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Luftgekühlt Kopenhagen mit Rennmeister & Magnus Walker war ein Fest des Eigensinns

Während sintflutartige Regengüsse beim Goodwood Revival am letzten Wochenende Schuhwerk den Garaus machte, lächelten die Wettergötter auf Kopenhagen und Lufts dänische Ausrichter herab. Sie bescherten ein Weekend unvergleichlichen ästhetischen und akustischen Vergnügens.

Es war gefühlt erst gestern, als wir die orangefarbene Porsche-Flotte bei Luftgekühlts vorherigem Stopp in Wroclaw, Polen, ausluden. Aber da sind wir wieder, mehr als zwei Monate später, und platzieren die vier Autos, die zum Rennmeister-Projekt unter der Ägide unserer In-House Creative Agency CD Works gehören, am Vilhelm Lauritzen Terminal des Kopenhagener Flughafens.

Dieser Ort selbst ist schon etwas Besonderes. Ein in den 1930ern entworfenes und gebautes Meisterwerk der Moderne aus einer Zeit, in der es noch keine Typologie für das Aussehen eines Flughafens gab. Die Architektur ist perfekt erhalten und besitzt spektakuläre Wendeltreppen und eine wellenförmige Decke, die trotz ihrer robusten Stahlbeton-Struktur wie ein fragiler Stoff wirkt, der augenblicklich droht, vom Wind davongetragen zu werden. Bis heute wird das Gebäude genutzt, um VIPs zu empfangen und wurde im Übrigen von den Werken von Picasso und Braque inspiriert. Das Design fungiert wie eine Zeitmaschine, die alle, die eintreten, in eine Ära der grauen Anzüge und schwarzen Krawatten transportiert, als man schon morgens Whiskey und Zigaretten genoss.

Da wir gerade VIPs erwähnen: Diesmal begrüßten wir den legendären Porsche-Sammler, ehemaligen Mode-Mogul und berühmten Outlaw-Konstrukteur Magnus Walker, der bei Lufts Event Gast von Jägermeister war. Magnus signierte und verteilte eine limitierte Edition (nur 25 Stück) des Kooperationsplakats zwischen ihm und dem Rennmeister-Projekt, was zu einem gewissen Chaos führte, denn Menschen standen drei Stunden an, um die Chance zu bekommen, mit ihm zu sprechen.

Es ehrte Magnus – und frappierte uns -, dass er sich Zeit nahm, jeden Menschen in der Schlange kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen, sie zu fragen, wer sie sind, was sie machen, was sie fahren und so weiter. Jede Begegnung dauerte mindestens einige Minuten und endete mit einem lauten „Skål“- und „Stay Weird!“-Ausruf.

Als uns die Poster ausgingen, brachten Menschen ihre eigenen Exemplare, die sie beim offiziellen Luftgekühlt-Shop gekauft hatten sowie Sneaker, Lenkräder, T-Shirts, Kleinkinder, etc. Zwei Sharpie-Marker stießen an ihre Grenzen bei diesem enthusiastischen Massenandrang. Endlich kam auch dieser Programmpunkt zum Abschluss und jemand zündete David Pipers ikonischen, grünen 917: Das muss doch wirklich einer der besten Sounds der Menschheit sein und er entführte uns direkt nach Le Mans, zugleich war es das Signal, nun die Bühne zu räumen und andere glänzen zu lassen.

Es gab natürlich auch noch andere Autos. Der schöne Flugzeug-Hangar aus Holz beherbergte frühe Beispiele des 356, die alle tatsächlich wie Bonbons anmuteten, wobei das wohl nicht für das Exemplar gilt, mit dem Bruce Jennings Rennen fuhr – zweifarbige Lackierung in Silber und burgunderrot, Motorsport-Aufkleber und Überrollkäfig. Die Parkplätze waren bis zum Bersten gefüllt mit allen Arten weiterer luftgekühlter Maschinen – da waren 914, 911, ein 959 und ein 956 und so manches andere ganz spezielle Metall. Ebenfalls zu bestaunen gab es eine Präsentation zum 50. Geburtstag des 911 Turbo. Unser Lieblingsauto bei diesem Event? Natürlich abgesehen von der Rennmeister-Flotte muss es für uns der pastellgelbe ehemalige RSR von Emerson Fittipaldi gewesen sein, der einst Pablo Escobar gehörte. Lag das jetzt nur an uns oder kann man tatsächlich auf dem Armaturenbrett noch Spuren eines weißen Pulvers entdecken?

Kein Treffen dieser Art wäre denkbar, ohne auf die üblichen Macher und Persönlichkeiten der Autoszene zu stoßen. Bei der fantastischen Luft-Pre-Party in Kopenhagens malerischem Meatpacking-Viertel begegneten wir den Organisatoren Jeff Zwart und Patrick Long, Fotograf Vince Perraud, Ken Hake alias Mr. Petro-Surf höchstpersönlich, Influencerin Hanna Schönwald, Grafikdesignerin Sophie Küppers und anderen Freunden verschiedener Porsche-Crews wie der berüchtigten Hamburg Heck Crew. Die Atmosphäre des Abends war ungemein lässig und entspannt mit wundervollen Menschen, Autos und großartigem Essen in Hülle und Fülle.

Wenn wir diese ganze Erfahrung auf den Punkt bringen wollten, dann müssen wir uns noch einmal Magnus Walker zuwenden. Trotz der Reizüberflutung, die solchen Events eigen ist und man schier überwältigt wird von der Zahl an Autos und der überbordenden Kreativität, stellten wir aber fest, dass vor rund einem Jahrzehnt es Magnus war, der die Szene wie niemand vor ihm beeinflusste und prägte. Alle diese gedrillten, vom Motorsport inspirierten Türgriffe, die Balsa/Skateboard-Schaltknaufe, gelben Frontscheinwerfer und Aftermarket-Räder (teils von Magnus selbst entworfen) an den bei Luft versammelten Modellen wurden unbestreitbar von Walkers bahnbrechendem „Outlaw Style“ beeinflusst.

Es ist kein Problem, in der eigenen Spur zu bleiben, aber wenn wir irgend etwas bei Luftgekühlt gelernt haben, dann, dass Magnus Walkers Motto „keeping it weird“ – dem Eigensinn und dem Hang zum Merkwürdigen treu bleiben – der Spielplan für die Zukunft ist.

Fotos von Igor Sinitsin