Während die Jahre vergehen, wird es immer schwerer vorstellbar, dass es überhaupt noch Scheunenfunde auf der Welt gibt. Und doch hat Broad Arrow Auctions nun ein Auto für einen Auktion gemeldet, dass schon jetzt als einer der coolsten Scheunenfunde des Jahres gelten darf. Der Fiat Abarth OT 1300 war die Verkörperung eines GT-Rennwagens aus der Mitte der 60er-Jahre. Der einen hochdrehenden und kleinvolumigen Motor mit einer leichten Konstruktion und einer natürlichen Agilität auf kurvigen Strecken kombinierte.
In den 1960er-Jahren waren Straßenrennen in Italien in aller Munde, was auch die Aufmerksamkeit ausländischer Konkurrenten auf sich zog, die ihre mit größeren Motoren bestückten Rennwagen mit hochkarätigen Fahrern besetzten. Der Abarth erwarb sich in diesem Umfeld schnell den Ruf eines „Favoritenkillers“ und holte neben Gesamtsiegen beim 500-km-Rennen auf dem Nürburgring 1966 (Ernst Furtmayr) und dem Großen Preis von Hockenheim 1967 (Toine Hezemans) unzählige Klassensiege, unter anderem bei den 1000 km von Monza und am Nürburgring.
Der OT („Omologate Turismo“) 1300 mit Fahrgestellnummer 0047 wurde am 8. September 1966 auf den Turiner Rennfahrer Fiorenzo Genta zugelassen. Das typische „David-gegen-Goliath“-Modell nahm anschließend an drei aufeinanderfolgenden Targa Florio-Ausgaben teil. Gleich der erste Targa-Start in der Saison 1967 endete mit dem GT 1.3-Klassensieg für das Fahrerduo Guido Garufi und Giuseppe Ferlito. Dieses bemerkenswerte Stück italienischer Motorsport-Geschichte kam bei jeder seiner drei Targa Florio-Einsätze als Klassifizierter ins Ziel – 1969 als Zweiter der 1,3-Liter-GT-Klasse. Von diesem finalen Einsatz zeugt noch immer das am oberen Rand der Windschutzscheine klebende technische Prüfzeichen des Automobil Clubs von Palermo für die 53. Targa Florio. Was das Auto als echtes Artefakt aus den goldenen Jahren der Targa ausweist.
Das stromlinienförmige Design des OT 1300 ist simpel und doch zielgerichtet, mit hochgezogenen vorderen und hinteren Kotflügeln, die in die untere Fensterlinie übergehen und den Luftstrom bei hoher Geschwindigkeit maximieren. Der OT 1300 Abarth wurde primär für Langstreckenrennen entwickelt, und während der Wagen mechanisch als sehr robust galt, litten die Fahrer im Cockpit unter starker Hitzeentwicklung und mangelnder Frischluft. Um der starken Wärmeabstrahlung zu begegnen, montierte Abarth am hinteren Dachabschluss einen Lufteinlass im Stil eines Periskops – ein unverwechselbares Feature, das dem Abarth OT 1300 den Spitznahmen „Periscopio“ einbrachte. Der Schnorchel, den dieser hier vorgestellte Abarth erstmals bei der Targa von 1969 trug, mag ein wenig unkonventionell ausgesehen haben, aber ein glücklicher Fahrer ist ein schneller Fahrer!
Nach seiner Glanzzeit, in der der Abarth zunächst gelb und dann hellblau lackiert war, trennte sich Genta 1971 von seinem Rennwagen. 1972 setzte ihn der französische Arzt und Rallyefahrer Jean-Francois Thaon, der das Auto von Osella gekauft hatte, bei zahlreichen Rallyes ein. 1988 kehrte der Abarth nach Italien zurück, wo er dann eingelagert und die nächsten 37 Jahre in einen Dornröschenschlaf versetzt wurde. Mit einem Schätzwert von 400.000 bis 450.000 Euro wird der jetzt rote Italiener am 24. Mai bei der Broad Arrow Auctions auf dem diesjährigen Concorso d'Eleganza Villa d'Este versteigert. Der glückliche Höchstbietende hat die Wahl, ob der Wagen als verstaubter Leckerbissen erhalten bleibt oder als perfekt restaurierter historischer Rennheld wieder in Dienst gestellt wird!