Wer den Namen Porsche vernimmt, sieht vor dem inneren Auge erscheint höchstwahrscheinlich ein Porsche 911. Dabei war es das erste Serienmodell der Marke der Porsche 356 – er definierte ab 1948 die Heckmotor-Architektur und die aerodynamisch-sinnliche Silhouette als Blaupause für alle künftigen Modelle. Bis 1965 wurden rund 78.000 Exemplare des Porsche 356 gebaut. Die DNA des Ur-Porsche steckt auch im jüngsten Porsche 911 GT3 RS. Dennoch ist der Gründungsmythos in den vergangenen Jahren etwas aus dem Blick der Porsche Community geraten, die vor allem um das goldene, luftgekühlte Elfer-Kalb tanzte. Zum Auftakt des 75. Jubiläumsjahres soll dem ersten Meilenstein von Porsche nun jedoch die ganze Ehre erwiesen werden, die ihm gebührt.
Dass Designchef Michael Mauer und sein Team in Weissach es verstehen, die Vergangenheit der Marke höchst kreativ zu interpretieren und sogar in die Zukunft zu heben, ist spätestens seit Veröffentlichung der geheimsten Studien und Prototypen in „Porsche Unseen“ bekannt. Nun haben Sie es wieder getan – und uns mit dem Porsche Vision 357 auf eine Gedankenreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entführt. Am Anfang des Projektes stand die Frage: Wie hätte der Traum von Ferry Porsche von einem Sportwagen heute ausgesehen?
Die faszinierende Studie, die dabei entstand, ist eine Hommage an die monolithische Formgebung des frühen Porsche 356. Die breiten Schultern, die schmale Fahrgastzelle, um die sich die Frontscheibe wölbt, die früh abfallende Flyline, die Magnesiumräder mit Zentralverschluss – nicht nur für Porsche-Kenner ist es offensichtlich, welcher ikonische Sportwagen hier Pate stand. Gleichzeitig gibt das Concept Car aber auch einen Ausblick auf die künftige Designsprache und Philosophie von Porsche: Die Lichtsignatur des Porsche Vision 357 mit dem Vierpunkt-Lichtsignet in der Front und dem punktförmigen Verlaufsmuster im Heck etwa könnte sich in ähnlicher Form einmal in der Serie wiederfinden. Auch das Zweifarbkonzept des Porsche 357 mit den Farbtönen Eisgraumetallic und Grivolagreymetallic würde auch einigen aktuellen Serienmodellen gut zu Gesicht stehen!
„Mit dem Porsche Vision 357 haben wir ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk kreiert, dass die Bedeutung unserer Design-DNA basierend auf dem 356 unterstreicht“, sagt Michael Mauer. „Die Studie ist der Versuch, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stimmig zu verbinden. Die Proportionen mögen an das historische Vorbild erinnern, Details visualisieren den Blick in die Zukunft.“ Es ist nur Konsequent, dass auf Front und Türen des Jubiläumsporsches die Startnummer 75 prangt. Unter der skulpturalen Hülle des Porsche 357 steckt übrigens die technische Plattform des 500 PS starken 718 Cayman GT4 RS. Zu sehen ist die Studie bis Mitte Februar im Rahmen der Sonderausstellung „75 Jahre Porsche Sportwagen“ im Volkswagen Konzernforum „DRIVE“ in Berlin, bevor sie ihre Jubiläums-Welttournee antritt.
Fotos: Stefan Bogner