Für das Gros der Sportwagenwelt ist der 993 die begehrenswerteste Baureihe in der 50-jährigen Geschichte des 911. Nicht bloß wegen seiner harmonischen Gesamterscheinung. Auch die Tatsache, dass der 993 die letzte luftgekühlte und von Hand gefertigte Serie war, verschafft dem Zuffenhausener Sportwagen heute noch viel Anerkennung.
Der 993 war auch der letzte Elfer, der die klassischen Proportionen der Ikone nahezu beibehielt. Wenn auch die ab 1995 produzierte Turbo-Version deutlich präsenter wirkte als die schwächeren Modelle. Die hinteren Kotflügel waren breiter ausgestellt, die Stoßstangen aerodynamischer gestaltet – in Anlehnung an den Porsche 959. Besonders prägnant war wie schon beim Vorgänger der große Heckflügel.
Der 993 profitierte vom Technik-Wunders 959
Technisch gesehen brachte der 993 Turbo viele Innovationen mit sich. Anders als beim Vorgänger wurde der Sechszylinder-Boxer von zwei Turboladern versorgt und knackte so als erstes Serienmodell seit dem 959 die 400-PS-Marke. Zudem kamen Sicherheitsfeatures wie ein modernes ABS-System zum Einsatz. Ja, der 993 profitierte von den Erkenntnissen beim Technik-Wunders 959 und war dadurch deutlich besser kontrollierbar als der 964 Turbo.
Das heißt natürlich nicht, dass der 993 Turbo im Fahrbetrieb keinen Nervenkitzel erzeugte. 408 PS mögen heute zwar nicht mehr überwältigend klingen, doch in den Neunzigerjahren waren selbst Ferrari-Besitzer ständig auf der Hut, dass nicht plötzlich ein Zuffenhausener Turbo neben ihnen an der Ampel hielt.
Ferrari-Besitzer waren stets auf der Hut
Als wir bei unserer Begegnung mit dem dunkelroten Turbo in das Auto einsteigen, bemerken wir jedoch, dass beim 993 längst noch nicht alles so perfekt war, wie man es heutzutage gewohnt ist: Die etwas umständliche Bedienung der Pedalerie etwa, die versetzt von der Fahrerposition angebracht wurde, oder die – nach gewisser Laufleistung, versteht sich – nicht besonders präzise Sechsgang-Schaltung.
Nichtsdestotrotz darf der 993 Turbo als ein großer Meilenstein in der Geschichte der aufgeladenen 911er gefeiert werden – wenn nicht für seine vom Rennsport abgeleitete Technik oder seine gelungene Erscheinung, dann sicherlich dafür, dass man nicht Vic Elford heißen muss, um mit diesem Sportwagen „eine schnelle Runde“ zu drehen.
Fotos: Simon Clay für Classic Driver