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Adelaide bebt! F1-Legenden erobern die Stadt für dieses Festival Down Under

Vor dem Großen Preis von Australien in Melbourne am diesem Wochenende versammelten sich Aussie-Enthusiasten und Formel 1-Legenden beim Adelaide Motorsport Festival, um alles zu feiern, was vier Räder hat.

Eingebettet zwischen eine Küstenebene mit endlosen weißen Sandstränden und einer Bergregion, in der drei der besten Weinanbaugebiete Australiens beheimatet sind, verwandelt sich das einst verschlafene Adelaide zum touristischen Hot Spot. Heute ist die Hauptstadt Südaustraliens bekannt als gastronomisches Wunderland, doch aus der Zeit als Gastgeber des Australian Grand Prix in den Jahren 1985 – 1995 besitzt die Metropole durchaus auch echte Motorsport-Heritage. Diese beiden Aspekte wurden beim Adelaide Motorsport Festival begeistert gefeiert.

Adelaides schneller Stadtkurs schlängelt sich unter den alten Gummibäumen in den urbanen Parklandschaften hindurch und streift auch den Restaurantbezirk in der Innenstadt. Hier fanden Niki Laudas letztes Rennen, Ayrton Sennas emotionaler finaler Sieg statt, aber auch die immer noch umstrittene Schumacher-Hill-Auseinandersetzung, die das Ergebnis der Weltmeisterschaft 1994 besiegelte. Das Rennen zum Saisonfinale wurde von einer Jahrmarkt-Atmosphäre begleitet und erwarb sich unter den Teams den Ruf einer Hardcore-Party – noch heute erinnern sich die Oldtimer des Motorsports mit einem gewissen Glitzern in den Augen an das Adelaide-Rennen.

Das Adelaide Motorsport Festival lässt sich thematisch locker von dieser Epoche inspirieren und da es am Wochenende vor dem Großen Preis von Australien – jetzt ausgetragen in Melbournes Albert Park – stattfindet, lockt es einige der bekanntesten Persönlichkeiten des Motorsports zu einer Stippvisite. Zu den besonderen Gästen in diesem Jahr gehörten Damon Hill, der zum ersten Mal seit seinem Sieg im letzten Rennen der Saison 1995 die Stadt beehrte, Honorar-Aussie Valtteri Bottas, der Star der Serie „Drive to Survive“ und ehemaliger Prinzipal des Haas-Teams Günther Steiner, Sky Sports-Experte David Croft und der kommende neuseeländische Star Liam Lawson.

Das Festival sorgte schon gleich am Freitagabend für Furore, als die Rush Hour grandios von einer Parade an Rennwagen unterbrochen wurde, die dröhnend auf dem Weg ins Herz der Stadt waren. Tausende Zuschauer jubelten als Grand Prix-Racer der Adelaide-Ära, Gruppe C-Prototypen – darunter ein feuerspeiender Mazda 767B, der kurz Freigang von einer japanischen Sammlung erhielt -, Tourenwagen, Concept Cars, Rennmotorräder und Hypercars vorbeifuhren.

Ziel war eine Party in der Gouger Street, inmitten von Adelaides Chinatown. Pubs quollen über vor Gästen und in den Restaurants wurde im Sekundentakt aufgetischt, während die leuchtend rote Sonne am Horizont versank. Diese Autos und ihre markanten Stallfarben in dieser lebhaften Location statt auf einem Track zu erleben, war ein unvergessliches Erlebnis. Und die gut drei Kilometer währende, eskortierte Fahrt zurück zur Rennstrecke in der Dunkelheit? Wir sind uns jetzt ziemlich sicher, dass sich unter Adelaides Polizisten nicht wenige Petrol Heads befinden!

Die folgenden zwei Tage auf der Strecke ohne Zeitnahme entfalteten sich auf einer verkürzten Version des Circuits in Victoria Park, allerdings gehörten die ursprüngliche Hauptgerade und die Senna-Schikane dazu (immer noch mit Sennas in einen Betongedenkstein gegossene Handabdrücke am Scheitelpunkt). Alle Augen ruhten auf den Stars: Steiner fuhr mit Supercars-Champion James Courtney mit, Bottas steuerte den ehemaligen VK Commodore von Denny Hulme und den Leyton House CG891. Hill kehrte an den Tatort seines berüchtigten Konflikts mit Schuhmacher zurück.

Doch was uns am meisten verblüffte, war die mitreißende Leidenschaft der 40.000 Zuschauer. Ein Großteil von ihnen hatte sich in historischer Teamkleidung kostümiert – ein fast schon pensionierter Mechaniker, der einem Freund half, dessen Benetton startklar zu machen, entdeckte einen Zuschauer, der genau dasselbe Shirt trug wie er selbst beim Rennen 1995, als er noch Ingenieur bei Williams war!

Für diejenigen unter uns, die aus der nördlichen Hemisphäre stammen, ist die Aussicht, dem Gebrüll der V10 in milder Sommerluft zu lauschen, einfach zu verlockend. Dazu noch ein oder zwei Gläser des südaustralischen Shiraz in einer nahegelegenen Weinbar – so kann man ein Wochenende im März verbringen, oder?

Fotos: Andrew Coles