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RM Sotheby's versteigert einzigartigen Le Mans-Aston Martin DP215 in Monterey

Zum dritten Mal sorgt RM Sotheby's auch bei der kommenden Monterey-Auktion für Schlagzeilen. Bei der Flagship-Versteigerung vom 24. - 25. August kommt der Solitär Aston Martin DP215 als wichtigster Werksrennwagen für Le Mans in Kalifornien unter den Hammer.

Kühnes Designprojekt

Der DP215 folgte auf den DP212 und den DP214 als letzter der werkseitig konstruierten „Design Prototype”-Sportsrennwagen von Aston Martin. Gebaut auf Wunsch von John Wyer, wurde dieses einzigartige Fahrzeug nur zwei Monate vor den 24 Stunden von Le Mans 1963 fertig gestellt. Die beiden Piloten waren Phil Hill und Lucien Bianchi.

Dieser Rennwagen war alles andere als ein umgebauter DB4GT. Auf der Grundlage vorheriger DB-Automobile entwarf der leitende Ingenieur Ted Cutting für den DB215 ein Kastenrahmen-Chassis und montierte den Vierliter-Reihensechszylinder aus dem DB212 gut 25 Zentimeter zurückversetzt im Vergleich zum Vorgänger. Außerdem besitzt der DB215 eine hintere Einzelradaufhängung sowie eine extrem aerodynamisch Karosserie aus geradezu federleichtem Magnesium/Aluminium-Leichtbau.

Rekordkiller

Und es war in Le Mans, dass der DP215 auf der Mulsanne-Geraden eine atemberaubende Höchstgeschwindigkeit von 319,6 Stundenkilometern erzielte und somit als erstes Fahrzeug offiziell über 300 km/h auf der Circuit de la Sarthe erreichte. Trotz dieser bemerkenswerten Leistung mit Rundenzeiten, die 12 Sekunden schneller waren als jene der Ferrari 250 GTOs, gab das Getriebe aus dem DBR1 schon zwei Stunden nach Rennbeginn seinen Geist auf. Noch einmal würde der DB215 im Jahr 1963 an den Start gehen, ehe das Aston Martin Racing Department aufgelöst wurde.

Bei Aston Martin war man sich aber des Potenzials dieses Rennwagens im Klaren und nutzte ihn für Versuche. Allerdings gab es 1966 einen herben Rückschlag durch einen Unfall auf der M1-Autobahn. Ohne Motor (dieser wurde in Colin Crabbes DB214 eingebaut) und Getriebe wurde das Auto 1974 an Malcolm Calvert verkauft. Danach begann eine umfangreiche und Jahrzehnte währende Restaurierung, die den DB215 in altem, authentischen Glanz wiederherstellen sollte.

Im Jahr 1976 erwarb Nigel Dawes diesen außergewöhnlichen Aston Martin und arbeitete bei der weiteren Restaurierung eng mit Ted Cutting höchstpersönlich zusammen. Als der DB215 schließlich in den Besitz der renommierten historischen Rennfahrer Neil und Nigel Corner wechselte, fehlten ihm nur der Originalmotor und das korrekte, typengerechte Getriebe, das ein Opfer des Unfalls von 1966 geworden war. Wieder wurde Cutting konsultiert und daraufhin ein typengerechtes S532-Getriebe mit größter Sorgfalt von den Spezialisten R.S. Williams und Crosthwaite & Gardiner eingepasst. 

Gesamtkunstwerk

Aber das Sahnehäubchen auf dieser fesselnden Geschichte setzten die Corners, als es ihnen gelang, den ursprünglichen Motor mit Nummer 400/215/1 zu sichern und einzubauen - das Triebwerk hatte die letzten 50 Jahre im DB214 geruht. „Aus der Sicht des Fahrers hat die Beschleunigung im zweiten und dritten Gang dafür gesorgt, dass sich mir die Haare auf dem Handrücken aufgestellt haben”, erzählt Neil Corner. „Die vorherige Maschine im Fahrzeug leistete über 372 PS auf dem Dyno - das lässt einen ahnen, wozu die Originalmaschine, die jetzt endlich wieder montiert ist, fähig ist.”

Dieser sensationelle Aston Martin, dessen Design sich unserer Meinung nach einiger der besten Sportwagen jener Epoche verdankt, sucht nun einen neuen Besitzer, der dieses Auto so fahren und genießen wird, wie die Corners im Lauf der letzten 16 Jahre. Als Exemplar aus den letzten Jahren der David Brown-Ära und als Spitzenleistung von Aston Martins Motorsport-Engagement in den sechziger Jahren, wird der DB215 auf 20 - 25 Millionen Dollar geschätzt.

Fotos: Simon Clay und Tim Scott für RM Sotheby’s © 2018