Direkt zum Inhalt

Magazin

Tomek Sarna und sein Porsche 924 führen uns im Namen von Movember zurück ins Jahr 1979

Es gibt nur wenige Dinge, die wir mehr lieben als ein perfekt zeitgetreues Fotoshooting, speziell wenn es um die 1970er-Jahre geht. Für den Fotografen Tomek Sarna und seinen treuen Porsche 924 reichten ein neuer Hairstyle, eine Schlaghose und ein Schnauzer, um in die passende Rolle zu schlüpfen!

Stellen Sie sich vor, es wären die letzten Monate des Jahres 1979. Die Agentur, für die Sie arbeiten und die Werbeflächen und Anzeigen verkauft, hatte ihr bestes Jahr aller Zeiten. Die Stimmung war gut, und die Erwartungen an einen neuen Dienstwagen sogar noch höher. Viele Ihrer schnurrbärtigen Kollegen und Führungskräfte entschieden sich für die vielleicht prestigeträchtigste damalige Option: ein Modell aus der E12 5er-Reihe von BMW oder einen Sechszylinder von Mercedes-Benz. Beides Autos, die vollkommen ausreichend waren, um fleißig Autobahnkilometer abzuspulen und den Opel des Geschäftsführers einer nur wenige Meter weiter neu eröffneten Agentur zu übertrumpfen. Aber die Gerüchte, dass einige Vorgesetzte auch Anrecht auf ein zweitüriges Coupé hätten, klangen allzu verlockend. Und so landeten die Schlüssel zu Ihrem brandneuen Porsche 924 auf dem Schreibtisch. Passend zum Beginn eines neuen Jahrzehnts, das mit dem Versprechen modernster Technologie, beispiellosen Ambitionen, Modetrends jenseits der kühnsten Träume und Musik, die Ihre Blaupunkt-Hochtöner zum Bersten bringen würde, angetreten war. Mit all dem – und dem 924 – wartete nun eine neue Welt voller Möglichkeiten. 

So könnte es sich zugetragen haben, aber Fotograf Tomek Sarna verfolgte ein anderes Ziel: die Magie dieser fraglos stilvollen Ära ins Jahr 2024 zu transferieren. Und damit gleichzeitig einen mehr als verdienstvollen Zweck zu unterstützen. Als er im Januar dieses Jahres diesen wunderbar erhaltenen Porsche 924 Baujahr 1980 kaufte, wusste Tomek, dass das Transaxle-Modell das ideale Motiv war, um sich bei einigen zeitgetreuen Aufnahmen kreativ auszutoben. Bei einigen stand er selbst hinter dem Kamera-Objektiv – und sein Klassiker davor; bei anderen fotografierte ihn ein Berufskollege. Da sich Tomek noch nie einen Schnurrbart hatte wachsen lassen, war dieser November der perfekte Monat, um das Auto, ein sorgfältig zusammengestelltes Outfit und einen frisch gestutzten Bart für Movember zusammenzubringen. Hinter diesem Kofferwort (moustache, Kurzform mo; deutsch: Schnurrbart und November) verbirgt sich eine 2003 in Australien gegründete Wohltätigkeitsorganisation, die immer im November Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Männerkrankheiten sammelt und bald auch in die USA und Kanada sowie nach Europa übergriff. In Deutschland wird die Fundraising-Aktion offiziell seit 2012 durchgeführt, stark unterstützt von Profisportvereinen aus unterschiedlichen Mannschaftssportarten. 

Die von Tomek und seinem Freund Maciej Skrzyński aufgenommenen Fotos wirken dank sorgfältig ausgewählter Locations und Hintergründe, die den Betrachter in diese von beigen Farben geprägte Ära eintauchen lassen, wie aus der damaligen Zeit. Die Hauptinspiration bezog das polnische Duo aus Frisuren der 1970er-Jahre, insbesondere von Robert Redford im Kultfilm „Die Unbestechlichen“. Der handelte vom Watergate-Skandal und kam 1976 und damit im selben Jahr in die Kinos, in dem Porsche begann, den 914-Nachfolger an seine Kunden auszuliefern. Nicht zufällig wählte Tomek daher die Nationalbibliothek in Warschau als Hintergrund. Deren Bau begann nämlich Anfang 1977 und bildete so die ideale Kulisse für das Shooting.

Tomeks Auto ist zwar nicht von 1976, gehört aber – weil Baujahr 1980 – noch zur ersten Serie mit dem 125 PS starken Vierzylinder-Saugmotor. Der stärkere 924 S mit gummiertem Heckspoiler und den LM-Felgen im Telefonwählscheiben-Design erschien erst zum Modelljahr 1986. So präsentiert sich Tomeks früher 924 so, wie er damals vom Band des Ex-NSU-Werkes in Neckarsulm vom Band rollte. 

Tomek brauchte fast ein Jahr, um das für ihn perfekte Modell ausfindig zu machen. Einzige Bedingungen: eine ungewöhnliche Farbe und eine lückenlose Dokumentation. Ende 2023 wurde er in Brüssel mit diesem Exemplar in Petrolblau über einem beige-braunen Interieur fündig. Sein Erstbesitzer war ein in Lubumbashi, Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) lebender Belgier. Der brauchte ein Auto für sporadische Besuche in der Heimat und brachte es dabei auf gerade einmal 30.000 Kilometer, ehe er den Porsche im Jahr 2000 an den zweiten Besitzer verkaufte. Mittlerweile hat Tomek mit dem Auto, das jetzt 66.000 Kilometer auf der Uhr hat, allein in diesem Jahr mehrere Reisen durch Europa unternommen, darunter in die Schweiz sowie nach Österreich, Italien und Deutschland, immer mit Startpunkt Warschau. Insgesamt hat er seit Januar bereits fast 10.000 Kilometer abgespult – und das Lächeln scheint nicht so schnell aus seinem Gesicht weichen zu wollen!