Das Apartment von Gunter Sachs im Palace Hotel in St. Moritz bot selbst schon reichlich Stoff für Legenden. Der Filmemacher, Fotograf und Industrielle erhielt einen zeitlich nicht eingeschränkten Mietvertrag für das Penthouse, nachdem er die Restaurierung des Turms nach einem verheerenden Feuer 1967 finanziell unterstützte. Aus der luxuriösen Wohnung machte er sein ganz eigenes Reich und bat befreundete Künstler wie Andy Warhol, Yves Klein, Allen Jones und Roy Lichtenstein um ihre Avantgardekunst.
Lichtenstein erhielt von Sachs den Auftrag, dieses spezielle Stück zu schaffen: eine großformatige Tafel in Lackmanier mit dem Titel „Composition”. Es wurde zwar für das Badezimmer des Penthouses konzipiert, avancierte aber zu einem Blickfang des umfangreichen Apartments. Im charakteristisch abstrakten und kühnen Pop-Stil des Künstlers gemalt, war das Bild über Jahrzehnte unterhalb des Waschbeckens montiert - sein Pendant war „Leda und der Schwan”, ebenfalls ein bekanntes Werk Lichtensteins.
Für Gunter Sachs war St. Moritz ein geliebtes Domizil. Er war vermutlich auch verantwortlich, dass aus dem kleinen Schweizer Skiort im Lauf der fünfziger und sechziger Jahre ein Anziehungspunkt für den Jetset wurde. Nichts genoss er anscheinend mehr, als seine berühmten Gäste in diesem außergewöhnlichen Hotel-Penthouse zu unterhalten. Sachs war nicht nur kunstsinnig, sondern auch exzentrisch, denn es wird berichtet, dass er hier eine kugelsichere Scheibe einbauen ließ: Freunde wurden ermuntert, von der anderen Seite aus auf ihn zu schießen. Dann erbat er sich ihr Autogramm auf dem jeweiligen Einschuss.
Sotheby´s wird „Composition”, das eines von nur drei einzigartigen, von Lichtenstein gemalten Porzellantafeln darstellt, im Rahmen der Contemporary Art Day-Auktion am 17. Mai, 2019 in New York aufrufen. Dieses Werk mit eine Schätzwert von 900.000 - 1,2 Millionen US-Dollar ist auch deswegen so bedeutsam, weil es an Leben und Stil einer der berühmtesten Playboys erinnert.
Fotos: Sotheby's