Wir alle wissen, was Bryan Adams im „Summer of '69“ angestellt hat. Aber während der kanadische Star seine erste Gitarre in Empfang nahm, zog George Gallion, Opels frisch gebackener Designchef, ganz neue Saiten auf und zeichnete etwas, das auch den Karosseriekünstlern südlich der Alpen zur Ehre gereicht hätte. Das neue Zentrum für Styling in Rüsselsheim glich exakt jenem der Mutter General Motors in Michigan, wenngleich kleiner, und hatte als Aufgabe, eine charakteristische Formensprache für die Marke zu entwickeln. Als erstes kam das GT-Konzept, dann schufen Gallion und sein Team 1969 die Vision des Coupé Diplomat als Antwort auf den Mercedes C 111, der für die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt im selben Jahr angekündigt worden war.
Inspiriert von einem Supersportwagen aus Stuttgart
Die Designer holten sich als Grundlage den 5,4-Liter-V8 inklusive Antriebsstrang aus dem klassischen Flaggschiff Opel Diplomat und umhüllten die Technik mit einer atemberaubenden, roten Karosserie. Die schlichten, klaren Linien waren schon für sich genommen ein Kunstwerk, aber das optische Meisterstück war die nach vorne gerückte gläserne Kanzel, die Windschutzscheibe, Dach, Seitenfenster und Türen umfasste. Ohne die lästige A-Säule versprach diese Lösung eine hervorragende Rundumsicht, aber den besten Blick auf die Silhouette und die feinen Details hatte der Betrachter wohl von außen.
Ein Beigeschmack von Bitter
Die positive Resonanz auf der Frankfurter Messe führte dazu, dass GM den Designer und Karosseriekonstrukteur Pietro Frua beauftragte, zwei serienreife Prototypen auf den Weg zu bringen - allerdings ohne kostspielige gläserne Kanzel. Doch schließlich war es der ehemalige Rennfahrer Erich Bitter, der die Idee umsetzte. Er gründete eigens ein Unternehmen, um den CD zu vermarkten, wobei die eigentliche Produktion an Baur vergeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Entwurf im Lauf der serientauglichen Design-Modifikationen allerdings einiges an Einzigartigkeit eingebüßt. In seiner ursprünglichen Form gilt der CD jedoch bis heute als das schönste Konzeptfahrzeug von Opel. Es hat nicht nur einen Mann so begeistert, dass er ein Vermögen investierte, um größere Stückzahlen zu produzieren. Es bewies auch den anderen europäischen Herstellern, dass der Ursprung schlichter Schönheit nicht immer in Italien liegen musste.
Fotos: Opel