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In Vogue: Callum Mullin über Autos, Mode und Content

Er ist Model, Fashion-Influencer, Petrolhead. Auf Instagram und TikTok folgt ihm eine große Fangemeinde. Nachdem wir Callum Mullin letztes Jahr in Goodwood trafen, wollten wir nun bei einer Fahrt im Porsche 968 Sport des Social-Media-Stars wissen, was für ihn 2024 en vogue ist.

Hallo Callum! Wir freuen uns sehr, endlich mit Dir zusammensitzen zu können und über Autos zu sprechen. Unsere Generation scheint die Liebe zu Autos zu verlieren. Was sind Deine frühesten automobilen Erinnerungen und was hat Deinen inneren Petrolhead geweckt? 

Für mich war es das Aufwachsen in der goldenen Ära der Tuner-Autokultur und der Autokultur im Allgemeinen; überall, wo man hinguckte, ging es um Autos. „Need for Speed: Underground“ war voll angesagt, „Fast and Furious“ hatte seine Blütezeit, MTV zeigte „Pimp My Ride“, und Schumacher „the GOAT“ (greatest of all time) fuhr Rennen für Ferrari. 

In meinen frühesten Erinnerungen sitze ich auf dem Schoß meines Vaters, während er „Need for Speed: Porsche Unleashed“ auf dem PC spielt. Dann Ausflüge nach Schottland mit Vollgas in seinem 911er G-Modell, mit mir auf dem Kindersitz. Nachdem ich anfing zu sprechen, hat er den 911er ausgemustert, so dass er jetzt nur noch in der Garage steht, aber er ist immer noch in der Familie. 

Du bist nicht nur ein Autofanatiker und der – im Scherz – selbsternannte beste Autojournalist der Welt, sondern auch in der Modebranche sehr aktiv. Wie kamst Du zum Modeln und was ist das Geheimnis Deines Erfolgs in den sozialen Medien? 

Ich ging noch zur Schule, und postete ausgefallene Outfits auf Instagram. Als ich 17 war, wurde ich gebeten, für die Alexander Wang x Adidas-Kampagne zu modeln. Ich wollte eigentlich an der Uni studieren, entschied mich dann aber dagegen, um es mit dem Modeln zu versuchen. Mit dem Geld, das ich für die Adidas-Kampagne bekam, kaufte ich mehr Klamotten und fing an, sie online zu kaufen und zu verkaufen. Parallel lud ich Bilder von meinen Outfits auf Instagram hoch, und so wuchs meine Plattform. Damals, etwa 2017, war das noch einfacher, weil es weniger Leute machten. Es gab nicht viele kleine Influencer, entweder war man eine normale Person oder die Kardashians.

Die Welten der Autos und der Mode sind eng miteinander verbunden. Wie hängen beide für Dich zusammen, und was sind Deiner Meinung nach die modischsten Autos der Vergangenheit und der Gegenwart? 

Ich denke, das Mengendiagramm von Autos und Mode hat eine große Überschneidung, es gibt also große Schnittmengen. Es geht los mit dem Wissen um die passenden Farben eines Outfits, und dafür gelten die gleichen Regeln. Blaue Autos mit einer hellbraunen Innenausstattung werden zum Beispiel immer funktionieren, genau wie bei Kleidung. Auch der Fokus auf die Qualität ist eine große Parallele, weshalb ich klassische Modelle mag: Da findet man Muster und Materialien, die man bei einem modernen Auto nie sehen würde. Ich würde mir zum Beispiel nur wegen dieser verrückten Velours-Innenausstattung einen alten Cadillac Eldorado kaufen. Heutzutage schafft das kaum noch jemand, nur Porsche macht einen guten Job - die Hahnentrittmuster, die sie anbieten, sind wirklich cool. 

Die Welt der Sammlerautos kann manchmal etwas verklemmt und ernst sein, dagegen ist Dein Ansatz erfrischend zwanglos und komödiantisch. Wie gibst Du der uralten Kunst des Motorjournalismus einen neuen Dreh? 

Ich versuche, Videos zu machen, die ich mir selbst gerne ansehen würde. Und sie für Leute, die nichts über Autos wissen, verständlich zu machen. Alles, was ich weiß, habe ich beim Durchstöbern von Online-Automarktplätzen gelernt. Petrolheads werden mit dem Attribut „vielleicht sind sie ein bisschen langweilig oder seltsam“ etikettiert, aber ich weiß, dass es da draußen viele coole Car Guys gibt. Die Wahrnehmung muss sich ändern; auch Autospotter haben nicht den besten Ruf. 

Ich betrachte mich als Autojournalist. Ich mache nur Autospotting, weil ich immer auf Reisen bin und nie wirklich mit meinen eigenen Autos. Der TikTok-Algorithmus schreibt vor, dass ich mindestens einmal pro Woche ein Video hochladen muss, also ist es ganz natürlich, dass ich Autospotter geworden bin. Im Moment bin ich in Costa Rica, daher gibt es bald ein Carspotting-Video von dieser Reise. Hier gibt es ein paar tolle Hondas – und auch ein paar gute Mazdas aus den 1970er Jahren!

Sprechen wir über Deine persönliche Sammlung, beginnend mit unserem heutigen Starauto: einem 968 Sport. Für unsere deutschen Leser: Das war eine von Porsche nur für das Vereinigte Königreich in den Jahren 1994 und 1995 lancierte Variante des 968 CS (Clubsport). Mit dem Fahrwerk des CS, aber zum Beispiel mit elektrischen Fensterhebeln/Spiegeln oder Komfort-Sitzen etwas besser ausgestattet als das spartanische CS-Modell. Abgesehen davon ist der 968 noch immer eines der am meisten unterschätzten Modelle der Porsche-Geschichte. Was hat Dich an diesem Exemplar gereizt? 

Als ich vor zwei Jahren durch die Kleinanzeigen blätterte, sah ich ihn und dachte: Eigentlich müsste er in dieser Farbe und mit diesen Felgen das Doppelte kosten. Es wurden ja insgesamt von allen 968-Varianten nur knapp 13.000 Stück hergestellt, so wenige wie von sonst kaum einer anderen Mainstream-Porsche-Baureihe. Ich fand das Konzept eines 3,0-Liter-Vierzylinders auch ziemlich interessant, und die 3/4-Ansicht ist einfach spektakulär, besonders von hinten. Jedenfalls sah ich, dass er verkauft war, aber ein paar Tage später war er wieder gelistet und ich wusste, dass ich ihn haben musste. Meiner hat den Techart Frontsplitter – die sind ziemlich schwer zu bekommen, weil sie sehr schnell überall am Boden kratzen und dann ersetzt werden müssen. Er hat die ebenfalls sehr seltenen Porsche-Speedline-Felgen. Aus zweiter Hand kosten die acht Riesen, aber meine sind nur Imitationen. 

Welche Erfahrungen hast Du seitdem mit dem Auto gesammelt? 

Am Anfang dachte ich, es wäre ein Montagsauto! Nur einen Monat nach dem Kauf ging der Nehmerzylinder kaputt, aber zum Glück war ich schon auf dem Weg zur Werkstatt, und so wurde der Wagen den Rest des Weges abgeschleppt. Danach mussten die Bremsen überholt werden, was einen Monat dauerte. Ich bekam ihn dann zurück und hatte ihn den Sommer über, aber hatte ein bisschen Bedenken, ihn zu fahren. 

Dann, etwa im August 2023, fuhr ich den 968 aus der Garage – die auf einem großen Hügel liegt – und zog die Handbremse an. Ich stieg ein, und bei noch halb geöffneter Tür rollte der Wagen einfach los. Ehe ich mich versah, hing ich im Zaun des Nachbarn. Nach diesem Schreck brachte ich das Auto zu den Spezialisten von Precision Porsche. Sie checkten das Auto gründlich durch, zum Glück war der Schaden überschaubar, es brauchte nur einen neuen Stoßfänger und etwas neuen Lack. 

Die Rückfahrt von Precision Porsche war dann die beste Fahrt meines Lebens. Der 968 erwies sich als großartiger Grand Tourer – er hat so viel Drehmoment, dass man bei einer solchen Überlandfahrt alles im vierten oder fünften Gang erledigen kann. Außerdem hat er Variocam, also ein bisschen mehr Leistung als der 944 S2. Es ist ein bisschen wie bei V-TEC: Ab einer bestimmten Drehzahl erwacht der Motor und wird richtig rassig. Er liebt es, im hohen Drehzahlbereich zu sein, wenn man auf Nebenstraßen unterwegs ist. Die Rote Linie liegt bei etwa 6.700 U/min, aber ich möchte ihn nicht an die Schmergrenze treiben – der Motor wurde während seiner Laufzeit schon einmal überholt, also möchte ich ihn pfleglich behandeln.

Auch der Rest Deiner Sammlung ist ziemlich exquisit, wie jeder weiß, der Deinem Instagram-Account folgt. Könntest du uns Deine Garage zeigen, gibt es da irgendwelche Favoriten? 

Mein Mazda MX-5 der ersten Generation war der erste moderne Klassiker, den ich gekauft habe, er hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und wird demnächst restauriert. An zweiter Stelle steht mein Volvo P1800 ES. Ich wollte schon immer einen richtigen Klassiker, in dem ich einen Rockstar der 1970er-Jahre oder einen Erdkundelehrer imitieren kann. 

Der Kaufprozess war ziemlich grotesk. Ich bin drei Stunden mit dem Zug von London nach Liverpool gefahren. Als ich am Bahnhof ankam, holte mich der Verkäufer ab und brachte mich zu den größten „Charlie und die Schokoladenfabrik“-ähnlichen Toren, die ich je gesehen habe. Der Typ hatte eine Garage voll mit mindestens 50 Bentleys, den Volvo hatte er als Inzahlungnahme von einem seiner Kunden bekommen. Nach ein paar Stunden des Zauderns und einigen ziemlich einflusslosen Verhandlungen meinerseits kaufte ich ihn dann.

Mittlerweile war es 20 Uhr, also sagte ich ihm, ich würde jetzt noch nach Hause fahren. Einer der Scheinwerfer funktionierte bereits da nicht mehr, und ich hatte eine dreistündige Fahrt vor mir. Es war der erste richtige Klassiker, den ich bis dahin gefahren war. Unterwegs merkte ich, dass der Sprit ziemlich schnell zur Neige ging, und als ich von einer Tankstelle wegfuhr, sah ich, wie aus dem Heckbereich eine Ladung Sprit wegschwappte. Irgendwie schaffte ich es trotzdem, nach Hause zu kommen. Was ein Glück war, da ich am nächsten Tag um 7 Uhr morgens einen Flug zur Pariser Modewoche hatte. Das war definitiv eine charakterbildende Erfahrung! Danach brachte ich den Wagen zu einer wirklich großartigen Werkstatt, die sich auf den 1800 spezialisiert hat: Templar Classics. Sie haben nicht nur das Benzinleck repariert, sondern auch eine Menge anderer Dinge. In ein paar Wochen geht er für ein paar Schweißarbeiten wieder dorthin zurück.

Worauf hast Du im Moment noch ein Auge geworfen?

Ich habe noch nicht dazu gepostet, aber ich habe einen E46 BMW 325 Ci (Coupé Injection) in kompletter Opa-Spezifikation. Aber er hat den Unterboden eines M3, einschließlich eines M3-Getriebes, eines kurzen Schalthebels und BC-Racing-Federbeine. Ich habe ihn noch nicht auf eine Rennstrecke mitgenommen, aber ich plane, dieses Jahr meine Rennlizenz zu machen. 

Ich habe darüber hinaus ein Auge auf einen 996 geworfen, vielleicht einen Carrera S, oder einen 996 turbo. Ich mag den originalen frühen 996 mit den gelben Scheinwerfern und der mechanisch betätigten Drosselklappe mit Bowdenzug. Sie haben etwas so Nostalgisches an sich, sind einfach sehr puristisch. Ich habe auch einen Peugeot 106, mit dem ich in die Londoner Low Emission Zone fahren kann, aber ich suche noch nach einem Daily Driver, den ich überall hin mitnehmen kann, oder einen schönen Grand Tourer für den Sommer. Zugegeben, ich könnte den 968 nehmen, aber er muss erst eine Klimaanlage haben, und mit ihm nach Barcelona zu fahren, könnte ein mechanisches Risiko bergen...

Auf welche Automobil- und Mode-Marken sollten unsere Leser im Jahr 2024 ein Auge werfen? 

Toyota ist im Moment in Hochform. Man munkelt, dass es einen GR86 mit mehr Leistung geben wird, was erstaunlich wäre. Herr Toyota ist ein großer Petrolhead, und es ist wirklich krass zu erleben, wie sie mit Volldampf auf Hybride statt nur auf Elektroautos setzen. Ich glaube, Porsche wird seine Vormachtstellung als coolste Marke der Welt beibehalten. Und ich hoffe, dass BMW sein Prestige beibehält. Lassen Sie mich noch etwas sagen: Ich bin wirklich begeistert vom Nardone 928. Ein Lob geht auch an Ford, weil sie diesen irrwitzigen Mustang herausgebracht haben, aber abgesehen davon sieht die Autolandschaft im Moment ziemlich deprimierend aus. 

Was die Mode betrifft, so muss ich Dunhill erwähnen. Mein Freund Ruben und ich waren erst letzte Woche bei ihrer Show, und sie haben sich massiv erneuert. Jedes Outfit würde mir in meinem Volvo gut stehen. Ich war Teil ihrer Kampagne, also bin ich voreingenommen, aber auch Barbour macht dieses Jahr große Schritte und erweitert seinen Horizont über die klassische Wachsjacke hinaus.

Zum Schluss: Was können wir 2024 von Dir erwarten? Irgendwelche großen Pläne?

Mehr Videos über meine Autos. Ich werde einen YouTube-Kanal gründen, weil ich das Gefühl habe, dass meine Inhalte mehr Minuten gut vertragen könnten. Und ich würde gerne einen Vlog (Video-Blog) darüber führen, was mit meinem Volvo alles nicht stimmt. Mein Freund Jimmy Howson und ich sind außerdem dabei, einen 924 IMSA-Rennwagen nachzubauen – ein Liebesbrief an den 924 meines Vaters! Wir wollen einen VW/Audi-Fünfzylinder einbauen und ihn dann aufladen, also bleibt dran! 

Fotos von Tom Shaxson