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Das British Classic Car Meeting 2024 brachte Safari-Flair nach St. Moritz

Am vergangenen Wochenende zelebrierte das British Classic Car Meeting im extravaganten St. Moritzer Stil die Safari-Autokultur des alten Empires – mit bulligen Restomod-Landys bis hin zu alltagstauglichen Jaguar und echten Kamelen in der Lobby des Suvretta House.

Auch wenn England am Samstagabend die Schweiz aus der Fußball-Europameisterschaft geworfen hat, war der Ballsaal des Suvretta House in St. Moritz noch von der Liebe zu Großbritannien und seiner großen Automobilkultur erfüllt. Elegante Gentlemen im Smoking und Damen in Animal Prints und Safari-Anzügen hatten sich versammelt, um ihre gemeinsame Anglophilie bei der 30-jährigen Jubiläumsausgabe des British Classic Car Meetings zu feiern. Das jeden Sommer im Grand Hotel Suvretta stattfindende BCCM zieht traditionell die Besitzer der schönsten Aston Martins und Austin Healeys, Bentleys und Jaguars, Land Rovers und Rolls-Royces der Schweiz an. Die diesjährige Ausgabe hat den Ruf der Veranstaltung als eleganteste, stilvollste und kreativste Hommage an die britische Autokultur außerhalb des Vereinigten Königreichs zweifellos verteidigt.

Für die 30. Jubiläumsausgabe hatten Chairman Peter Egli und sein Team eine BCCM „Safari Edition“" angekündigt. Als Hommage an den Abenteuergeist, den wir mit der Camel Trophy, der Paris-Dakar oder der East African Safari Rallye verbinden. Schließlich haben britische Entdecker ihre Autos schon immer über die behagliche Blase von Londons Mayfair und Kensington hinaus bewegt, auf der Suche nach Abenteuern an den rauesten und entlegensten Orten der Welt. Um dann ihren 5-Uhr-Tee auf Öfen im Dschungel von Borneo zuzubereiten oder zur Bekämpfung der Malaria Gin & Tonic in Indien zu schlürfen.

Und während T.E. Lawrence und seine gepanzerten Rolls-Royce die arabische Wüste beherrschten, etablierte die Oxford and Cambridge Far Eastern Expedition von 1955 den Land Rover als das ultimative, überall einsetzbare Offroad-Fahrzeug, das wir noch heute bewundern. Es gibt kaum einen gottverlassenen Flecken auf dieser Welt, den Briten nicht mit einem Landy bereist haben.

Anlässlich des British Classic Car Meeting machte sich eine beeindruckende Parade von 111 Autos „Made in the UK“ auf den Weg nach St. Moritz. Das Starterfeld umspannte fast ein Jahrhundert Automobilkultur – vom Bentley Open Tourer von 1927 bis zum neuesten Aston Martin Vantage AMR. Dazwischen gab es einige der kultigsten und verführerischsten Autos zu bestaunen, die je entworfen wurden. Wie Jaguar E-Type in allen Varianten, Aston Martin DB6 und V8 oder der mythische Bentley R-Type Continental. Und war der braune Range Rover nicht eine Nachbildung des berühmten offenen Modells aus dem James-Bond-Streifen „Octopussy“? Zu diesen All-time-greatest kamen seltenere und daher weniger bekannte Spezialitäten wie ein Alvis TD 2, ein Lagonda 3 Litre, ein Bristol 411 und ein Trident Venturer.

Aber nicht alle Autos waren das, was sie auf den ersten Blick zu sein schienen. Dieser wunderschöne Land Rover Serie 2 von 1965, den wir auf der BCCM entdeckt haben, schien die patinierte Rüstung eines verdienten Kriegers zu tragen. Doch unter der ramponierten Oberfläche schlägt das Herz eines modernen Super-SUV. Im Auftrag eines anspruchsvollen Land Rover-Sammlers aus der Schweiz wurde der fast 60 Jahre alte Wagen beim Spezialisten Landy Point von Grund auf zum Restomod umgebaut. Er verfügt nun über einen 242 PS starken Rover V8, das Fünfgang-Getriebe der letzten Defender-Classic-Generation sowie eine Seilwinde, eine Standheizung und viele andere Features eines modernen SUV. Und was hätte ein geeigneteres Auto sein können, um die Offroad-Abenteuer-Kultur beim British Classic Car Meeting zu feiern, als solch ein Berglöwe im Kamelgewand?

Ein weiteres Auto für diesen Anlass maßgeschneidertes Exemplar war der Jaguar XJ 3.4 aus dem Jahr 1976. Er wurde von Philipp Husistein, dem Präsidenten des Jaguar Drivers Club Schweiz, zu einem vollwertigen Wüstenrallyefahrzeug aufgerüstet. Hätte einer der anderen Teilnehmer den Besitzer zu einer Wette herausgefordert, sich sofort auf den Weg zu machen und die Erde in 80 Tagen zu umrunden, hätte er keine Ausrede gehabt – denn der Jaguar war startklar! Zum Glück hatte der BCCM für seine Safari-Rallye einen etwas kleineren Radius festgelegt: Von St. Moritz nach Zernez über den Ofenpass ins Val Müstair führte das Roadbook die Teilnehmer über den Umbrailpass nach Bormio und über Passo del Foscagno, Forcola di Livigno und den Bernina-Pass zurück ins Engadin. Und auch wenn das Wetter zeitweise etwas zu ambitioniert war, um das berühmte englische Klima zu imitieren, meisterten die Autos die Fahrt in bester britischer Manier.

Während bei der Straßenrallye Schnelligkeit und gutes Timing gefragt waren, musste die Jury des BCCM Concours of Elegance rund um Marco Makaus das stilvollste Fahrzeug auswählen. Die Trophäe „Best in Show“ ging zu Recht an einen atemberaubenden schwarzen Jaguar SS 100 von 1937 aus der Sammlung von Peter Kappeler, während Nicolas Lehners Aston Martin DB4 Cabriolet von 1963 und ein Daimler Double Six von 1986 aus dem Besitz von Sivert Kupfer jeweils Klassensiege errangen.

Aber das war noch nicht alles: Zur Feier des 30-jährigen Bestehens des BCCM hatten die Organisatoren noch eine Reihe von Attraktionen vorbereitet. Vom Tontaubenschießen bis hin zu einem Kamingespräch mit dem legendären Rallyefahrer und ostafrikanischen Safari-Veteranen Rauno Aaltonen. Am Samstagabend legte Duccio Lopresto, Director of Business Development, Europe von RM Sotheby’s und House-Music-DJ vor einem der nur 25 Mal gebauten Land Rover Defender Works V8 Trophy Modellen auf, die von der berühmten berühmten Camel Trophy inspiriert waren. Und als dann auch noch zwei echte Kamele in voller Wüstenmontur lässig durch die Lobby des Suvretta House trabten, war allen Gästen endgültig klar, dass sie dem spektakulärsten britischen Klassiker-Treffen beiwohnten, das St. Moritz je gesehen hatte.

Fotos: Pietro Martelletti, Rosario Liberti, Davide De Martis