Update: The Ice St. Moritz wurde wegen des Coronavirus abgesagt. Weitere Informationen finden Sie hier.
Weil sich wieder viele Millionen-Dollar schwere Sammlerautos zur zweiten Auflage des International Concours of Elegance (The Ice) nach St. Moritz bewegen werden, entschloss sich der Schweizer Enthusiast Alex Boller diesmal für einen gänzlich anderen Ansatz. Nämlich ein vergleichsweise beschiedenes Auto zu bauen, von dem er sicher sein kann, dass es das Auswahlkomitee des Events nicht würde ignorieren können: den VW Käfer „Ice Control“.
Der gebürtige Züricher verbringt nicht nur so viel Freizeit wie möglich damit, auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voran den die berüchtigte Eisröhre des Cresta Run hinunterstechen. Sondern hat auch The Ice vom ersten Tag an unterstützt. Zum Lohn verlieh man ihm im letzten Jahr den Preis „Spirit of St. Moritz“ für seine Eskapaden auf dem See mit einem wunderbar gealterten Bentley 4 1/2 Litre.
„Die Atmosphäre bei ‚The Ice‘ war 2019 so gut, weil sich alles sehr spontan anfühlte und es auch keine kommerziellen Aspekte gab“, erinnert sich Boller mit Wohlwollen. „Die Leute waren verblüfft, dass so viele wertvolle Klassiker und Supercars sehr zügig über das Eis bewegt wurden. Um ein wenig den Geist der originalen Bentley Boys aus den 30er-Jahren zurückzubringen, zog ich auf hölzernen Skiern stehende Skiläufer hinter meinem 4 ½ litre her. Das erregte gerade im 100. Jubiläumsjahr von Bentley mächtig Aufsehen, und danach erschienen haufenweise Artikel über uns in Magazinen und den Periodika der Owners‘ Clubs.“
Boller war fest entschlossen, auch in diesem Jahr wieder an The Ice teilzunehmen. Diesmal mit einem Modell, das ihm mit Sicherheit wieder einen Startplatz einbringen würde. „Ich dachte mir: Wenn 200 Leute aus der ganzen Welt ihre Nennungen abgeben und sehr wahrscheinlich mit einer großen Bandbreite exotischer Autos anrücken, dann werde ich meinen alten 50er-Jahre-Käfer in einen lustiges „Ice Control“-Führungsfahrzeug umbauen. Damit müssen sie mich dann zulassen!“ Kaum zu betonen, dass die Modifikationen an diesem sehr speziellen „Love Bug“ über das von einem alten Taxi entnommene beleuchtete Zeichen auf dem Dach hinausgingen.
Um nicht jeden im Engadin fahrenden Autofahrer unnötig aufzuhalten, packte Boller einen 2,1-Liter-Motor mit nicht weniger als 140 PS ins Heck des Krabbeltiers. „Um ihm ausreichend Kühlung zu verschaffen, habe ich mir die Motorhaube eines Renault 5CV besorgt“, scherzt er. „Und weil der TÜV für ein so kräftiges Auto innenbelüftete Scheibenbremsen forderte, musste ich auch noch eine neue Vorderachse einbauen.“ Es folgten ein eng abgestuftes Getriebe und ein Sperrdifferential. Ehe noch das sprichwörtliche Sahnehäubchen auf der vorderen Stoßstange angebracht wurde: Das geheiligte Emaille-Wappen des St. Moritz Tobogganing Clubs. „Ein Muss für jedes meiner Autos.“
Wenn Sie sich fragen, wie sich dieser kleine Hot-Rod fahren lässt, sagt man uns, dass er so seine Eigenheiten habe. „Er ist sehr schnell, doch aufgrund des kurzen Radstands auch ein bisschen zappelig, daher muss man vorsichtig sein“, weiß Boller. Vor kurzem nahm er mit seinem verrückten Käfer an einem von Porsche organisierten Winterfahrtraining teil. Am Ende des Tages waren alle Tutoren ganz scharf darauf, einmal mit der „Ice Control“ zu fahren. „Die einheimischen Engadiner scheinen ihn zu lieben – die Porsche 911-Fahrer, mit denen ich mühelos mithalten kann, eher weniger!“
Zusammen mit seinem Sohn Dino, mit dem er sich seine Begeisterung für Autos teilt, wird Alex Boller in seinem Käfer an diesem Wochenende über den gefrorene Seen ballern. Zusammen mit italienischen Supersportwagen und Nachkriegsklassiker mit V12-Power. „Wenn es nur halb so gut wird wie letztes Jahr, ist wieder viel Spaß garantiert“, fasst er zusammen. „Wir sehen uns auf dem Eis, Jungs.“
Fotos: Andrea Klainguti für Classic Driver © 2020