Wann begann Ihre Begeisterung für Autos? Gab es schon immer etwas, das Ihnen an Porsche gefiel?
Ich bin nicht in einer Familie aufgewachsen, in der sich alles ums Autofahren drehte. Aber wir haben mit unserem Volkswagen Jetta Turbodiesel Baujahr 1985 tonnenweise Ausflüge unternommen. Diese Erfahrungen haben etwas in mir ausgelöst, ich war einfach gerne in Autos unterwegs. Danach wurde mir klar, dass es mehr Spaß macht, andere Autos zu fahren als einen Jetta, der im Grunde ein Traktor ist.
Wann haben Sie sich in Porsche verliebt?
Da war ich sieben und besuchte das Haus eines Freundes in Lynn County, Oregon – der Grassamen-Hauptstadt der Welt. In der Ecke seiner Scheune stand da immer dieses schnittige Ding unter einer Abdeckung. Eines Tages sagte seine Mutter: „Lasst uns zu einem Freizeitpark in der Nähe fahren!“ Und es stellte sich heraus, dass sich unter der Plane ein Porsche 928 verborgen hatte. Ich weiß noch, wie ich ihr über die Schulter blickte und sah, dass wir über 160 km/h schnell fuhren. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern damals nicht begeistert gewesen wären, aber das war wahrscheinlich der initiale Funken, der auslösende Moment für mich. Später dann hatte der Vater eines guten Highschool-Freundes von mir einen RUF-getunten 964 Turbo. In dem erlebte ich dann meine erste Mitfahrt in einem 911er, was ein guter Anfang war.
Wann begann die Reise mit ihrem aktuellen Porsche 996? War das schon immer Ihr Traumwagen?
Wir fanden das Auto im Jahr 2017, oder besser gesagt, es fand uns. Es hatte im Großhandelslager einer lokalen Mercedes-Vertretung in Oregon gestanden, mit zwei platten Reifen und einer leeren Batterie. Ehrlich gesagt suchte in zu diesem Zeitpunkt gar keinen 996, sondern für Roadtrips einen 964 als Ersatz für meinen Audi S4. Doch als mir dieser Wagen quasi in den Schoß fiel, war der Preis zu gut, um ihn abzulehnen. Der Wagen hatte erst 96.000 Kilometer gelaufen und war genau so ausgestattet, wie ich es mir vorgestellt hatte: Farbe in Atlasgrau, mit Sportsitzen, Kohlefaserpaket und Sportauspuff. Ich konnte einfach nicht anders, als das Auto zu kaufen.
Und dann unternahmen Sie eine erste Probefahrt...
Yep! Wir sind früh aufgestanden und sind dann los. Nach nur einer halben Stunde, in der ich den Wagen richtig gepusht habe, wollte ich die Schlüssel nicht mehr zurückgeben. Das war im Sommer 2017. Ich brauchte nicht lange, um einen Dachgepäckträger anzubringen, denn mein Ziel war es, das Auto so zu nutzen wie zuvor meinen Audi. Um meine Leidenschaft für Sportwagen mit der Liebe zur Natur und Wildnis zu verbinden. Ich habe auch mein Mountainbike und mein Paddle Board darauf montiert und es einfach genossen.
Und was hat dann zum Entschluss geführt, ein Dachzelt zu montieren und damit auf Campingtouren zu gehen?
Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich als Erster die brillante Idee hatte, auf dem Dach eines Porsche 911 zu campen, aber das Dachzelt war eher ein Zufall. Wir waren Stammkunden in einem Camping-Laden in Portland, in dem alles, was im Laufe des Jahres zurückgegeben wurde, zum Verkauf angeboten wird, und zwar mit einem satten Rabatt. Ich hatte immer über Dachzelte geschimpft, hielt sie für lächerlich und völlig unpraktisch. Und jetzt stand da eines zum Verkauf. Also war mein Gedankengang: Ich kaufe es und verscherbele es weiter an einen dieser Trottel, die zu viel für diese Dinger bezahlen. Ich erwarb es für ein Drittel des ursprünglichen Preises; es war returniert worden, weil es „komisch roch“.
Doch kam es anders und Sie montierten es auf Ihren Porsche?
Nein, zunächst auf meinen Range Rover Classic, um es nach Hause zu bringen. Aber da war schon klar, dass sich das Zelt nicht mit der Dachreling des Range verbinden lassen würde. Da ich es nicht zurückgeben konnte, holte ich den 911er und musste einen der Angestellten überreden, mir zu helfen, das Zelt auf das Auto zu setzen. Sie ließen mich das nicht einmal im Laden machen, weil sie überzeugt waren, dass es das Dach zerdrücken würde, also mussten wir das Gelände verlassen. Wie sich dann herausstellte, passte der Gepäckträger perfekt. Ich spendierte einem der Angestellten ein Sixpack Bier und alles war gut.
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man einen Porsche 911 mit einem Zelt auf dem Dach sieht…
Auf dem Heimweg sahen mir nicht wenige Leute belustigt zu, manche schlugen die Hände überm Kopf zusammen. Einige zeigten „Daumen hoch”, andere den Finger, „Daumen runter”, aber fast alle reagierten irgendwie. Ich fand das interessant, aber ich konnte es ihnen nicht verübeln: Es ist halt ein großer quadratischer Kasten auf einem Auto mit kurvigen Formen. Ich kam also nach Hause und stellte den Wagen auf der Auffahrt auf. Kaum geschehen, wollte schon unser Hund Lucy hinein. Wir halfen ihr hoch, und meine Frau beschloss, dass sie auch hinein wollte, und ich machte ein Foto. Es war so cool, dass wir beschlossen, das Zelt raufzulassen und zum Campen zu fahren. Das ist die eigentliche Entstehungsgeschichte. Ironischerweise ist das Auto auf H&R-Sportfedern 2,5 Zentimeter tiefergelegt, was meiner Meinung nach das Gewicht des Zeltes ausgleicht. Außerdem bleibt so der Schwerpunkt niedrig. Das ist zwar nicht ideal für Off-Road-Touren und Camping – die Ölwanne hat auf jeden Fall schon ein paar Steinschläge abbekommen – aber ich komm damit zurecht.
Wie lange begleitet Lucy Sie schon auf Ihren Abenteuern? Was sind die Vor- und Nachteile eines Hundes als Begleiter auf Euren Reisen?
Wir haben den Range Rover Classic eigentlich für Lucy gekauft, aber das Lustige daran ist, dass der Porsche mehr ihr Auto ist als der Range Rover. Wir haben sie mit acht Wochen vom Züchter im Porsche nach Hause gebracht, und bevor wir das Dachzelt besorgt haben, sind meine Frau und ich mit dem Range Rover und Lucy auf eine 3000 Meilen lange Reise gegangen. Der Hund begleitet uns überall hin. Das Einzige, woran wir wirklich denken müssen, ist, dass wir ein wenig zusätzliches Futter und Wasser für sie im Zelt haben. Sie ist ein großer Teddybär, also ist es einfach super gemütlich.
Sie haben wahrscheinlich in mehr Porsche 911-Modellen gecampt als jeder andere auf der Welt. Können Sie eine Rangliste der 911-Varianten aufstellen, von der schlechtesten bis zur besten?
Wenn wir über Porsche-911-Camping sprechen, dann ist der 996 für mich persönlich der Favorit, und das liegt nicht nur daran, dass ich generell ein großer 996-Fan bin. Ich habe auf einem Porsche 911 SC von 1980 und auf dem Taycan Cross Turismo gezeltet. Man könnte meinen, das wäre toll, weil der Taycan so viel mehr Platz hat, aber man hat ein bisschen Reichweitenangst, was nicht gerade förderlich ist, wenn man in der Wildnis unterwegs ist. Das Tolle am 996 – vor allem an den C2-Modellen, die kein Frontdifferential haben – ist, dass vorne im „frunk“ so viel Platz ist. Er ist höhlenartig ausgeformt, sodass man zwei Stühle, einen Tisch, ein Beil und ein Bündel Brennholz verstauen kann. Hinter jedem Sitz passen zwei Liter Wasser, auch für unsere Rucksäcke und den Hund findet sich noch genügend Platz, während alles andere einfach ins Zelt gefaltet wird, so müssen wir nicht auf Komfort verzichten. Auch nicht in Schlafsäcken schlafen, sondern auf einer Memory-Foam-Matratze, ergänzt um einen Daunenbettbezug und bequeme Kissen. Die Leute denken gerne, wenn man in einem Porsche zeltet, sei das wie „Glamping“, aber in Wirklichkeit ist es eher wie Backpacking, bei dem man immer darauf achten muss, was man einpackt. Ich habe weit über 150 Nächte auf dem 996 verbracht, und das hat mir geholfen, diesen Prozess zu verfeinern.
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Wahrnehmung des 996 verändert, seit Sie Ihr Instagram-Profil-Konto eröffnet haben? Ist er inzwischen nicht mehr das hässliche Entlein von einst?
Ich glaube, die Leute beginnen zu begreifen, dass der 996 genauso ein 911er ist wie jedes andere Modell. Er war für die Marke einfach eine Gradwanderung. Alle beschweren sich immer über die Scheinwerfer, aber nicht so sehr darüber, dass der Motor nun wassergekühlt ist. Ich denke die Schönheit der Frontpartie des 996.1 und 996.2 besteht darin, dass sie einen entscheidenden Moment in der Geschichte von Porsche symbolisiert – den Übergang von der Luft- zur Wasserkühlung. Anfangs fand das ja nicht den einhelligen Beifall der „Aircooled“-Fraktion, aber auf lange Sicht war es für Porsche eine weitsichtige Entscheidung. Heute beweisen das auch die Preise für einen 996, sie steigen immer weiter an.
Wenn Sie und Lucy sich nur ein Auto und eine Straße aussuchen dürftet, auf der ihr fahren wollt – welche wäre das?
Wir würden auf jeden Fall unseren 996 nehmen, das ist ganz klar, aber es gibt so viele gute Straßen. Sam Fane, bekannt durch seinen Driven Chat Podcast „Seen Through Glass“, kam während seiner großen Welttournee durch Oregon. Wir sind einen Tag lang zusammen gefahren und haben gezeltet. Er hat hinten im 996 eine Go-Pro-Kamera angebracht, und so haben wir festgestellt, dass Lucy Kurven vorhersehen kann, sie legt sich dann in sie hinein, irre! Sie ist gut in den engen Kehren, aber wir sind besser in den großen, weiten Biegungen. Doch nun zu Ihrer Frage: Ich würde die Küste von Oregon runter fahren bis San Francisco. Von dort östlich zum Yosemite Nationalpark, dann über den im Winter oft gesperrten Tioga Pass und nach dessen Überquerung auf dem Highway 395 gen Süden zu den Alabama Hills. Das ist mein liebster Roadtrip überhaupt, wir haben ihn schon oft gemacht, aber so würde ich es machen. Übrigens, die Alabama Hills liegen nicht in Alabama! Und viele Leute wissen gar nicht, wie schön die Küste von Oregon im Vergleich zum Highway 1 entlang der kalifornischen Küste ist.
Was steht für Sie und Lucy als Nächstes an? Haben Sie in der Zukunft irgendwelche großen Fahrten geplant?
Als Nächstes steht die Rennsport Reunion 7 auf dem Programm, dann werde ich wahrscheinlich im Dezember zu „Das Treffen” nach Thailand reisen und einen Roadtrip in Nordthailand machen. Hätte mir jemals jemand gesagt, dass ein Dachzelt auf einem 996 mein Leben verändern würde, hätte ich ihn ausgelacht. Aber es hat alles in meinem Leben verändert, alles, und ich lebe im Grunde meinen Traum!
Fotos: Luca di Blasi