Für die Bewohner der Schweizer und italienischen Alpen ist der Fiat Panda mit zuschaltbarem Allradantrieb 4x4 seit seiner Markteinführung im Jahr 1983 ein fester Bestandteil ihres Alltags. Für das simple, aber ikonische Design ließ sich Giorgetto Giugiaro von Klappstühlen und Hubschraubern inspirieren. Das Auto selbst war leicht, wartungsfreundlich, modular und kostengünstig in der Herstellung – und mit einem 4x4-Antrieb von Steyr-Puch gesegnet, der es in steilem Gelände und im Winter nahezu unschlagbar machte. Als dann Fiat-Patron Gianni Agnelli in St. Moritz auftauchte und lässig mit seinem silbernen Panda 4x4 durch den noblen Ort cruiste, hatte die internationale Hautevolée ein neues „It Car“ entdeckt. Wir von Classic Driver verließen uns bald auf unseren eigenen maßgeschneiderten Panda, um zwischen dem Cresta Run, dem Kulm Hotel und dem Dracula Nachtclub zu pendeln. Als wir unser eigenes kleines Classic Driver Panda 4x4 Meet St. Moritz im Dezember 2019 im ehrwürdigen Suvretta House planten, hatten wir nicht damit gerechnet, dass eine Panda-Pandemie bald die Welt von China bis Kalifornien erfassen würde.
Inzwischen haben wir Superpandas im 80er-Jahre-Stil, elektrifizierte Klassiker und kreative Restomods mit Missoni-Sitzbezügen, eine Hommage an Indiana Jones, ein maßgefertigtes Meisterstück von Turnbull & Asser, einen spektakulären Panda Six-wheeler und einen furchteinflößenden 300 PS R5 Rallye-Panda gesehen. Die Panda-Preise haben sich vervierfacht, einige der feinsten Exemplare stehen gleich hier im Classic Driver Markt zum Verkauf. Doch während die ersten „Pandanalytiker“ und vorsichtigen Käufer vielleicht hoffen, dass der Höhepunkt des Hypes bald vorbei ist, finden wir die Zeit gekommen, neues Benzin ins Feuer zu gießen und die nächste Stufe der Panda-Bewegung anzukündigen: Der Nuova Panda 4x4 wird das nächste „Ding“!
Der von Giuliano Biasio bei Bertone in enger Zusammenarbeit mit dem Centro Stile von Fiat entworfene und ab 2003 in Polen gebaute Panda II (Typ 169) hob sich von seinem Vorgänger neben dem Design durch eine wesentlich modernere Architektur und (ab September 2005) eine Serienausstattung mit ABS, EBD und mindestens einem Airbag ab. Im Herbst 2004 führte Fiat zusätzlich den Panda 4x4 ein, zu erkennen an der etwas größeren Bodenfreiheit und dem querliegenden Endschalldämpfer. Eigentlich sollte die fünftürige Schräghecklimousine gar nicht Panda heißen, sondern Fiat Gingo – ein Name, der nach Meinung von Renault zu sehr nach Twingo klang, so dass die Franzosen Anwälte einschalteten und den alten Namen Panda schnell wieder aufleben ließen. Natürlich fehlte dem Nuova Panda das Jetset-Flair der 1980er-Jahre und der Purismus von Giugiaros Schuhkarton-Design. Aber für die anspruchsvollen Alpenbewohner zwischen Cortina d'Ampezzo und St. Moritz bot die zweite Generation genau das, worauf sie gewartet hatten: Ein dezentes, leichtes, überall einsetzbares Auto, das sie in der Allrad-Variante zuverlässig zu den entlegensten Hütten, Wäldern und Bauernhöfen bringen würde und dabei immer noch cool und lässig aussah, wenn es vor einem alpinen Grandhotel geparkt war.
Und genau wie Fiat gehofft hatte, wurde auch dieser Panda ein großer Erfolg: 2004 wurde er mit großem Vorsprung zum „Auto des Jahres“ gewählt und erhielt außerdem den Compasso d'Oro für Industriedesign. Sogar James May von Top Gear kaufte sich seinen eigenen kleinen Nuova Panda, nachdem das Auto in einer Umfrage zur Zuverlässigkeit und zum Fahrerlebnis den achten Platz von 152 Autos belegt hatte. Ausgestattet mit dem 1,4-Liter-Benziner und dem manuellen 5-Gang-Getriebe – und immer noch deutlich unter einer Tonne Gewicht wiegend – wurde der neue Fiat Panda 4x4 bald von der italienischen Polizei und dem Militär, von Forstbehörden sowie von der kompromisslosesten Behörde der Zentralalpen, der Schweizer Post, bestellt.
Wird der Fiat Panda 4x4 der zweiten Generation nun wie sein Vorgänger ein Held der Custom-Car-Kultur werden? Wir glauben es ehrlich gesagt nicht. Aber wenn Sie langsam genug haben von den gleichen alten Instagram-Stereotypen, es leid sind, die gleichen Negronis zu trinken, auf den gleichen Eames-Lounge-Sesseln zu sitzen und die gleichen Pandas und Porsches aus den 1980er-Jahren zu fahren, dann könnte dieser Hot Hatch aus dem neuen Jahrtausend genau Ihr Ding sein. Stellen Sie ihn einfach in Ihre Garage neben Ihren 996 Porsche Turbo oder Ihren Bentley Brooklands, und Sie werden die nüchterne Modernität dieser wunderbaren Ära des Automobildesigns zu schätzen wissen. Und jetzt kommt das Beste: Wir würden Sie auch beim nächsten Classic Driver Panda 4x4 Meet St. Moritz mit offenen Armen empfangen. Pandiamo!
Fotos: Andrea Klainguti für Classic Driver
