ich herausfand, dass Porsche Design bereits zwei Türme realisiert hat, war ich sehr aufgeregt. Mein nächster Gedanke war jedoch: Warum sollten sie ausgerechnet etwas mit mir machen? Aber dann drehte ich mit einigen Freunden ein Video, in dem ich meine Leidenschaft für Porsche, die Automobilgeschichte meiner Familie und meine Erfolgsbilanz im Immobilienbereich erklärte. Es ist ein sehr lockeres Video, aber ich denke, es war ehrlich und authentisch. Also schickte ich es an Porsche – und es erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie verstanden, dass meine persönliche Leidenschaft für Porsche ihre Marke bestmöglich schützen würde. Für mich ist dies der Höhepunkt meiner Karriere: mein hundertstes Gebäude und ein wahr gewordener Traum.

Wie also wird der Porsche Design Tower aussehen?

Nun, er liegt im lebhaftesten Teil von Bangkok und er wird kein Hochhaus mit Hunderten von Wohnungen sein, sondern nur 22 Einheiten haben. Der Durchschnittspreis für jede dieser Villen beträgt 15 Millionen US-Dollar, das Penthouse wird sogar 50 Millionen US-Dollar kosten. Wir müssen also etwas wirklich Außergewöhnliches bieten.

Was ist am architektonischen Konzept typisch Porsche? Wie lassen sich der Geist und die Designsprache von Porsche in ein Gebäude übertragen?

Unsere Architekten arbeiten eng mit dem Porsche Design-Team zusammen, um sicherzustellen, dass das gesamte Gebäude die Designkriterien von Porsche widerspiegelt. Das gesamte Gebäude ist sehr schlicht, zeitlos und zeitgemäß luxuriös, es verbindet Tradition und Moderne. Bei meinen anderen Immobilienprojekten muss ich sehr kosteneffizient planen, aber hier gibt es buchstäblich keine Kompromisse. Das spiegelt sich in den Formen und Materialien wider, die wir verwenden. Was die Ähnlichkeiten mit Automobilen angeht, ähnelt der Turm eher einem Porsche 911 Sport Classic oder einem 918 als einem GT3 RS. Die Wohnräume werden hell, weitläufig und einladend sein. Wir arbeiten mit exklusiven Materialien, Luxusmöbeln und den neuesten Technologien: Inspiriert vom Dachmechanismus des Porsche 911 Targa verfügt die Fassade über ein ausgeklügeltes, vollautomatisches Terrassentürsystem, das es den Bewohnern ermöglicht, das Leben im Freien und drinnen zu verbinden. Ein weiteres architektonisches Highlight ist die freiliegende Sockelstruktur, das sogenannte „X-Frame“: Die Form ist vom Design des Konzeptautos Porsche Mission R und seiner Exoskelettstruktur inspiriert – und das dadurch geschaffene Eingangserlebnis ist wirklich einzigartig. 

Ich nehme an, unter den Käufern wird sich auch der ein oder andere Autosammler finden?

Ganz gewiss. Im Zentrum des Porsche Design Towers gibt es deshalb eine spiralförmige Auffahrtsrampe für Autos und jede Einheit im Gebäude wird einen eigenen «Passion Space» haben – früher hätte man das als «Man Cave» bezeichnet, aber wir rechnen natürlich auch mit weiblichen Käufern. Dort können Sie Ihre private Garage einrichten – samt Aufzug im Raumschiff-Stil, der Sie direkt zu Ihrem Duplex bringt – oder eine Michelin-Sterneküche. Das liegt ganz bei Ihnen. Und die Spitze des Turms wird von einer Lichtsignatur gekrönt, die von den Lichtdesigns der neuesten Porsche-Sportwagen inspiriert ist. Er wird sicherlich zu einem Wahrzeichen in Bangkoks Skyline werden.

Wie fügt sich Curvistan Bangkok in all das ein?

Ich traf Stefan Bogner im Dezember 2023 bei „Das Treffen“ und wir verstanden uns sofort. Wir sprechen dieselbe Sprache, bewegen uns im selben Tempo. Er zeigte mir den Curvistan Pop-up Store, den er in Singapur kuratiert hatte, und ich war begeistert. Stefan ist ein sehr kreativer Geist und ein echter Porsche-Typ – er ist nicht beim Unternehmen angestellt, aber die Entscheidungsträger vertrauen ihm. Also beschlossen wir, das Curvistan-Konzept in Bangkok auf die nächste Ebene zu heben. Wir verwandelten den Raum in weniger als vier Monaten. Porsche ist die inklusivste und sozial akzeptierteste Luxusmarke. In diesem Sinne soll Curvistan Bangkok ein sehr integrativer Raum sein, in dem wir in den nächsten zwei Jahren gemeinsam mit der lokalen Community den Porsche-Geist und die zeitgenössische Autokultur feiern.

Bei all diesen spannenden Projekten, die gleichzeitig im Gange sind – welche Energiequelle nutzen Sie, was treibt Sie an?

Wissen Sie, ich bin Buddhist und sehr spirituell, daher interessiert mich der Sinn meiner Existenz. Das Leben ist ein Geschenk des Universums. Aber was macht man mit diesem Geschenk? Es geht sicher nicht darum, Reichtümer anzuhäufen. Man kann nichts mitnehmen, wenn man stirbt. Und wir alle sterben, daran führt kein Weg vorbei. Wie können Sie also Ihre Fähigkeiten und Ihre Führungsposition nutzen, um etwas für andere zu schaffen, Menschen zu inspirieren, nach Verbesserung zu streben und eine bessere Version ihrer selbst zu schaffen? Es geht darum, eine positive Geisteshaltung zu finden und positive Erfahrungen zu schaffen, für sich selbst und noch mehr für andere. Das ist das spirituelle Ziel.

Photos: Stefan Bogner / Porsche Design