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Wählen Sie Ihren Rennwagen für den ultimativen Gran Turismo-Showdown in Goodwood

Der Aston Martin V12 von Spider Man, ein Ford GT40 auf drei Rädern, eine Hommage an Ayrton Senna und jede Menge Rennstrecken-Action – das sind unsere Highlights des 82. Goodwood Member’s Meeting.

Es gibt keinen anderen Ort auf der Welt, der sich mit Goodwood vergleichen ließe. Nennen Sie mir eine andere historische Rennstrecke mit ihrem eigenen Wettersystem, bei dem selbst die grauesten Tage am Ende goldenen Sonnenuntergängen weichen, die weitreichende Schatten über die ikonische Strecke werfen. Glücklicherweise erfreut sich das Vereinigte Königreich in letzter Zeit des dringend benötigten blauen Himmels, und so traf sich beim 82. Member's Meeting die Creme-de-la-Creme der Piloten historischer Rennwagen unter einem klaren Himmel. Und auch der in Spider-Man-Optik folierte Aston Martin GT3 hatte einen viel beachteten Auftritt.

GT3-Highlights endlich in Goodwood

Mit dem Ziel, die Messlatte mit jeder Ausgabe höher zu legen, wurde bei der diesjährigen Veranstaltung etwas völlig Neues eingeführt: ein GT3-Shootout, bei dem die gesamte Palette homologierter GT3-Fahrzeuge aus den Jahren 2006 bis 2012 ihren Auftritt hatte. Den Besuchern wurde eine Demonstration mit 20 Fahrzeugen von Aston Martin, BMW, Ferrari, Lamborghini und Mercedes-Benz geboten, ehe sechs Fahrzeuge zum Training und Qualifying auf die Strecke gingen, bevor am Sonntagnachmittag das gezeitete Shootout startete. Im Fahrerlager gab es weitere aufregende GT3-Autos zu sehen, darunter zwei Nissan GT-R, die in den frühen 2010er-Jahren in Japan Lackaustausch betrieben. Für Mitglieder der PlayStation-Generation war diese Abordnung von Rennlegenden die perfekte Erinnerung an die vielen Stunden, die sie damit verbracht hatten, durch die Menüs von Gran Turismo zu blättern, um mit einem solchen GT-R auf dem Nürburgring alle Konkurrenten zu übertrumpfen.

Diese GT3-Rennwagen aus der Mitte der 2010er-Jahre auf dieser notorisch schwierigen Strecke fahren zu sehen – auf der es sehr auf Genauigkeit ankommt – war ein wahrer Augenschmaus. Einer der herausragenden Teilnehmer während des Shootouts war Phil Keen am Steuer eines Aston Martin V12 Vantage. Denn er trug die komplette Spider-Man-Lackierung, wie sie 2004 für „Spider-Man 2“ entworfen worden war. Nachdem Phil eine schnelle Rundenzeit hingelegt und die Umgebung mit herrlichem V12-Sound erfüllt hatte, war der BTCC- und Goodwood-Stammfahrer Andrew Jordan an der Reihe. Am Steuer einer Chevrolet Corvette Z06.R GT3 brachte er mit einer Runde in 1.13,618 Minuten die Zeitmessungs-Bildschirme zum Glühen und machte zugleich das Publikum und seine Konkurrenten völlig sprachlos. Es ist nie einfach, auf einer so vollgepackten Veranstaltung neue Disziplinen und Aktivitäten zu finden, aber der Kontrast zwischen einem Vorkriegs-Bentley, der eine Runde auf der Rennstrecke dreht, und diesen GT3-Legenden, die kurz darauffolgen, ist etwas, das nur Goodwood bieten kann!


 

Die Senna Wiedervereinigung

Jedes Mal, wenn ein Formel-1-Auto mit dem Aufdruck „Senna“ auf dem Überrollbügel aus einem makellosen Renntruck rollt, weiß man, dass es die bewundernde Menge in einen Rausch versetzen wird. Und das diesjährige Member's Meeting hat in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Anlässlich des 40. Jahrestages von Ayrtons erstem F-1-Sieg beim verregneten GP von Portugal in Estoril brachte das Classic Team Lotus den kultigen John Player Special Lotus-Renault 97T mit, der im Laufe der Jahre zu einer Art Stammgast bei Goodwood-Veranstaltungen geworden ist. Diesmal, um mit Ayrtons Neffen Bruno Senna wiedervereint zu werden, der die Fans mit drei Hochgeschwindigkeits-Vorführrunden verwöhnte, ja verzückte!

Die mutigen Männer in ihren rasenden Kisten

Wir haben uns rettungslos in die Rennen mit Vorkriegsrennwagen verliebt, speziell nachdem wir einige Zeit mit den Getly-Schwestern und ihrer Flotte siegreicher Bentleys verbracht hatten. Eine gemütliche Fahrt in einem solchen Dinosaurier ist bereits ein unvergessliches Erlebnis, aber Goodwood geht noch einen Schritt weiter und veranstaltet zwei separate Rennen, bei denen die Spitzenleistungen der Vorkriegszeit gefeiert werden. Das erste ist die Earl Howe Trophy (für Autos der 1920er- und 30er-Jahre), das zweite die S.F. Edge Trophy, bei der ausschließlich Modelle aus der so genannten Edwardian Ära (vor 1918) antreten. Eine Ära, in der die fehlende Sicherheit von der Freude an der Geschwindigkeit und dem Nervenkitzel verdrängt wurde. Jedes Auto in der Startaufstellung hatte nur Hinterradbremsen, wobei das „Beast of Turin“, ein von Duncan Pittaway gesteuerter Fiat S76 aus dem Jahr 1911 hervorsticht, der vor den Veranstaltungen mit dem Monster regelmäßig von Bristol nach Goodwood pendelt. Der Fiat wird von einem 28,6-Liter-Reihenvierzylinder angetrieben – der größte Automotor, der je gebaut wurde, denn jeder Kolben hat einen 7 Liter großen Brennraum zu versorgen! 

Obwohl sie keine Türen, keine Sicherheitsgurte, generell nur wenige Sitzplätze, Reifen, die schmaler sind als die meisten Motorradreifen und grob gezimmerte Bleche als Karosserieverkleidung haben, werden diese über 100 Jahre alten Renner bis an ihre absolute Grenze gefahren und nur von den mutigsten Fahrern gemeistert. Während Youngtimer und zukünftige Klassiker bei der neuen Generation von Autoliebhabern nach wie vor beliebt sind, tragen Rennen wie diese dazu bei, dass die Begeisterung für Vorkriegsrennwagen und deren Fahrer ebenfalls weiterwächst!

Der coolste Cadillac

Ein weiteres Highlight des Wochenendes war der Cadillac V-Series-R Hypercar des Jota-Teams, der sein Debüt in Großbritannien gab und die sonnenüberflutete Rennstrecke in das goldene Licht seines Hauptsponsors tauchte. Nachdem er noch lautlos aus dem Fahrerlager herausgeglitten war, genügte das mittlerweile ikonische Dröhnen des V8, um jeden Zuschauer eine Gänsehaut zu bescheren. Als wir ihn um die Strecke düsen sahen, wünschten wir uns ein LMP1-Wiedersehens-Shootout bei einem zukünftigen Member's Meeting. Am Steuer des Caddy saß der Brite Alex Lynn, und er hielt sich nicht zurück, obwohl es wie gesagt das erste Mal war, dass ein Hypercar auf einer britischen Rennstrecke zu sehen war. Je näher wir den nächsten 24 Stunden von Le Mans kommen, desto mehr steigt die Vorfreude, dieses Wunderwerk der Technik, Leistung und Agilität auf einer modernen Rennstrecke zu sehen!

Drei Räder sind genug

Wie immer sind die Rennen in Goodwood nichts für schwache Nerven. Viele, die sich die Aufnahmen in den sozialen Medien ansehen, glauben, dass die Autos, die sich im Eifer des Gefechts hautnah duellieren, Nachbildungen von Rennsport-Ikonen sind. Aber das ist schlicht nicht der Fall. Egal, ob es sich um einen unbezahlbaren Ferrari oder einen kultigen Tourenwagen aus den 1960er-Jahren handelt, die Rennen sind so hart wie zu den goldenen Zeiten von damals. In diesem Jahr verlor ein Ford GT 40 ein Rad und drehte sich spektakulär um 360 Grad, wobei er nur knapp einem größeren Schaden entging. Eine bittere Erinnerung daran, wie knifflig diese seit ihrer Eröffnung unverändert gebliebene Strecke sein kann!

Fotos von Rob Cooper fur Classic Driver 2025