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Sind Sie bereit für den ultimativen Road Trip ans Ende der Welt?

Heute erscheint das neue „Curves“ Patagonien. Wir haben mit Herausgeber und Fotograf Stefan Bogner und seinem Reisebegleiter Frank Thiele über ihre Abenteuer am Ende der Welt gesprochen.

Stefan, für dein Unterwegs-Magazin „Curves“ bist du seit 12 Jahren praktisch konstant auf Reisen. Für den neuesten, immerhin schon 20. Band warst du jetzt in Patagonien. Was treibt dich eigentlich immer wieder raus auf die Straße? 

Stefan: Das Fernweh. Ich war schon als Kind gerne unterwegs. Der Schlachtruf in unserer Familie hieß: ‚Weiter geht die wilde Jagd!‘ Bis heute erfüllt es mich, in Bewegung zu sein, neue Dinge zu entdecken, neue Menschen kennenzulernen. Ich mag es, aktiv zu sein und mit hohem Tempo zu reisen. In eine völlig andere Kultur hereingeworfen zu werden und mich dort zurechtzufinden. Strandurlaub ist meine persönliche Antimaterie. Ich glaube ich kann einfach nicht Ruhe geben, habe Hummeln im Hintern. Das hat erst ein Ende wenn ich einmal ein Ende nehme. 

Eine Reise ist für dich ja auch immer eine Mission. Und am Ende hast du als Ergebnis das Heft in der Hand.

Stefan: Genau. „Curves“ war in diesem Sinn eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ich brauche immer ein Ziel. Mich faszinieren die großen Entdecker. Die Wikinger, Humboldt, Vasco da Gama. Das waren auch große Getriebene. Wichtig ist mir aber auch, meine Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen. Ich will die Menschen dazu animieren, rauszukommen, zu reisen, die Welt zu entdecken – und zwar am besten jetzt gleich und nicht irgendwann. Wenn mir ein Leser schreibt, dass er eine meiner Touren nachgefahren ist und etwas Einmaliges erlebt hat, dann ist mir das wichtiger als jeder Designpreis.

Warum Patagonien?

Stefan: In der Welt, in der wir leben, gibt es ja keine echten Abenteuer mehr. Patagonien ist einer der letzten Orte auf der Landkarte, die groß und weit und einsam und leer sind. Deshalb war es für mich schon immer ein Sehnsuchtsort. Von uns in Europa aus gesehen ist es ja wirklich das Ende der Welt. 

Frank: Heute reist man ja bequem mit dem Flugzeug dorthin. Aber man muss sich einmal vorstellen, dass Magellan von der Reise, auf der er die nach ihm benannte Seestraße entdeckt hat, nie zurückgekehrt ist. Die Seefahrer damals wussten wahrscheinlich weniger über den Weg vor ihnen als die Raumfahrer, die bald auf die erste Mars-Mission starten. Und trotzdem sind sie das Wagnis eingegangen – auf Schiffen wie Nussschalen. Das waren schon kühne Jungs!

Stefan: Und als die Magellanstraße vor 500 Jahren entdeckt wurde, sah es dort nicht viel anders aus als heute. Das Land ist wirklich kaum von der Zivilisation erschlossen. Da gibt es eine Straße, der man tagelang folgt, die ist vier Meter breit und besteht aus Schotter. Rechts und links liegen hunderte Kilometer unberührte Wildnis, Berge, Gletscher. Dazu die klare Luft, der Wind. Das reinigt deinen Geist. 

Frank: Das sind Landschaften wie bei Ansel Adams. Man steht da und blickt in die Ewigkeit. Da gibt es Orte und Berge, die keinen Namen haben. In den Alpen ist ja selbst ganz weit oben alles ausgeschildert. Das gibt es in Patagonien fast nicht. Die Landschaft ist ungezähmt. Es ist wirklich noch ein Pionierland. 

Stefan, trotzdem ist das zentrale Motiv in deinen Bildern immer die Straße.

Stefan: Straßen sind wie Brücken, sie verbinden Menschen. Entlang der Straßen ist unsere Zivilisation gewachsen. Und ich glaube immer noch daran, dass die Menschheit weniger Konflikte hätte, wenn sie noch mehr reisen würde. Neues Entdecken, die Menschen jenseits der eigenen Bubble treffen. Da bin ich Optimist.

Was hat das Land mit euch gemacht?

Stefan: Es hat mich neu gebootet. Unser Alltag mit all seinen Problemen ist in Patagonien einfach sehr weit weg. Dann fährst du und fährst und die Straße hört nicht auf. Auf Dschungel folgen Berge, Wüsten, Gletscher. Manchmal sieht man morgens eine Bergspitze vor sich und abends ist man immer noch nicht angekommen – so groß sind die Entfernungen, so weit ist die Sicht. Nach ein paar Tagen on the road passt du dich langsam dem Rhythmus des Landes an, schaust nicht mehr aufs Smartphone, fährst mit dem Wetter. Trotzdem muss man vorausplanen: Wenn man seine Fähre nicht bucht, steht man auch einmal drei Tage am Hafen, um auf die nächste Verbindung zu warten. 

Frank: Ein patagonisches Sprichwort heisst: Wer es eilig hat, kommt später an. Da ist schon etwas dran. 

Ihr hattet zwei Porsche Cayenne der ersten Serie dabei. Warum gerade diese Autos?

Stefan: Für die Pisten in Patagonien sollte man schon ein geländegängiges Auto dabei haben. Und der erst Porsche Cayenne ist wirklich ein Offroad-Talent – das perfekte Interface. Wahrscheinlich kommt er erst jetzt, da man ihn als jungen Klassiker günstig kaufen kann, seiner wahren Bestimmung zu. Wir hatten auch ein Dachzelt, dazu die obligatorischen Ersatzreifen, einige Kanister Sprit – man weiss ja nie genau, wann die nächste Tankstelle kommt und ob es dort noch Benzin gibt. Ich würde auch jedem Reisenden empfehlen, mit zwei Autos unterwegs zu sein. In Patagonien hilft dir jeder, aber es muss eben jemand vorbeikommen. 

Gab es auf eurer Reise einmal eine kritische Situation?

Stefan: Wir haben einmal einen Motorradfahrer befreit, der auf einer Gravel Road gestürzt war und stundenlang eingeklemmt unter seiner Maschine lag. Zum Glück war er nicht ernsthaft verletzt. Aber das ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man am Himmel die Geier kreisen sieht. 

Frank: Ich bin einmal für einen Trail Run allein einem Wanderweg gefolgt und habe auf dem Rückweg die Orientierung verloren. Es fing schon an zu dämmern. Die Karte auf dem Handy lud natürlich auch nicht mehr. Ich bin dann intuitiv einem Bachbett gefolgt und kam nach einigen Stunden recht zerkratzt ins Camp zurück. Ich habe es aber bis zum letzten Tag für mich behalten – sonst hätte mich die Reisegruppe wahrscheinlich verstoßen (lacht). 

Gibt es Tipps, die ihr Menschen geben könnt, die eure Reise nachfahren wollen?

Stefan: Verlass dich auf Karte und Kompass. Bereite dich gut vor, plane deine Grenzübertritte und Fährfahrten. Gehe keine Risiken ein. Nimm zusätzlichen Sprit mit, Ersatzreifen.

Frank: Und eine kleine Bialetti, denn der Kaffee unterwegs ist kaum geniessbar! 

Welche Momente der Reise sind euch besonders in Erinnerung geblieben?

Stefan: Es gab immer wieder Momente, in denen wir Tränen in den Augen hatten – und nicht nur vom Wind. 

Frank: Für mich war die Ankunft am Moreno-Gletscher. Zunächst geht man durch einen Wald und hört man nur dieses Knacken. Dann steht man plötzlich vor dieser Gletscherfront – und hat große Mühe, die Dimensionen zu erfassen. Da steht man vor einer weißen Eiswand, die 100 Meter hoch und hunderte Kilometer lang ist. Dann kracht es wie bei einem Gewitter und ein Eisblock von der Größe eines Hauses stürzt in die Tiefe und die Kälte schlägt einem ins Gesicht. Da fehlen einem die Worte. 

Stefan: Da merkt man: Ich bin eigentlich gar nichts, meine täglichen Probleme sind völlig irrelevant. Erdgeschichtlich bin ich völlig egal. Das ist die totale Reinigung, der mentale Neustart. 

Was nehmt ihr von der Reise mit?

Stefan: Aus Patagonien zurückzukommen und hier in München die Menschen über Kleinigkeiten jammern zu hören, das ist schon ein Schock. Aber die Erinnerungen bleiben. Und wenn man sich wieder über eine Email ärgert, macht man die Augen zu und ist wieder an diesem Gletscher, und der Puls geht wieder runter.

Wohin geht es als nächstes?

Stefan: Ich habe noch viele Sehnsuchtsorte, die ich bereisen möchte. Japan und China, den Himalaya und die Mongolei. Neuseeland. Alaska und Kanada. Die Antarktis. Das ist alles erst der Anfang.  

 

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