Sie mögen als Postercars keine Teenager-Zimmer geschmückt haben – doch uns haben die großen, viersitzigen Reisesportwagen aus Maranello stets fasziniert. Vom Ferrari 250 GT/E über 330 und 365 GT bis hin zu 365 GTC/4 und 400 – vornehmlich lackiert in zurückhaltenden Farben und luxuriös ausgestattet, standen die familientauglichen Zwölfzylinder für italienische Grandezza. Man imaginierte alte Mailänder Adelsfamilien oder Römische Filmregisseure, die mit ihren geräumigen Coupés am Wochenende in die Weinberge fuhren. Auch der 1992 vorgestellte Ferrari 456 stand in dieser Tradition: Entworfen von Pietro Camardella and Lorenzo Ramaciotti für Pininfarina, verband der 2+2-Sitzer die klassischen Proportionen eines Frontmotor-Ferraris mit zeitgemäßen Details die den Klappscheinwerfern oder den eingefassten Rückleuchten.
Während man bequem auf Connolly-Leder thronte, arbeitete unter der Haube ein V12-Triebwerk mit 5,5 Litern Hubraum und rund 420 PS, der den Wagen für kurze Zeit gar zum zweitschnellsten Pferd im Stall neben dem F40 machte. Rund 3.300 Exemplare wurden zwischen 1992 und 2003 gebaut. Vor allem in der ab 1998 präsentierten M-Version, vorzugsweise mit unkomplizierter Handschaltung und wenigen Kilometern, ist der Ferrari 456 der ideale Reisewagen für Fahrten quer durch Europa – auch wenn ein Durchschnittsverbrauch von rund 20 Litern auf 100 Kilometer einen doch recht häufig zu einem Tankstopp zwingt. Als italienisch-entspanntem Gentleman sind einem solche weltlichen Dinge natürlich herzlich egal; man genießt einfach einen weiteren Espresso und freut sich der Schaulustigen, die den Ferrari vor dem Autogrill bewundern.
Die Preise liegen momentan je nach Version, Ausstattung und Kilometern zwischen 50.000 und 150.000 Euro – ein vergleichsweise bescheidener Rahmen, wenn man die Preisentwicklung anderer Ferraris aus dieser Zeit betrachtet. Wir jedenfalls würden einen frisch gewarteten Ferrari 456M GT in elegantem Grau mit beigefarbenem Leder, wie ihn der französische Classic Driver Händler Franco Lembo gerade anbietet, für einen herbstlichen Tripp jenseits der Alpen den allermeisten anderen Reisesportwagen vorziehen.