Grüne Eier und Turbos
Wie mögen Sie Ihre Spiegeleier? Wir persönlich bevorzugen sie mit einer gesunden Dosis Dschungelgrün-Metallic und Biturbo-Power, so wie bei diesem herrlichen Porsche 911 Turbo von 2001. Während der 996 GT3 mit seinem boxigen Sechser-Sound ein wahres Vergnügen ist, würden wir den 3,6-Liter-Turbo mit 420 PS am liebsten jeden Tag fahren. Vor allem, wenn das braune Lederinterieur mit Holz für die Mittelkonsole so gut aussieht wie bei diesem bei der Boxer Motor & klassische Automobile GmbH aus Dotternhausen angebotenen Exemplar. Sicher, es fehlt das Sechsgang-Schaltgetriebe, das wir vielleicht vorgezogen hätten, aber die Tiptronic trägt nur dazu bei, dass dieses knapp 130.000 Kilometer gelaufene Auto bei Bedarf auch zum entspannten Cruisen animiert. Wenn Sie auf der Suche nach einem modernen Klassiker sind, den Sie jeden Tag fahren können, warum wählen Sie dann nicht einen, der trotz – oder gerade wegen seiner Spiegelei-Scheinwerfer – jedem Porsche-Fanatiker zwischen Ihrem Wohnort und Stuttgart den Kopf verdrehen wird?
Britische Streitaxt
Für einen Sportwagen mit so unverschämten Design ist der TVR Sagaris unserer Meinung nach bemerkenswert gut gealtert und wirkt heute noch genauso knackig und modern wie vor anderthalb Jahrzehnten. Wenn Sie dieses nach einer skythischen Streitaxt benannte ungezähmte Biest reizt, warum dann nicht das 2005 als Pressefahrzeug in Dienst gestellte Modell in der coolen Farbe Chameleon Orange erwerben? Es wurde nicht nur von Autocar und Evo, sondern auch von Jeremy Clarkson für Top Gear getestet. Ja, das ist genau jenes Auto, dass es im You Tube-Video von Top Gear auf drei Millionen Viewer gebracht hat. Was dem bis Januar 2006 auf das TVR-Werk zugelassenen Modell an ABS oder Stabilitätskontrolle fehlt (es hat auch keine Airbags), macht es mit seinem hauseigenen und 406 PS starken „Speed Six“-Reihensechszylinder wieder wett. Weitere beeindruckende Details dieses bis heute rund 71.000 Kilometer gelaufenen Sagaris sind der Heckflügel aus Acryglas und die fehlenden Türgriffe, welche durch Knöpfe am Radio ersetzt wurden. Dieses wirklich sehr ungewöhnliche Auto wurde von seinem letzten Besitzer seit 2015 nur noch wenig bewegt und sorgsam gepflegt. Weitere gute Gründe, einen von nur 211 jemals gebauten Sagaris in Ihre Sammlung aufzunehmen, denn es gibt nichts Vergleichbares.
Nicht dieser Centenario
Der 2016 auf dem Genfer Salon als Coupé vorgestellte Centenario auf Basis Aventador gehört zu den schnellsten jemals gebauten Lamborghini – mit seinem 770 PS starken V12 erreichte das nur 40 Mal gebaute Über-Modell (je 20 Coupés und Roadster) eine Spitze von 350 km/h. Hier handelt es sich jedoch um einen ganz anderen Centenario, der aber – obgleich kein Supercar – ebenfalls den 100. Geburtstag des Firmengründers Ferrucio Lamborghini feierte. Dazu wurden fünf weitgehend aus bestehenden Traktoren der 60er-Jahre bestehende Modelle als rollende Kunstwerken aufgelegt, unseres ist das vierte aus dieser Reihe und hat mit der Kraft seines Diesels bis dato 500 Kilometer auf den grobstolligen XXL-Reifen abgespult. Der Künstler Adler Capelli ließ die metallische Außenhaut blank, um so über die Zeit einen schönen Patinaeffekt zu erzielen. Wenn Ihnen in Ihrer Kollektion noch ein ausgefallenes Prunkstück fehlt, ist dieser im schweizerischen Chur stehende Lambo genau das Richtige.
Der Sohn des Quattros
Da die Kaufpreise für Audi Ur-Quattros bereits hoch sind und weiter steigen, sind die vom Rallye-Modell abgeleiteten Serienfahrzeuge nicht mehr die unterschätzten Klassiker, die sie einst waren. Wenn Sie auf der Suche nach einem relativ preiswerten Allradfahrzeug sind, empfehlen wir Ihnen stattdessen diesen glänzend schwarzen Audi S2 von 1991. Er wurde in Zusammenarbeit mit der Konrad Schmidt Motorsport GmbH entwickelt und gehört zu unseren Lieblingsautos der Neunziger. Weil er die Silhouette des Quattro zwar übernommen, aber deren Kanten geglättet hat. Das Ergebnis ist ein Sportwagen auf Basis des Audi B3 Coupés, den Sie problemlos als Daily Driver und auf so ziemlich jedem Straßenbelag genießen können. Angetrieben vom 220 PS starken Fünfzylinder-Turbomotor kann dieser 253.000 Kilometer gelaufene, aber bestens erhaltene Ingolstädter auch heute noch mit vielen modernen Hot Hatches mithalten.
Der kommt überall durch
Wenn Sie entweder a) ein politisch zweifelhafter Rapper sind oder b) mitten im Nirgendwo leben, dann ist dieser 2019er Argo Sherp das richtige Fahrzeug für Sie. Er kann seine Reifen nach Belieben aufpumpen oder entleeren, was bedeutet, dass er alles durchqueren kann, vom Dschungel über den örtlichen Sumpf bis hin zum offenen Wasser. Angesichts des Klimawandels, der zu immer extremeren Wetterbedingungen führt, ist der Besitz eines dieser in Kiew in der Ukraine gebauten Amphibienfahrzeuge vielleicht nicht mehr jenes kindliche Fantasiegebilde, das er einmal war. Denn wie heißt doch der Markenclaim von Sherp: „Hindernisse blockieren nicht den Weg, sie sind der Weg!“ Wenn Sie den am 6. Mai auf einer Auktion von Henderson Auctions in den USA zur Versteigerung kommenden Alles-Krabbler in Ihre Kollektion aufnehmen, wird Ihnen Ihr zehnjähriges Ich sicher dankbar sein.