Da ich seit einigen Jahren als Automobiljournalist und -fotograf arbeite, habe ich eine ziemlich klare Vorstellung davon, was ich von einer Porsche-Sammlung erwarten kann. Als ich Anfang des Jahres den Auftrag erhalte, die südafrikanische Legende und Porsche-Fanatikerin Michelle Hambly-Grobler ausfindig zu machen, hatte ich nicht erwartet, dass Google Maps mich zu einem verschlossenen Garagentor führen würde, eingezwängt zwischen einer Reihe heruntergekommener Ladengeschäfte im Industriegebiet von Kapstadt. „Ich habe es vermasselt“, denke ich mir, als ich Michelles Telefonnummer wähle. Doch zu meiner Überraschung knarren die Sicherheitsrolladen auf, und Michelle empfängt mich mit fröhlicher Begeisterung.
Als ich in einen Innenhof einbiege, sehe ich einen pastellgrünen und originalen Land Rover Defender, der mir bestätigt, dass ich hier richtig bin. Dann entdecke ich inmitten eines Gartens mit eingetopften Kakteen den Eingang, der zu Michelles Sammlung zu führen scheint, nur verdeckt durch eine drei Meter breite Porsche-Flagge. Als ich die Schwelle überschreite, werde ich vom vielleicht dramatischsten Anblick einer Sammlung überrascht, die ich je gesehen habe. Ein Dutzend Porsches aller Formen und Größen in zwei gegenüberliegenden Reihen nehmen den größten Teil des strahlend weißen Raums ein, von einem Porsche Junior Tractor bis hin zu einem 911 GT3 RS der Generation 997. Bei fast allen Autos ist die Motorhaube leicht geöffnet; sie sind an Erhaltungsladegeräte angeschlossen, damit sie im Handumdrehen einsatzbereit sind. Zweifellos ist Michelle die einzige Garagenkönigin hier.
Ich habe keine Zeit zu verlieren und frage Michelle, was ihre Liebe zu Autos ausgelöst hat. „Wenn ich wirklich zurückgehen will, könnte ich es bis zu meinem Vater und Großvater zurückverfolgen. Meine Mutter sagte immer: ‚Hol deinen Vater', und er war in der Garage, Autos gab es also schon immer. Vor etwa 22 Jahren kauften wir einen 1968er Fastback Mustang in Marineblau, den wir verkauften, um eine 1958er Corvette zu kaufen, und dann verkauften wir die Corvette, um einen 911 S zu kaufen. Der 911 S war ein absolutes Traumauto und genau das, was ich mir von meinem ersten Porsche gewünscht hatte.“
„Das war 2014, und in den letzten acht Jahren habe ich eine ziemliche Sammlung angehäuft. Es sind, was die Balance, das Handling und die Fertigungsqualität angeht, einfach die besten Autos. Ich liebe den Porsche-Ethos, und als ich anfing, mich für Porsche zu interessieren, versuchte ich, so viel wie möglich über Ferdinand und Ferry Porsche und die Geschichte der Marke zu lesen und zu lernen.“
Wenn ich mich in dem Raum umsehe, fällt mir auf, dass es an den Wänden keinen freien Platz gibt. Aufkleber, Erinnerungsstücke, Unterschriften von einflussreichen Porsche-Ikonen und Fotos von Michelle sowohl auf der Rennstrecke als auch mit Freunden und anderen Porsche-Enthusiasten wie Magnus Walker reichen vom Boden bis zur Decke. Die Leidenschaft von Michelle ist nicht zu unterschätzen. Immerhin wurde sie zur internationalen Porsche-Persönlichkeit des Jahres 2015 gewählt. Ich habe Mühe, die schiere Menge an Porsche-Utensilien zu verarbeiten und frage sie, wie sie zum ersten Mal vom Porsche-Fieber gepackt wurde.
„Der erste Porsche, der mich begeisterte, war ein 1973er Carrera RS Lightweight, der einem befreundeten Architekten gehörte. Das zweite Zentralerlebnis war eine Mitfahrt in einem 993 Cup, der an einem Bergrennen und einem Gymkhana teilnahm. Dieses Auto war der Anfang vom Ende für mich, es war die unglaublichste Erfahrung.“
„Meine Sammlung basiert sehr stark auf dem luftgekühlten Mezger-Motor. Es ging wirklich um den S, den T, den E, den 912, den 356 B, den 930 Turbo und den 993 Twin Turbo. Dabei hielt ich immer Ausschau nach Autos mit einer guten Servicegeschichte und mit Besitzern, die ich kannte. Die Porsche-Szene in Südafrika ist relativ klein, und wenn man in den hiesigen Foren eine Fahrgestellnummer angibt, antworten sie innerhalb weniger Stunden und erzählen einem alles über den Wagen. Ich hatte relativ viel Glück, denn alle Autos, die ich kaufen konnte, hatten eine solide Historie.“
Man könnte meinen, dass Michelle ein beträchtliches Vermögen ausgegeben hat, um so viele der größten Hits von Porsche zu erwerben. Aber die Wahrheit ist, dass sie Porsche gekauft, bevor es cool war, und zwar zu Preisen, die im Jahr 2022 kaum zu glauben sind. Da ich mich nicht länger als ein paar Minuten auf eines von Michelles vierrädrigen Kindern konzentrieren kann, bevor ich vom nächsten abgelenkt werde, frage ich sie, welches Auto sie am liebsten fährt.
„Mein Daily Driver ist der 1983er SC - das Coupé mit der Gulf-Lackierung - aber ich will ganz ehrlich sein, ich habe einen Favoriten. Es ist der 1983er 930 Turbo mit dem Viergang-Getriebe. Er hat diesen Turbo, der mit dieser leckeren Verzögerung spult und spult, und wenn er dann anspringt, oh mein Gott! Der ursprüngliche 930 Turbo, der von 1979 bis 1985 gebaut wurde, ist ein so lebendiges Wesen, er ist so echt und basic: Der ursprüngliche ‚Witwenmacher‘ verkörpert für mich alles, was Porsche ausmacht.“
Als ich auf die Uhr schaue, wird mir klar, dass wir uns der goldenen Stunde nähern. Obwohl ich mich gerne noch etwas hingesetzt hätte, um Michelles Porsche-Schrein näher zu bewundern, schlage ich vor, dass wir uns auf den Weg machen. Es wäre schwierig gewesen, sich für den Fotoshoot zwischen Michelles Babys zu entscheiden, aber zum Glück war die Wahl ja gerade für mich getroffen worden, und so klettern wir in ihren 930 Turbo und los geht’s. Das Auto befindet sich nicht in einem Concours-Zustand, sondern trägt innen und außen eine schöne Patina. Mechanisch fühlt er sich jedoch so gut an, wie man es sich nur wünschen kann. Er wippt und schlängelt sich mit bemerkenswerter Agilität über Kapstadts Asphalt-Flickenteppich, während wir zum Tafelberg hinauffahren.
„Ich habe ihn von einem ehemaligen Porsche-Club-Präsidenten gekauft“, erinnert sich Michelle, während das seltsame Zirpen des Turbos zu hören ist. „Er ist zu 100 Prozent original und völlig unversehrt, aber ich habe eine Änderung vorgenommen, weil ich ein bisschen besessen vom Sound bin: Ich habe einen Fabspeed-Auspuff eingebaut, der die herrlichsten Gurgelgeräusche macht. Ich habe das Auto vor etwa sechs Jahren erworben und hatte das große Glück, dass ich noch vor dem Preiswahnsinn in die Porsche-Welt gelangte. Nach eigener Recherche und mit der Unterstützung meines Mannes ging ich auf Kauftour, weil ich genau wusste, was ich wollte und was im Wert steigen würde. Ich habe sie aber nicht allein deshalb gekauft, sondern weil ich das Gefühl hatte, dass diese Autos bald sehr wichtig werden würden, und die aktuellen Werte sind ein glücklicher Zufall. Alles, was ich gekauft habe, hat sich im Preis verdreifacht, aber für mich ging es wirklich um die Leidenschaft, diese schönen luftgekühlten Autos zu besitzen, und irgendwie sind sie in den letzten acht Jahren einfach im Wert gestiegen.“
Als sie in eine Tankstelle einfährt, bittet Michelle den Tankwart, für etwa 200 Rand Kraftstoff in den Turbo zu füllen. „Ich tanke nie mehr als 300 Rand in meine Autos“, sagt sie, ein weiteres Indiz dafür, dass ihre Autos häufig im Einsatz sind. Zurück auf der Straße schlängeln wir uns bis zum Eingang zur Tafelberg-Seilbahn. Aber wir sind nicht hier, um das Touristenziel zu erleben, also fahren wir an den Menschenmassen vorbei zu einem von Michelles versteckten Juwelen, einem gewundenen Band aus Asphalt, das sich an den unteren Hängen des Tafelbergs entlangschlängelt.
Michelle hat eindeutig ein Gespür für gute Straßen, also frage ich sie, ob es in der Gegend noch andere „Must-Drives“ gibt. „Einer meiner Favoriten ist der Franschoek Pass. Ich hatte das Privileg, ihn mit meinem 911 S, meinem GT3 RS und meinem Cayman GT4 zu fahren. Ich bin ihn im Konvoi und allein gefahren, es ist einfach eine phänomenale Fahrt.“
„Eine weitere sehr empfehlenswerte Strecke ist der Clarens Drive nördlich von Kapstadt. Er ist so wunderschön, dass er mit jeder Straße in Italien mithalten kann. Er liegt in der Gegend von Somerset West Strand und führt die ganze Küste entlang nach Hermanus. Wir haben auch noch eine andere großartige Straße, den Bains Kloof Drive. Ich bin sie mit meinem GT4 gefahren, und ganz ehrlich, das Auto ist so gut ausbalanciert, dass es wirklich felsenfest auf der Straße liegt. Mit meinem GT3 RS wäre ich vermutlich am Fuß der Klippe gelandet, aber der Mittelmotor macht wirklich einen Unterschied.“
Als das Licht langsam verblasst, machen wir uns auf den Weg zurück zu Michelles geheimem Versteck, und meine Liebe zu ihrem 930 Turbo wird von Kilometer zu Kilometer größer. Als ich mich dem Ende meiner Zeit in ihrem Porsche-Wunderland nähere, frage ich sie, was sie als Nächstes vorhat. „Auf meiner Bucket List stehen ein Carrera GT und ein 959, aber realistischer ist ein GT4 RS: schwarz mit diesen schönen petrolblauen Felgen. Das Problem ist: In Südafrika gibt es keine 959er. Ich weiß, dass es zwei Carrera GT gibt, die dem CEO von Porsche Südafrika, Toby Venter, gehören, aber das sind Autos, die man in Südafrika nicht einmal gewartet bekommt.“
Als ich mich ein letztes Mal in der Garage umsehe, frage ich Michelle, ob sie noch etwas zum Abschied sagen möchte, und ihre Antwort ist einfach: „Ich möchte nur meinen Freunden, meiner Familie und meinem Mann für ihre Geduld mit meinem Autowahn danken. Ich lasse immer wieder Dinge für Auto-Events sausen, ich liebe es einfach, mit Menschen und Autos zusammen zu sein - es ist einfach so unkompliziert!“
Fotos von Mikey Snelgar für Classic Driver