Verschärfte Sicherheitsstandards für Neuwagen bereiteten Mitte der 1980er Jahre den Autobauern Kopfschmerzen. Auch bei Ferrari musste man radikal umdenken. Dies schien nicht schwer zu fallen, da sich die Marke - wie so oft zuvor - in einer schweren Krise befand. Es musste dringend ein Nachfolger für den 1974 präsentierten 512 BB gefunden werden. Enzo Ferrari persönlich entschloss sich daher zu einem radikalen Schritt und lies seinem Haus und Hof Designer Pininfarina freien Lauf. Das Ergebnis war der 1984 vorgestellte "Rotschopf", der auf ganz neue Weise zu einer Ikone wurde.
Achtziger Exzess
Kaum ein anderes Automobil als der polarisierende Ferrari Testarossa wird als das Sinnbild des Achtziger-Jahre-Exzess verstanden. Neben seinem ewigen Rivalen dem Lamborghini Countach, war es der Lamellen-Ferrari, der in den Garagen der Wallstreet-Wölfen parkte. Ruhm erzielte der Testarossa als Luxus-Dienstwagen von Sonny Crockett in Miami Vice und als Star des Sega Computerspiels, Outrun. Passenderweise wurde der rote Zwölfzylinder denn auch in einem Pariser Nachtclub enthüllt.
Auch wenn das breite Heck des unkonventionell keilförmigen Sportwagens aggressives Fahrverhalten vermuten lässt, beschreiben Zeitgenossen den Testarossa eher als "zivilisierten Grand Tourer", denn "brachiale Rennmaschine". Sollte die neue Ferrari Hoffnung etwa ein zahnloser Tiger sein? Leider schon. Wer zu dieser Zeit einen rassigen und kompromisslosen Sportwagen sein Eigen nennen wollte, fuhr mit dem notorisch "rasenden Bullen" von Lamborghini wahrscheinlich besser – uumindest in den "Achtzigern".
Spaßfaktor Youngtimer
Machen wir uns doch nichts vor. Wir leben in einer Welt, in der Zeit für Dinge zu haben, die Freude bereiten, sehr selten ist. Eine Ausfahrt mit dem geliebten Youngtimer soll Spaß machen und der Zerstreuung vom stressigen Alltag dienen. Und dafür ist der Testarossa genau die richtige Wahl. Wer möchte schon in überfüllten Städten für jedes Parkmanöver, die Flügeltüren öffnen und sich - à la Countach - weit aus dem Auto lehnen. Ebenfalls macht es keine Freude sich nach einer Tour im Auto zu fühlen, als käme man von einem Krafttraining mit Arnold Schwarzenegger. Wer bequem mit dem Testarossa übers Land fährt, kann sich trotzdem der Aufmerksamkeit der Fussgänger sicher sein.
Auch wenn der Countach und der Testarossa als die Sportwagen-Konkurrenten der 1980er Jahre gesehen werden, könnten die beiden Wagen nicht unterschiedlicher sein. Der Lamborghini Countach ist mehr Rennwagen als GT und auch der Umstand, dass die letzten Countach gebaut wurden, als der Testarossa das Licht der Welt erblickte, lassen einen teschnischen Vergleich nur schwer zu. Der Autospezialist von RM Auctions Augustin Sabatié-Garat glaubt, dass es noch etwas Geduld bedarf, bis zum "Run" der Sammler auf den Modeneser Sportler: " Nur die QV- und die Sondermodelle zum 25. Jubiläum des Countach lassen sich mit dem Testarossa vergleichen. Vom Lamborghini wurden lediglich 1.300 Stück gefertigt eine sehr niedrige Zahl im Vergleich zu 7.177 Testarossa.“ Der Fachmann weiter: "Der Testarossa hat zweifelsfrei ein gutes Potential zu einem begherten Sammlerstück zu werden, doch die Entwicklung wird sehr langsam fortschreiten, wobei die 512BB’s gerade in den letzen Jahren eine interessante Preisentwicklung vollzogen haben.”
Rot, Roter, Rosso Metallizzato
Wer nicht länger auf seinen Tetstarossa warten möchte, für den könnte der hier gezeigte Ferrari Testarossa in Rosso Metallizzato mit einer Laufleistung, von nur 16,000km das Richtige sein. Der Sportwage wird auf der RM Auktion am 8. September 2014 in London angeboten.
Fotos: Neil Fraser © 2014 Courtesy of RM Auctions