Das Jahr war 1984 und in Paris tobte das Leben. Gut, in Paris ist immer etwas los – die historischen Boulevards von Haussmann, die Monumente, die Brücken der Liebenden bereiten die Bühne für den glockenhellen Klang anstoßender Champagnergläser und dem fernen Pochen eines Synth Beats. Aber an jenem 2. Oktober 1984 war Paris elektrisierender als sonst. Der Nightclub Lido auf der Champs Élysées war der angesagteste Ort von allen, vor allem, wenn man einen Blick auf das jüngste Modell aus Maranello erhaschen wollte, das am Vorabend des Pariser Autosalons an Stelle der Showgirls die Hüllen fallen lassen sollte. Es war ein Moment, den die beglückten Gäste so schnell nicht vergaßen – so sollte sich eigentlich jede Premiere eines neuen Ferrari anfühlen.
Andere, die vielleicht an jenem Abend etwas zeitiger den Cocktails zugesprochen hatten, dürften verschwommene Erinnerungen besitzen. Jene von uns, die zu jung sind, um diese magische Epoche selbst erlebt zu haben, können nur mehr mit stockendem Atem diese grobkörnigen Filmaufnahmen betrachten, die das Début von Ferraris keilförmigem V12-Sportwagen umgeben von leichtbekleideten Tänzerinnen einfingen. Von Pininfarina-Designer Leonardo Fioravanti entworfen, sollte der Testarossa die formalen Spielregeln für viele Jahre neu definieren und zugleich wurde er zum Inbegriff aller Poster Cars der extrovertierten 1980er Jahre.
Was würden Sie sagen, wenn wir Ihnen verraten, dass der 3. Oktober 2024 ebenfalls einen unvergesslichen Abend für Ferrari bereitete? Genau das ist gestern Abend passiert. Exakt 40 Jahre später, mit demselben ersten Serienexemplar, spiegelte sich der berühmte Club Lido im Strahlen des Testarossa-Metallic-Lacks. Es ist unseren Freunden vom niederländischen Sammlerauto-Spezialisten Real Art on Wheels und Tonnie van der Velden zu verdanken, dass sie diese ganz besondere Geburtstagsparty organisiert haben, bei der Chassis Nummer eins vereint mit dem dritten Testarossa, der seinerzeit das Werk verließ, nach so vielen Jahren wieder Seite an Seite parkten.
Das bereits erwähnte Auto mit Chassisnummer 1 – das Teil der Ferrari-Sammlung „The First“ in den Niederlanden ist – war eines von fünf Vorserienautos und der allererste Ferrari Testarossa, welcher der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Es war auch auf der Pariser Automobilausstellung zu sehen, ging dann weiter nach Großbritannien zum NEC in Birmingham und setzte ein Zeichen am Ferrari-Stand in Turin. Chassisnummer 3 war unterdessen das Lido Show Car sowie das
Auto für den Pininfarina-Stand beim Pariser Salon, bevor es zur Turiner Motor Show ging. Später gelangte es nach Asien und Japan und hatte einen prominenten Auftritt auf der Tokyo Motor Show. Der erste Besitzer war Sokichi Shikiba, ein bekannter japanischer Rennfahrer.
Der Ferrari Testarossa, der zwischen 1984 und 1996 gebaut wurde, gilt als einer der Glanzleistungen aus Maranello, deswegen war der gestrige Event eine angemessene Verbeugung vor diesem bahnbrechenden Autodesign gepaart mit Performance, Engineering und handwerklichem Können. Im Lido erhielten die VIPs und Sammler die Möglichkeit, hautnah in diese Entwicklung einzutauchen, die den Testarossa zu einem der begehrtesten Sportwagen überhaupt reifen ließ. „Der Ferrari Testarossa ist eine zeitlose Ikone“, sagt Bodie Hage, der Eigner von Real Art on Wheels. „Keine Frage, dass er zu seinem 40. Jubiläum genauso gefeiert werden sollte, wie damals, als er eingeführt wurde.“