Wenn Ihnen ein Mini, ein Triumph oder eine andere britische Rennsportikone aus den Sechzigern nicht zusagt, haben wir etwas gefunden, das Ihnen vielleicht zusagt. Im November 1966 gab die Rennsportabteilung der British Motor Corporation (BMC) Grünes Licht für die Entwicklung eines neuen Rennwagens.
Das Ergebnis war ein komplett neues Coupé namens MGC. Im Design den den MGB angelehnt, nur nun dank Austins kraftvollem Dreiliter-Reihensechszylinder mit deutlich mehr Kraftreserven in der Hinterhand.
Das geheime Projekt sah den Bau von sechs MGC GTS „Lightweight“ (mit Alu-Karosserien) in den Werkstätten von BMC in Abingdon vor. Ursprünglich war geplant, dass der auf Basis des im Oktober 1967 vorgestellten MGC entwickelte GTS den Mini bei den Rallyes beerben sollte, obwohl schon der MGB auf diesem Terrain äußerst erfolgreich war. Doch dann kam er auch bei Langstrecken-Rennen zum Einsatz.
Am Ende wurden bei BMC statt sechs nur zwei Wagen fertiggestellt. Man nannte sie liebevoll „Mable“ und „Romeo“, in Anspielung auf Ihre Nummernschilder MBL 546E und RMO 699F. „Mable“ gab sein Debüt 1968 bei den 12 Stunden von Sebring. Gesteuert vom legendären Paddy Hopkirk und Andrew Hedges gewann er die Prototypenklasse und belegte zugleich Rang 10 im Gesamtklassement – die beste Platzierung, die je ein MG in der Sebring-Geschichte erreichen sollte.
Noch im gleichen Jahr traten dann beide MGC GTS beim Marathon de la Route an, dem brutalen 84-Stunden-Rennen auf der kombinierten Nord- und Südschleife des Nürburgrings. Während „Romeo“ sehr bald mit Überhitzungsproblemen ausschied, übte „Mable“ mit dem Belgier Julien Vernaeve und den Briten Tony Fall und Andrew Hedges Druck auf den führenden Porsche aus. Die anfängliche Freude schlug später in Enttäuschung um, als ein Bremsproblem den verbliebenen MGC bis zum Ende auf den sechsten Platz zurückwarf.
Gerade als sich der Erfolg des britischen Teams abzuzeichnen begann, fiel das MGC GTS-Programm der Fusion von BMC mit der Leyland Motor Corp. zum Opfer – British Leyland als neuer Chef im Hause zog humorlos den Stecker. Doch auf Wunsch des amerikanischen MG-Importeurs wurden „Romeo“ und „Mable“ für ein „Last Hurrah“ nochmals nach Sebring gebracht, wo sie jedoch nicht mehr so erfolgreich waren wie 1968. „Romeo“ mit Hopkirk/Hedges kamen auf den enttäuschenden 15. Gesamtrang, während „Mable“, gesteuert von zwei Kanadiern, nur auf Rang 34 einlief. Danach wurde beschlossen, die Wagen nicht mehr nach Großbritannien zurückzubringen, sondern sie gleich vor Ort zu vertickern.
Nach Schließung der Rennabteilung von BMC wurden die vier unvollendeten MGC GTS zusammen mit allen Ersatzteilen an den Rennfahrer und Tuner John Chatham verkauft. In seiner Werkstatt in Bristol baute er dann drei Wagen auf. Den ersten ließ er am 21. Januar 1970 mit dem Kennzeichen VHY 5H zu und meldete ihn nach einem Probelauf in Castle Combe für die Targa Florio. Doch der Klassiker auf Sardinien überstrapazierte die Bremsen: Chatham kam in der letzten Runde von der Strecke ab, traf einige Strohballen, dann einen Fiat 500 und am Ende noch weitere Autos. Danach setzte er den MGC GTS mit Chassisnummer GCD 00014L noch bei mehreren Clubrennen ein, ehe er mehrfach den Besitzer wechselte. Dieser hier gezeigte MGC GTS „Sebring“ ist der erste von John Chatham aufgebaute und ist so nah wie irgend denkbar an der originalen Werkskonfiguration. Für den neuen Besitzer bietet sich hier die seltene Gelegenheit, sich hinter das Steuer eines der vielversprechendsten britischen Newcomer der Sixties zu setzen. Der leider nie die Anerkennung oder das Rampenlicht bekam, das er verdient hätte. Das in British Racing Green mit orangener Maske strahlende Exemplar kommt am 27. April bei der Endurance Legends Auktion von Aguttes on Wheels in Neuilly-sur-Seine unter den Hammer und ist ein Muss für jeden begeisterten Sammler britischen Kulturguts.
Fotos: Mathieu Bonnevie