Im Laufe der Geschichte eines jeden Autobauers gibt es bahnbrechende Momente, die den Ruf der Marke stärken. Das kann der Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans sein, das Erreichen einer Produktionszahl von 1.000.000 Exemplaren oder die Entwicklung einer Top-Variante für eine bestehende Modellreihe, die selbst die exklusivsten Hersteller von Supersportwagen das Fürchten lehrt. Genau das geschah im Oktober 1974, als Porsche auf dem Pariser Salon den „930“, besser bekannt als 911 Turbo, der Weltöffentlichkeit präsentierte.
Der mit Hilfe eines KKK-Turboladers aufgeladene 3,0-Liter-Boxer (Typ 930/50) versprach mit 260 PS den Vorstoß in Leistungsbereiche, von denen nicht nur bisherige Porsche-Kunden nie zu träumen gewagt hätten. Um sicherzustellen, dass der Turbo im Vergleich zu einem „normalen“ 911 im Straßenbild auffiel, erhielt er eine breitere Karosserie und den inzwischen ikonischen, einer Walschwanzflotte ähnlichen Heckspoiler des Carrera RS 3.0. Quasi über Nacht avancierte der eher schlichte 911 so zu einem ernsthaften Rivalen von Ferrari und Lamborghini. Zur Feier des 50. Geburtstags haben wir sechs herausragende und aktuell im Classic Driver Markt angebotene 930 Turbo herausgesucht.
Diese 930 Turbo veranschaulichen die Entwicklung des ikonischen Porsche:
Wir beginnen unsere Parade mit einem äußerst ungewöhnlichen Exemplar aus dem Jahr 1976 – also mit dem heute weitaus selteneren 3,0-Liter-Motor, der ab 1978 durch den leistungsstärkeren 3,3-Liter mit 300 PS abgelöst wurde. Dieses beim Wuppertaler Händler „Early 911s“ angebotene Exemplar ist eines von weltweit nur zwei in der Farbe Türkis Diamant Metallic (370). Was zeigt, dass die PTS-Farbpalette, aus der heutige Kunden wählen können, größtenteils aus der reichen und schon damals farbenfrohen Vergangenheit von Porsche hervorgegangen ist. Dieser ausgefallene Farbton steht dem breitbeinigen 930 unverschämt gut und kontrastiert mit einem Interieur in gelbem Leder und blau akzentuierten Sitz-Mittelbahnen. Dieser 930 Turbo wird mit aktuellem TÜV /AU sowie einem Classic Data Gutachten der Note 1 angeboten. Ein echter Hingucker auf dem Standard eines Neufahrzeugs, der mit Sicherheit Ihre ganze Nachbarschaft zum Staunen bringen wird!
Wenn Sie einen etwas unauffälligeren 930 Turbo bevorzugen, empfehlen wir Ihnen dieses ebenfalls in Deutschland bei der Boxer Motor & Klassische Automobile GmbH aus Dottenhausen stehende Modell Baujahr 1977. Ebenfalls mit dem begehrten 3,0-Liter-Motor ausgestattet, ist er einer von weltweit nur fünf 930 in der Farbe Marathon Silver Blue Metallic. Er ging neu nach Ohio (USA), kehrte mit 13.000 Meilen Laufleistung 2011 zurück nach Deutschland, wo Motor und Tacho auf europäische Standards umgerüstet wurden. Das Sommer-, Garagen- und Nichtrauchermodell hat TÜV/AU und eine H-Zulassung, ein jüngst durchgeführtes Leistungsdiagramm attestiert dem Motor des sehr originalen 930 satte 273 PS. Achten Sie nur darauf, dass Sie sich konzentrieren, wenn mit erhöhter Drehzahl der Turbo schlagartig einsetzt!
Dieses bei der Pebble-Beach-Auktion von Gooding & Company am 27. August zum Verkauf stehende metallicgrüne Exemplar schafft den Spagat zwischen Auffälligkeit und Unauffälligkeit, den ein 911 so gut beherrscht. Auch im Innenraum dieses ebenfalls aus dem Jahr 1977 stammenden Exemplars dominieren grüne und olivfarbige Töne – von den Teppichen über den Armaturenträger bis hin zu Sitzen und Türverkleidungen. Als Liebhaber von „all things green” wäre dieser smaragdgrüne 930 derjenige aus dem Sextett, mit dem wir in der Classic Driver-Redaktion am liebsten in den Sonnenuntergang fahren würden! Diverse Aufkleber („Porsche Classic - 40 Jahre 911 turbo“ oder „Porsche Langzeitgarantie“) deuten ebenso wie der Tacho mit seiner km/h-Skala auf eine deutsche Vergangenheit – nähere Details zum Lebenslauf wird Gooding rechtzeitig vor Auktions-Start bekanntgeben – also bleiben Sie dran.
Ein Sprung ins Jahr 1982 bringt uns zu einem 930 Turbo, der im Vergleich zu den anderen fast wie ein Alien aussieht. Dieses nun schon mit dem 3,3-Liter-Motor bestückte Auto in Grand-Prix-Weiß über einem beige/schwarzen Lederinterieur gehört zu nur 34 im Modelljahr 1983 gebauten Flachbauten, die als Hommage an den Rennwagen 935 von der Porsche Sonderwunsch-Abteilung realisiert wurden. Es wurde neu in die Schweiz geliefert, kam in den 90er-Jahren nach Monaco und dann in eine französische Sammlung. Das Exemplar gehört zu den frühen Modellen mit Türen aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff (GFK) und hat bis heute 21.400 Kilometer abgespult. Eine Besonderheit sind die vier im Frontspoiler integrierten eckigen Scheinwerfer – hatten doch frühe „Flatnose“-Typen ähnlich wie der 935 runde Scheinwerfer und die späteren Versionen Klappscheinwerfer.
Wie bei allen 911 waren es auch beim 930 die verschiedenen Varianten, die ihn so attraktiv machten. Vom Coupé bis zum Flatnose, vom Speedster bis zum Cabriolet gab es wirklich für jeden Enthusiasten das passende Angebot. Daher musste dieses rechtsgelenkte 930 Turbo Cabriolet unbedingt mit in unsere Auswahl. Zumal es auch noch sehr selten ist – insgesamt baute Porsche für den europäischen Markt nur 628 930 Cabrios und unser Schaustück ist nur einer von 39 im Jahr 1988 exportierten Rechtslenker. Bei Kilometerstand 58.000 erfuhren der Sechszylinder-Boxer und das Getriebe 2014 eine komplette Überholung, ergänzt um eine neue Kupplung. So präsentiert sich das vom britischen Händler Classic Motor Hub Sales offerierte Cabrio als eines der coolsten Offenmodelle, das man derzeit für Geld kaufen kann. Stellen Sie sich nur vor, wie gut der Motor klingt, wenn Sie das dunkelblaue Stoffverdeck und die Seitenfenster komplett heruntergelassen haben!
Und so kommen wir frei nach dem Motto „das Beste zum Schluss“ zur ultimativen Iteration des 930 Turbo. Der 930 Turbo Sonauto aus dem Jahr 1989 ist das sechste von nur zehn gebauten Exemplaren, den der französische Porsche-Importeur aus Anlass des Produktionsendes zusammen mit dem Porsche-Werk entwickelte. Die Leistung von exakt 352,2 PS bei 5.250/min übertrifft die 330 PS eines 3,3 Liters mit WLS (Werksleistungssteigerung) nochmal deutlich.
Optisch mit den breiten Radkästen und dem Walflossen-Spoiler scheinbar unverändert, hebt sich dieses späte Modell über einen kantigeren Frontspoiler mit „mesh“-Grilleinsatz und ein sportlicheres Fahrwerk mit Bilstein-Stoßdämpfern, das den Boliden vorne um 38 mm und hinten um 27 mm absenkt, von einem regulären 3,3 Liter ab. Die hintere Spurweite wurde um 35 mm verbreitert, innen vom Porsche 959 abgeleitete Sportsitze mit einem farblich von schwarz auf hellgrau changierenden Lederbezug und ein Pioneer Hifi-System installiert. Der mattschwarz lackierte Turbo S (bis auf die Heckkotflügel die Originalfarbe) hat ein Schiebedach und verzichtet auf den am Heck angebrachten „turbo“-Schriftzug. Er blieb die ganze Zeit über in Frankreich beziehungsweise Monaco und hat bis heute nur 46.000 Kilometer zurückgelegt. Damit hat er alle Anlagen für ein künftiges Millionen-Dollar-Sammlerobjekt!
