Ein drohender finanzieller Ruin war in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder das Schicksal gerade von Sportwagenherstellern. Aston Martin stand seit seiner Gründung vor über 100 Jahren fast ständig am Rande des Abgrunds, und selbst Porsche wäre in den 1990er-Jahren fast bankrott gegangen. Aber wohl kein Hersteller hat es geschafft, finanziellen Misserfolg mit automobiler Brillanz so zu verbinden wie Lamborghini zu Beginn der 1980er-Jahre, als dieser Countach LP400S Serie 2 zum ersten Mal auftauchte.
Die Geschichte dieses Wagens beginnt Ende der 1970er-Jahre, genauer gesagt Anfang 1979, als Lamborghini im Besitz der Schweizer Geschäftsleuten Georges-Henri Rosetti und René Leimer ins Taumeln geriet. Im Jahr zuvor war die Marke aus Bologna von der italienischen Justiz unter Zwangsverwaltung gestellt worden, doch inmitten dieser finanziellen Turbulenzen gab René Leimer den Bau des Countach in Auftrag, den Sie hier vor sich sehen: Nr. 1121070. Der Wagen wurde in jenem Jahr als einer der allerersten LP400 S der Serie I fertiggestellt, doch bevor er jemals der Welt gezeigt werden konnte, wechselte Lamborghini selbst nicht weniger als dreimal den Besitzer.
Nachdem Automobili Lamborghini 1980 Konkurs angemeldet hatte, übernahmen die Brüder Jean-Claude und Patrick Mimran 1981 das Ruder. Und der Genfer Salon von 1981 sollte die Bühne für die triumphale Rückkehr von Lamborghini werden. Dieser ungewöhnliche Countach in der Farbe Blu Notte Metallizzato, der das Werk bis dahin nie verlassen hatte, wurde für die Messe auf eine „Low Body“ Serie 2-Spezifikation umgerüstet. Die Campagnolo Bravo-Felgen der Serie 1 wichen den schlichteren Rädern der Serie 2, während der Heckspoiler und die „Baby Tornado“-Rückspiegel von Vitaloni hinzugefügt wurden. Um die Verwandlung zu vollenden, erhielt die Nr. 1121070 vom Werk in Sant'Agata Bolognese eine neue Identität als Nr. 1121272, womit zugleich seine „Geburt“ auf 1981 umdatiert wurde.
Am Ende schaffte es dieser Countach tatsächlich auf den offiziellen Lamborghini-Stand des Genfer Salons von 1981, neben Prototypen des LM001 (dem Vorläufer des LM002) und des Jalpa. Ausgestattet mit ungewöhnlichen und begehrten Optionen wie vorderen Breitreifen, Ansa-Rennauspuff, Weber 45 DCOE-Vergaser und Rennnockenwellen, ist er der einzige bekannte LP400S Serie II in dieser Farbe. Nun wird dieser zuletzt in Frankreich zugelassene und historisch so bedeutsame Countach bei Bonhams’ Les Grandes Marques du Monde Auktion in Paris am 1. Februar versteigert. Mit der Verlockung, eine jede Lamborghini-Sammlung der Welt zu bereichern.