Der Ferrari Enzo zählt zu den automobilen Ikonen des 21. Jahrhunderts, aber zugleich verweist er auch auf den Insider-Status, den Hypercar-Eignerschaft heute angenommen hat. Von Ken Okuyama bei Pininfarina entworfen, beflügelt die zeitlose Architektur der Linienführung die Imagination der Jungen wie auch der erfahreneren Enthusiasten. Dennoch wurde die Mehrheit der Enzo in Rot spezifiziert: Die De-Facto-Wahl für jene, die ihr Springendes Pferd als Investment betrachten und nicht als Objekt der Begierde mit der Macht, die nächste Generation für sich zu gewinnen.
Arthur Kar gehörte zu den Teenagern, die damals bei der Einführung des Enzo schlagartig gefesselt waren. Jetzt will er dem Mysterium, dass diese beinahe unwirklichen Automobile umgibt, auf die Spur kommen und zugleich der Öffentlichkeit ermöglichen, in der Pariser Ausstellung „Red Enzo“ von L´Art de L´Automobile diese Autos hautnah und unmittelbar zu erleben. Wir haben uns mit Arthur darüber unterhalten, weshalb der Enzo in 2023 so aktuell wie nie ist.
Arthur, was hat die „Red Enzo“-Ausstellung inspiriert und was erwartet die Besucher?
Es fing alles als ein Scherz zwischen mir und einem Freund an, als wir den Enzo in der Farbe Silver kauften. Als das Hypercar auf den Markt kam, waren die meisten Exemplare rot. Während wir diesen schönen silbernen Enzo kauften, meinte mein Freund: „Warum finden alle nur, dass der Enzo rot sein muss?“ Ein Problem mit der Autokultur ist, dass viele Menschen einen guten Geschmack besitzen, aber sich bei Farben kaum trauen, ein Risiko einzugehen.
Also haben wir beschlossen, ein T-Shirt zu machen, das die Erwartungshaltung spiegelt – ein „Red Enzo“ -, aber statt die Worte in Rot zu schreiben, wählten wir Argento Silver. Viele meiner Freunde, die Autos lieben, sind keine Car Guys – sie stammen aus den Bereichen Fashion, Kunst oder Architektur -, aber sie schätzen Autos, ohne in sie vernarrt zu sein. Deswegen liebe ich, was wir tun – viele denken, dass diese Autos nur gebaut werden, um das eigene Vermögen in Szene zu setzen. Aber uns geht es um die Wertschätzung von Design und Fahrerlebnis. Der Enzo verkörpert das pure Designauto.
Uns blieb auch die Zeile „Serious enquiries only“ nicht verborgen…
Das ist so ein Umstand, den Menschen wie ich, der ich seit über 20 Jahren in diesem Business bin, immer noch nicht verstehe. Man kann Geld haben, man kann davon träumen, dieses Auto zu besitzen, aber man vermag es trotzdem nicht zu kaufen. Ich mag Unternehmen nicht, die wundervoll individuelle Autos bauen, aber eben nur für einen bestimmten Kundentypus. Es ist nicht fair. Das immergleiche Produkt an den immergleichen Menschen zu verkaufen, ist nicht gut – man sollte nicht ein Dutzend schlechter Ferrari kaufen müssen, um das Supercar seiner Wünsche zu erhalten.
Diese Haltung ist doch ein Witz. Selbst wenn man nicht ernsthaft als Käufer in Frage kommt, verdient man, mehr über den Enzo zu erfahren, deswegen platzieren wir auch die Händlernummer auf der Jacke. Selbst wenn der Enzo für Sie unerschwinglich bleibt, die Jacke könnten Sie sich kaufen. Es geht vor allem darum, Menschen diese Autos zu zeigen. Viele werden vielleicht nicht in der Lage sein, etwas zu kaufen, aber trotzdem erlaubt ihnen die Ausstellung eine Begegnung mit dem Enzo. Und vielleicht werden sie doch eines Tages tatsächlich selbst einen in der Garage stehen haben.
Inzwischen gibt es so viele Hypercars. Warum besitzt der Enzo für Sie immer noch diesen X-Faktor?
Alles dreht sich um das Design. Das soll jetzt nicht respektlos klingen, aber der Namen ist eben nur ein Namen. Das Auto zu fahren, ist großartig, weil es einen V12 hat, aber das Getriebe ist in die Jahre gekommen und lässt sich nicht updaten. Wenn dieser Ferrari geparkt dasteht, ist er umwerfend schön, vor allem bei geöffneten Türen. Wenn Sie sehen, wie er konstruiert wurde, entdecken Sie auch einen Formel 1-Rennwagen. Die besten Supercars überhaupt sind für mich erstens der Carrera GT, zweitens der McLaren F1 und an dritter Stelle der Enzo Ferrari. Alles ist sehr, sehr architektonisch geprägt.
Warum liegt Ihnen der Enzo persönlich so sehr am Herzen?
Ich liebe den Enzo, weil er herauskam, als ich in den späten Teenagerjahren war, er war unser aller Traumauto. Es gab damals tatsächlich eine Reihe von Menschen in Paris, die einen Enzo fuhren und einer hieß Jonathan, einer der wichtigsten Kunden von Ferrari Paris. Er hatte einen schwarzen Enzo, den er – ich übertreibe nicht – täglich fuhr. Ich sah diesen Ferrari oft, wenn er vor der roten Ampel anhielt, aber ich war zu schüchtern, um ein Gespräch zu suchen. Allmählich grüßte er mich, weil er wusste, dass ich Autos liebe und das hat mich enorm glücklich gemacht. Dann war da noch ein Mann mit einem gelben Enzo aus Monaco, der damit viel in der Stadt unterwegs war. Es gab auch eine Anzahl anderer Diplomaten, die Enzos in Paris hielten. Kurz, ich verehre den Enzo, weil er einen formativen Moment für meine Generation darstellt.
Wie würden Sie ihn mit den anderen Halo Cars aus Ferraris Historie vergleichen?
Selbstverständlich habe ich mich sofort in den F40 verliebt, als ich mich reinsetzte und darin zum ersten Mal gefahren wurde. Der F50 zählt auch zu meinen Favoriten, weil er ein manuelles Schaltgetriebe besitzt und das Dach entfernt werden kann. Doch der Enzo besitzt das gewisse Etwas in Sachen Design, das ihn von diesen anderen Ferrari unterscheidet. Wenn Sie jemandem erklärten, es handle sich hier um ein neues Modell, man würde Ihnen glauben. Nur der Carrera GT und der Enzo verfügen meiner Meinung nach über diese Qualität.
Denken Sie, dass der Enzo für heutige Kids noch relevant ist?
Aber ja! Die Kids heute sind vom Enzo begeistert – ich weiß das, weil ich das Glück habe, Enzos in Paris zu fahren, ganz wie die Menschen, die mich seinerzeit inspirierten. Ich sehe, dass sie wissen, um welches Modell es sich handelt und wie aufregend sie das finden. Immer wenn ich an einer roten Ampel anhalten musste und mich umschaute, sah ich, wie die Jungen wie verrückt Fotos machten.