Die meisten Künstler drücken ihre Visionen und Emotionen auf Leinwand aus, andere schlagen einen dreidimensionalen Weg ein, um ihren Beziehungen zu Menschen und zur umgebenden Welt Gestalt zu verleihen – ein rein weißes Auto ist vielleicht dazu die beste Grundlage. Aber die Wahl des Autos kann natürlich Tücken bieten. Doch der renommierte italienische Künstler Cleto Munari befand, dass der Porsche 996 seine Kurven an genau den richtigen Stellen hatte, um ihm und seinen Freunden ein Designspektakel zu erlauben. Cleto Munari traf erstmals 1973 den Architekten Carlo Scarpa und schuf so eine Verbindung, die Jahrzehnte andauern sollte und ihm ermöglichte, seine gesamten Forschungen und Aktivitäten im Industriedesign zu entfalten und so für wichtige Firmen weltweit zu arbeiten. Über die Jahre schuf Munari Objekte aus fast jedem Material, doch jene aus Gold und Silber gefertigt begründeten seinen Ruhm und fanden ihren Weg in viele internationale Museumssammlungen, darunter auch das Metropolitan Museum of Art in New York.
Von den goldenen Skulpturen bis zu den goldfarbenen Spiegeleier-Scheinwerfern der Porsche-Baureihe 996 begann die Schöpfungsgeschichte dieses Art Car ähnlich wie die der anderen Sportwagen aus Zuffenhausen. Dieser Elfer wurde erstmals 1998 zugelassen und war in Pastellgelb mit klassischem schwarzen Lederinterieur konfiguriert, ehe er von der Firma FilmAuro von Aurelio De Laurentis gekauft wurde und prompt eine Rolle im Film „Paparazzi“ erhielt. Aber ab diesem Zeitpunkt verlieft die Karriere dieses 996 dann doch sehr anders, als bei seinen Gefährten in der Fabrik. Nach Abschluss der Dreharbeiten setzten sich der Geschäftsführer von Porsche Italia, Dr. Casadei, und der berühmte, aus Vicenza stammende Designer Cleto Munari zusammen und beschlossen, diesen Elfer für ein großangelegtes Projekt einzusetzen, das Künstler und die Autowelt miteinander verknüpfen sollte.
Sofort begann die Arbeit, um dieses Auto für seine neue Rolle als leere plastische Leinwand vorzubereiten und später in einer Ausstellung im Jahr 2000 präsentiert zu werden, die der bekannte Kritiker Achille Bonito Oliva kuratierte und die bei der bevorstehenden Schau Castel Sant´Angelo: „The Figure of Things“ gezeigt werden sollte. Damit die Kunst zur Geltung kommen konnte, musste der 911 erst seine Farbe wechseln: Die einmalige gelbe Lackierung wich der Farbe Weiß mit einem passenden weißen hirschledernen Interieur – damit hatte Cleo Munaris Vision die ideale mobile Grundlage gefunden. Er lud daraufhin vier der bedeutendsten Vertreter der Postmoderne in Kunst und Design zur Mitwirkung ein. Alessandro Mendini, Ettore Sottsass, Mimmo Paladino und César Pelli bündelten ihre nicht unbeträchtliche Kreativität und übernahmen jeweils unterschiedliche Paneele des Porsche. Dadurch ergab sich aus jedem Blickwinkel des 996 Art Car ein jeweils anderer visueller Reiz.
Mendini mit seiner bekannten Zuneigung zum Design der späten 70er schuf eine mehrfarbige kubistische Struktur, die an zwei seiner Meisterwerke erinnerte: Der Korkenzieher für Alessi und der Proust-Fauteuil. Ein starken Kontrast dazu setzte der Italo-Österreicher Sottsass – Mitbegründer der Memphis Group und zugleich Schöpfer der ikonischen Schreibmaschinen und Rechner von Olivetti –, der mit einem Mosaik aus Quadraten auf schwarzem Grund, die von rot zu lachspink verblassen, zu seinen Ursprüngen zurückkehrte. Paladino, Kenner uralter Techniken wie Graffiti und Mosaik, nahm sich die Fronthaube des Porsche mit dem Bild einer schwarzen Stammesmaske vor. Der Architekt César Pelli schließlich, Entwerfer der Petronas Towers in Kuala Lumpur, schuf ein Redesign seiner Hochhäuser auf dem Dach des Porsche komplett mit dem Farbton Himmelblau, um die Anmutung eines perfekten Sommertags zu erzeugen. Als Abschluss dieses rollenden Kunstwerks signierte Cleto Munari die Stoßfänger des Elfers rundherum mit den Worten „Cleto Munari for Porsche“, zugleich kreierte er noch die sehr feine Puzzle-Grafik in neonfarbigem Gelb-Grün entlang der Heckpartie.
Das Resultat dieser kollektiven Leistung von Kunst- und Designstars ist ein Auto, dass die Sinne elektrisiert – jedes Karosserieelement bildet einen Kontrast zum Nachbarpaneel. Nach der Fertigstellung und der Ausstellungspräsentation wurde dieser AutOpera 996 im Jahr 2016 während des Porsche-Festivals in Misano Adriatica versteigert und von Porsche gespendet, um Geld für die Erdbebenopfer zu sammeln. Seitdem wurde das Art Car bei verschiedenen Festivals auf der ganzen Welt gezeigt und motiviert so weitere Generationen von jungen und auch etablierten Künstlern die Grenzen ihrer Kreativität neu auszustecken.
Obwohl dieses Auto natürlich ohne Frage ein One-off ist, haben sich unsere Hamburger Freunde von Studio Sokue ebenfalls von diesem postmodernen Porsche inspirieren lassen und mit K&YFOB den perfekten Weekender für Kunst- und Porschekenner erschaffen. Von Hand in Italien aus feinstem, hochwertigen Leder gefertigt, verkörpert das Studio Sokue x K&YFOB Art Bag den lebensfrohen Geist der avantgardistischen Memphis Milano Group. Und das Schönste daran: Sie können diese einmalige Tasche jetzt im CD Shop kaufen!
Fotos: Tom Wheatley, private archive of Mr. Christian Stove