Direkt zum Inhalt

Magazin

Dieser Mann tauschte seine Porsche-Sammlung gegen drei ultimative Alfa Romeo GTA

Für viele ist ein Porsche der ultimative Garagentraum. Doch nachdem Paolo Vanotti den Alfa Romeo GTA eines Freundes erlebt hatte, verkaufte er seine seltenen Porsche und gründete die Alleggerita Collection. Für einen spektakulären Filmdreh trafen wir das Leichtbau-Trio auf Alfas Teststrecke Balocco.

 

Es ist ein stürmischer Tag auf Alfa Romeos ikonischer Teststrecke Balocco. Eine Mischung aus Sonne, Regen und Wind hat eine dramatische Atmosphäre für den Höhepunkt eines mehrjährigen Projekts erzeugt, an dem einige der größten Namen der klassischen Alfa Romeo Welt beteiligt waren. Drei perfekt vorbereitete Gran Turismo Alleggerita, fachmännisch neu aufgebaut von Formula GT, stehen auf der vom ersten Herbstlaub besprenkelten Piste. In Erwartung von Beauty Shots des Fotografen Stephan Bauer, während Alex Schiller und das Team von Friends & Fellows das Video-Equipment vorbereiten – bereit, diesen Moment in einem sehr speziellen Film zu verewigen. Doch ehe Sie sich das sehenswerte Video anschauen, sollten Sie noch ein wenig weiterlesen, um mehr über dieses Trio automobiler italienischer Kunstwerke zu erfahren…

Jüngere Classic-Car-Afficionados klagen oft darüber, in der falschen Generation geboren zu sein. Und verweisen auf die lächerlich niedrigen Preise für Porsche und Ferrari der 1970er- und 1980er-Jahre, bevor das Sammlerauto-Fieber die Welt im Sturm eroberte. Paolo Vanotti, geboren in den 1960er-Jahren, gehörte nicht zu diesen Menschen. Nach einem abgeschlossenen Studium konnte er sich von seinem ersten Job einen Ferrari Dino Spyder als Daily Driver leisten. So begann eine lebenslange Beziehung zu den damals erschwinglichen Automobilen, die heute die Schlagzeilen der Auktionen beherrschen. 

Nach dem Ferrari fühlte sich Paolo zu Porsche hingezogen. Sein erster Ausflug in die Welt der Stuttgarter war ein schwarzer 911 2.7 Carrera RS. Doch das war nur der Anfang, denn nach und nach erweiterte er seine Sammlung um Highlights wie einen 904 GTS, mehrere frühe 356 Carrera und Speedster sowie alle wichtigen 911er der Sechzigerjahre. Das alles änderte sich erst nach einer Begegnung mit dem Alfa Romeo eines Freundes. „Eine Fahrt mit dessen 1600 GTA Stradale reichte aus, um mich zu bekehren. Nach dieser einschneidenden Erfahrung habe ich alle Porsche verkauft. Ein GTA musste her!“ 

Doch gerade als Paolo vom Alfisti-Fieber gepackt wurde, zeigte der Automarkt bereits erste Überhitzugstendenzen. Mit der Folge, dass seltene Modelle wie die äußerst begehrten Gran Turismo Alleggerita von Alfa bereits schwer zu finden waren. Glücklicherweise führte eine Reise zur Messe Rétromobile in Paris für Paolo zu einer schicksalhaften Begegnung. „Ich entdeckte und kaufte dort – sozusagen als Einstiegsdroge – einen originalen 1300 GTA Junior“, sagt Paolo. Der Wagen wurde aufwendig restauriert und bei Formula GT in München optimiert, ganz nach dem Firmenmotto: „Enjoy Your Finest Car Faster“. „Die Teilnahme an der Passione Engadina hat mir gezeigt, was dieses kleine Auto leisten kann: Während andere früh vor einer Kurve bremsten, flog der GTA regelrecht in sie hinein. Optimal für kurze und schmerzlose Überholmanöver! Der Gesichtsausdruck der Fahrer in ihren wichtigen, aber schweren Ferrari gab Überholmanövern in Kurven zweifellos einen besonderen Reiz.“

Das süchtig machende Handling von Paolos GTA hatte allerdings auch einige negative Nebenwirkungen, wie er erzählt: „Einen GTA zu fahren, führt früher oder später auf die Rennstrecke, denn der Wagen fördert ein Fahrverhalten, das im öffentlichen Straßenverkehr nichts zu suchen hat.“ So begann Paolos erster Ausflug in den Rennsport, unterstützt von keinem Geringeren als Christophe Schmidt von Weekend Heroes und Peter Praller von Formula GT. Christophe fand einen unglaublichen Alfa Romeo 1600 GTA von 1965 mit einer großartigen Renngeschichte und VIN 613420. Es ist das Modell mit Startnummer 84, das prompt an Peter zur Rennvorbereitung übergeben wurde.

Um der Bezeichnung „Alleggerita“ gerecht zu werden, bestand Paolo darauf, das ursprüngliche Homologationsgewicht für den GTA von 760 Kilogramm zu erreichen. Dank Carlo Rosponi, einem ehemaligen Mitarbeiter von Formel GT, wurde dieses Ziel sogar unterboten: Paolos Auto wog in rennfertigem Zustand inklusive Feuerlöscher unglaubliche 741 Kilo. Bald darauf folgten Erfolge auf der Rennstrecke – darunter als bestes Ergebnis der Klassensieg beim Peter Auto Sixties' Endurance in Mugello im April 2022, zusammen mit Peter Praller.

Dieser Rennerfolg tat Paolos Besessenheit von den Renn-GT aus Mailand keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. „Als ich mich in die Entwicklungsgeschichte des GTA vertiefte, nahm die Faszination für diese Fahrzeuge noch weiter zu. Als ein Kunde von Peter einen GTA mit großer Rennhistorie, VIN 613667, verkaufte, der 1968 ebenfalls von Autodelta vorbereitet wurde, wusste ich, dass ich dieses Auto haben musste.“ Homologiert in der Gruppe 5, markierte dieses Modell die höchste Evolutionsstufe des 1600er-GTA. Mit bis zu 200 PS wehrten sich diese Alfa in den Saisons 1968/69 ein letztes Mal erfolgreich gegen die später deutlich überlegenen Ford Escort.

Die Spezialisten bei Formula GT erhielten den Auftrag, Paolos GTA vorzubereiten. Nach den Spezifikationen der Gruppe 5, und zu Paolos unverändert hohen Standards. „Er wurde der gleichen kompromisslosen Behandlung unterzogen und wiegt rennfertig nur 759 Kilo“, freut er sich. Der Alfa mit Startnummer 51 und den prächtigen, genieteten Kotflügelverbreiterungen hat einen von einer Spica-Einspritzung gespeisten „Narrow-head“-Motor (Ventile stehen im 60-Grad-Winkel) und leistet nach gründlicher Kraftkur bei Formula GT eindrucksvolle 200 PS bei 8250 U/min.

Doch wie das Sprichwort sagt, sind aller guten Dinge drei. Was uns zum letzten und bombastischsten von Paolos GTA bringt. „Peter erzählte mir von einem unrestaurierten 1969er 1300er GTA Junior, VIN 776004, mit einer bedeutenden Renngeschichte“, erinnert sich Paolo. Der Wagen hatte viele erfolgreiche Rennauftritte hinter sich, bevor er spurlos verschwand und jahrzehntelang in einer Garage eingeschlossen war. „Das Fahrzeug musste wachgeküsst werden“, wie Paolo es ausdrückt. Glücklicherweise hatte Peter ihn mit Gaetano di Donna von Automaster bekannt gemacht. Ein italienischer Meister des Karosseriebaus, der sich dem Bau der leichtesten GTA verschrieben hatte. Der Plan war einfach: Sie wollten den leichtesten und steifsten GTA aller Zeiten bauen. 

Auch diesmal wurde Paolos Traum Wirklichkeit. Und das Ergebnis ist der atemberaubende Bianco Spina GTA, den Sie hier sehen – nur 731 Kilo schwer. Nun ausgerüstet mit einem 1,6-Liter-Vergasermotor mit „schmalem“ Kopf leistet er etwa 190 PS, was den Alfa mit Startnummer 92 so furchteinflößend macht, wie es seine breiten Backen suggerieren. Beim Eröffnungsrennen des Alfa Revival Cup 2024 in Vallelunga belegte er im April mit Peter Praller am Steuer auf Anhieb den ersten Platz in der Gesamtwertung und deklassierte dabei auch hubraumstärkere Konkurrenten.

Diese drei GTA sind jetzt bei Weekend Heroes erhältlich und wären eine garantiert erstklassige Wahl für alle, die in Paolos Fußstapfen treten und sich bei historische Rennen messen wollen. Und Paolo? Nun, da der Film endlich im Kasten ist, ist seine GTA-Besessenheit fürs Erste gestillt. „Diese GTA im Regen in Balocco fahren zu können – dem Ort, an dem sie ursprünglich entwickelt wurden – war ein wahr gewordener Traum. Ich muss zugeben, die drei Autos in dem von uns produzierten Kurzfilm auf dieser historischen Strecke zu sehen, war eindeutig einer der Highlights in der Geschichte der Alleggerita Collection.“ Wohin ihn seine nächste Passion führen wird, bleibt abzuwarten. Aber wie Paolo uns sagte: „Die Alleggerita-Story ist noch nicht zu Ende; bleiben Sie dran!“

Video: Alex Schiller und Friends & Fellows Fotos: Stephan Bauer © 2024


Erfahren Sie mehr über die Autos im Classic Driver Markt