Nur sechs Monate ist es her, dass die Erben des verstorbenen Pierre Bardinon das Auto von Artcurials Rétromobile-Auktion zurückgezogen haben. Und nun wird der Ferrari 275 P, der 1964 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, über die neue Private-Sales-Abteilung von RM Sotheby’s zum Verkauf angeboten. Doch das ist nicht die eigentliche Nachricht: Denn nun hat Ferrari hochoffiziell bestätigt, dass es tatsächlich ein- und derselbe Werksrennwagen mit Chassisnummer #0816 war, mit dem Ludovico Scarfiotti und Lorenzo Bandini in Le Mans bereits 1963 den Gesamtsieg eingefahren hatten. Das macht das Modell zum einzigen Ferrari, der den legendären Langstreckenklassiker zwei Mal gewonnen hat. Ferrari Classiche entdeckte das verborgene Geheimnis bei intensiven Nachforschungen zur Historie des Rennwagens. Dabei stellte sich heraus, dass der bislang als Le Mans-Sieger von 1963 geltende Wagen mit Chassisnummer #0814 schon einen Monat zuvor beim Training zum 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring schwer beschädigt worden war.
Da Ferrari das Auto aber bereits für Le Mans genannt hatte und sich den mit einer Nachnennung verbundenen Papierkram ersparen wollte, wurde der Wagen mit Chassisnummer #0816 einfach mit allen Daten des verunfallten Modells durch die Abnahme geschleust und als dessen Ersatz an den Start gerollt. Im gleichen Zug kam jetzt auch heraus, dass der Wagen 1964 auch die 12 Stunden von Sebring mit Mike Parkes und Umberto Maglioli gewonnen hat. Sage noch einmal jemand etwas über wahre Herkunftsnachweise! Wie allseits bekannt, kam der Ferrari 275 P im Jahr 1970 in Pierre Bardinons Mas du Clos-Sammlung, wo er bis heute verblieb. Nun scheinen die Erben des Bardinon-Anwesens RM Sotheby’s die Einwilligung für einen Privatverkauf gegeben zu haben.
Es ist schon bemerkenswert, dass solche essentiellen Informationen über einen der weltweit wertvollsten Rennwagen so viele Jahre lang unter Verschluss gehalten wurden. Wir warten nun mit angehaltenem Atem auf die Nachrichten zum Verkauf.
Fotos: Rémi Dargegen für RM Sotheby’s © 2018