Wer an schnelle und stilvollen Sport- und Rennwagen aus dem Frankreich der Vorkriegszeit denkt, landet fast automatisch bei Bugatti. Doch Modelle wie der T35 oder T51 waren nicht die einzigen, die in den 1930er-Jahren auf den Boulevards und Rennstrecken für Furore sorgten.
Das 1905 von Louis Delage im Pariser Vorort Levallois-Perret gegründete Unternehmen legte von Beginn an den Schwerpunkt auf sportliche und luxuriöse Modelle und war auch im Motorsport erfolgreich. Schon in den 1920er-Jahren zählte Delage zur Haute Couture des Automobilbaus und kaum ein Modell war betörender als der 1929 auf dem Pariser Salon enthüllte D8. Wie die Konkurrenz von Bugatti zeichnete er sich durch einen Achtzylinder-Reihen-Saugmotor aus, der aus vier Litern Hubraum 100 PS freisetzte. Anfang der 1930er-Jahre erweiterte Delage die Palette um den D8S mit tiefliegendem Fahrgestell und einem auf 120 PS gesteigerten Triebwerk, das dem Wagen eine für damals respektable Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ermöglichte. Vom D8S wurden nur 145 Einheiten gebaut, von denen noch 33 (bekannte) überlebt haben. Aber das hier vorgestellte Exemplar, ein D8 S Torpédo Sport, ist besonders selten. Den es wurde von keinem Geringerer als von Henri Chapron eingekleidet, als eines von nur drei offenen Torpédo Sport und (von diesen drei) zwei in „S“-Ausführung (das zweite Exemplar befindet sich in den USA).
Der Achtzylinder-Motor nahm es spielend mit Alfa Romeo- und Bugatti-Aggregaten auf und glänzte (nur im D8S) mit innovativen Feinheiten wie einem semi-desmodromischen Ventiltrieb, einem über Entlüftungsschläuche gekühlten Ölsumpf und einer elektrischen Benzinpumpe. Das Fahrwerk machte ihn bei Fahrten über Frankreichs kurvigste Nebenstraßen zu einem Genuss. Auch in punkto Design machte der D8 S Torpédo Sport seinem Namen alle Ehre. Die lange Motorhaube, die spitz zulaufenden Kotflügel und die minimalistische Windschutzscheibe fügten sich zu einer gerade in jener Epoche selten gesehenen minimalistischen Gradlinigkeit. Der Wagen wirkt einfach rundum stimmig, die Proportionen sind genauso so, wie sie sein sollten, während in der lederbezogenen Kabine genug Platz auch für längere Reisen übrigbleibt. 2006/7 wurde der rechtsgelenkte Delage D8 S umfassend restauriert, darunter beim von in Orval (Département Cher) von Jean-Luc Bonnefoy gegründeten Ateliers Concept et Restauration.
Nun präsentiert sich dieses famose Exemplar französischer Karosseriebaukunst der frühen 30er-Jahre in einem absolut concourswürdigen Zustand und steht zusammen mit vielen weiteren klassischen Sammlermodellen bei der Aguttes Spring Sale vom 2. April 2023 zur Versteigerung. Von Chapron karossierte Modelle sind wahre Kunstwerke und markieren die goldene Ära einer Marke, die 1935 von Delahaye übernommen und 1953 eingestellt wurde. Selbst wenn dieses Juwel bei einem Concours nicht sofort den „Best of”-Preis gewinnt, ein Klassensieg dürfte ihm in jedem Fall sicher sein.
