Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie stapfen durch das Gestrüpp in Ihrem heimischen Wald und stoßen plötzlich auf eine verwitterte alte Scheune. Aus Neugierde spähen Sie durch die Spinnweben und schauen hinein, und statt eines Haufens diverser Trümmer sehen Sie diesen Porsche 550 Spyder von 1956. Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, aber wir würden bei diesem Anblick wahrscheinlich einen kurzzeitigen Herzstillstand bekommen.
Dieser speziell für den Rennsport gebaute Wagen ist einer der wichtigsten Rennwagen in der frühen Geschichte von Porsche. 550er haben wichtige Klassensiege auf dem Nürburgring, in Le Mans, bei der Carrera Panamericana und beim 1000 km von Buenos Aires errungen. Mehr noch, verhalf Umberto Maglioli in einem 550 A 1956 Porsche bei der Targa Florio zum ersten internationalen Gesamtsieg. Der 550 Spyder, den Sie hier sehen, Chassis 550-0079, war ursprünglich rot mit weißen Pfeilen über den hinteren Kotflügeln lackiert und wurde zunächst für Werbezwecke außerhalb des Porsche-Werks eingesetzt. Wenn Sie eine vollständige Restaurierung planen, können Sie sich keine bessere Originallackierung wünschen als einen dieser nur 90 Mal gebauten Aluminium-Rennwagen.
Es heißt, dass dieser 550 Spyder in den 1960er Jahren mit Werksteilen aufgerüstet wurde, um seine Leistung auf das Niveau der zeitgenössischen Porsche-Rennwagen zu bringen. Dazu gehörten ein neuer Werksmotor und die aktualisierte RS60-Karosserie, die der Wagen noch heute trägt. Aus den Unterlagen zum Chassis 550-0079 geht hervor, dass der Wagen nach der Erstbesitzerin, der Schweizer Rennfahrerin Rita Rampinelli sowie zwei weiteren Eidgenossen schließlich in den Besitz des späteren Porsche-Werksfahrers und zweifachen Formel-1-Siegers Jo Siffert (Schweiz) gelangte. Später gehörte er Herbert Kuke, der ihn dann im Juli 1982 an die Familie des jetzigen Besitzers verkaufte.
Dieser 550 Spyder ist ein echter Scheunenfund, der fast 35 Jahre lang verborgen war. Auf der kommenden London 2022-Auktion von Gooding & Company am 3. September bietet sich eine einmalige Gelegenheit, einen der bedeutendsten und schönsten Rennwagen der Geschichte von Grund auf zu restaurieren, und zwar so, wie er vorgefunden wurde. Als Schätzwert gibt das Auktionshaus £1.250.000–£1.750000 an. Dies ist ein Scheunenfund, der sicherlich nicht übersehen werden sollte.