Die Produktion der legendären Corvette von Chevrolet (C1) begann am 30. Juni 1953. Ehe das Fließband tatsächlich anlief, entstanden zur endgültigen Designfindung eine Reihe von öffentlichen und privaten Konzeptautos und Prototypen. Dieses „Proposal Car“ gehört dazu und hat seine Wurzeln in den kultigen Motorama-Konzeptstudien, die 1954 die Herzen und Köpfe von Petrolheads auf der ganzen Welt eroberten. Mit ihren handgefertigten Fiberglaskarosserien waren diese frühen Corvetten mit viel Herzblut entstandene Studien, die nicht weniger als die Zukunft des Automobils einläuten sollten. Viele von ihnen wurden später demontiert, eingestampft oder zweckentfremdet, so dass jeder überlebende Prototyp aus dieser Zeit ein unglaublich seltener Fund ist.
Diesen extrem frühen Vorläufern der Corvette gab General Motors interne Codes statt VIN-Nummer. Die Geschichte dieses hier gezeigten Exemplars beginnt mit S.O. 2000, dem Code für eine blassgelbe Hardtop-Studie von 1954. Soweit bekannt, entstanden zwei dieser Hardtops, von denen dann eines demontiert wurde, um als Basis für diesen bermudagrünen Roadster mit Code S.O. 2151 zu dienen. In den heiligen Hallen der berühmten Art- und Colour-Abteilung von GM beaufsichtigte der legendäre Designer Harley Earl die Verwandlung von S.O. 2151 in den atemberaubenden Entwurf in unserer Bildergalerie. Als „Vorschlagsauto“ der Abteilung hatte S.O. 2151 die Aufgabe, die hohen Tiere von GM von der Designrichtung des nächsten Corvette-Modelljahrgangs (1955) zu überzeugen.
Dazu erhielt S.O. 2151 eine neu gestylte Karosserie mit vielen charakteristischen Merkmalen, darunter eine dekorative Motorhauben-Hutze, einen Kühlergrill mit Schlitzen wie bei einem Eierkarton („egg-crate grille“), an den Ecken der dreiteiligen Heckstoßstange integrierte Auspuffendrohre und eine etwas schwülstige Kofferraumform, die stark an die des Motorama Fastback Corvair mit Code S.O. 2071, erinnerte. Ein weiteres Indiz für die Rolle dieser Corvette als „Proposal Car“ sind die vier schrägen und an italienische Vorbilder erinnernden Lüftungsschlitze in den Vorderkotflügeln – auf der Beifahrerseite in Wagenfarbe lackiert und auf der Fahrerseite verchromt, um den GM-Oberen zwei verschiedene Looks zur Auswahl zu geben. Die hübsche Lackierung in Bermudagrün passt perfekt zur atemberaubenden Karosserie, während der seitliche Corvette-Schriftzug ein goldenes „V“ enthält – als Fingerzeig auf den optionalen V8-Motor des Corvette-Modelljahrgangs 1955.
Kürzlich zurück zu vollem Glanz restauriert – ein Prozess, der drei Jahre und mehr als 1.800 Arbeitsstunden in Anspruch nahm – wirkt dieses „Proposal Car“ heute wohl noch spektakulärer als in den 1950er-Jahren. Als einer der wenigen überlebenden Prototypen aus der Motorama-Ära könnte diese Corvette problemlos in jeder großen Sammlung amerikanischer Ikonen den Spitzenplatz einnehmen. Hätte es das Logo eines europäisches Herstellers auf der Haube, könnten wir uns vorstellen, dass ein so bedeutendes Auto leicht in den achtstelligen Bereich vordringen könnte. Aber auch so ist es unwahrscheinlich, dass auf Bieter ein Schnäppchen wartet, wenn das Modell am 18. August bei der Pebble-Beach-Auktion von Gooding & Company unter den Hammer kommt. Immerhin liegt der Schätzpreis bei 1,5 bis 2,0 Millionen Dollar.