Der Rennsport in den 1960er-Jahren war besonders hart. Und gefährlich. Doch der Ruhm machte süchtig, und so gaben die Mutigsten unter den Piloten Wochenende für Wochenende alles. Aussagen wie diese mögen nach alten und durch schnellen Schnitt künstlich dramatisierten Rennfilmen klingen. Aber gerade der Formelsport jener Epoche war ein exotischer Cocktail aus Gefahr und Todesmut, brachte aber zugleich auch einige der legendärsten Rennwagen aller Zeiten hervor. Wie diesen Lotus 59B mit seinem abenteuerlich hohen (und im Laufe der Saison 1969 verbotenen) Heckflügel. Er wurde in seinem ersten Einsatzjahr unter anderem von Jochen Rindt und Ronnie Peterson gefahren – der eine damals schon arrivierter Formel-1-Star, der andere am Beginn einer großen Karriere.
Von Anfang bis Mitte der 1960er-Jahre hatte es Lotus im Kampf um die Podiumsplätze in der Formel 2 und Formel 3 immer schwerer, sich gegen die neue Konkurrenz in Gestalt von Brabham und Matra durchzusetzen. Dazu 1968 den Tod von Jim Clark bei einem F2-Rennen in Hockenheim zu betrauern. Nach zwei enttäuschenden Jahren (1967/1968) entstand für 1969 und verbunden mit großen Hoffnungen der neue Typ 59 B. Es wurden nur drei Wagen gebaut, wobei der hier gezeigte der einzige in seiner Original-Spezifikation (Thruxton, 1969) ist. Die Konstruktion von Dave Baldwin basierte auf einem komplexen quadratischen Gitterohrrahmen mit Aluminiumboden. Ganz ähnlich wie beim Formel-1-Lotus 49 standen die hinteren Bremsen direkt im Fahrtwind, während die vorderen fast vollständig von den Felgen verdeckt waren, um sie vor Steinschlag, Gummiresten und anderen Geschossen zu schützen. Analog zum Formel-1-Lotus kamen zu Beginn der Saison extrem hohe, aber fragile Heckspoiler-Konstruktionen zum Einsatz. Nach den schweren Unfällen von Rindt und Hill beim GP von Spanien wichen sie einem Aero-Kit mit flachem Heckspoiler.
In der Formel-2-EM des Jahres 1969 setzte das im Vorjahr noch mit Brabham angetretene Roy Winkelmann Racing Team im Auftrag von Lotus zwei 59B für die Lotus-Formel-1-Piloten Jochen Rindt und Graham Hill ein. Darunter diesen Anfang April an Winkelmann gelieferten 59B mit Chassisnummer 21. Gleich beim Saisonauftakt in Thruxton fuhr Rindt damit gleich zum Sieg. Während der Österreicher seine Siegesserie auf einem anderen 59B-Chassis fortsetzte, verhalf #21 dem aufstrebenden Talent Ronnie Peterson bei dessen erst zweiten F2-Rennen in Albi zu Platz fünf. Beim Saisonausklang in Vallelunga steuerte dann noch der Brite John Miles #21 auf Platz drei.
1991 wurde der zwischenzeitlich zum Formel Atlantic und sogar Formel 3 umgebaute Lotus einer fünf Jahre langen Restaurierung bei Peter Denty im UK unterzogen. Bis hin zu den Stickern – darunter einen für die Jochen-Rindt-Show von 1969 in Wien! – exakt so, wie er am Ostermontag des Jahres 1969 in Thruxton an der Startlinie stand! Vor ersten Einsätzen bei historischen Formel-2-Rennen wurde der Wagen dann 2022 noch einmal komplett zerlegt, tragende Chassisteile geröntgt sowie Bremsen, der Cosworth FVA-Motor (1,6 Liter) und das matching numbers-Getriebe vom Typ Hewland FT200 zerlegt und einsatzbereit gemacht. Noch im gleichen Jahr sah man den wunderschönen Monoposto erstmals beim Bernina Bergrennen in der Schweiz in Aktion; 2023 dann beim Goodwood Revival und bei der Jochen-Rindt-Trophy in Thruxton.
Nun steht der Lotus mit neuen FIA-Papieren und Benzinpumpen sowie neuer Verkabelungbei Motikon in Schweden zum Verkauf. Bereit für Einsätze in der historischen Formel-2-Serie. Mit beiden Aero-Kits – sprich mit dem himmelhoch ragenden Leitwerk und dem konventionellen, aber bruchsicheren flachen Heckspoiler!